Tagung: „Heimat – Identität – Mobilität in der zeitgenössischen jüdischen Literatur“ (18.-20.11.2013)
Internationale Tagung:
„Heimat – Identität – Mobilität in der zeitgenössischen jüdischen Literatur“
18.-20.11.2013, Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Ort: Bibliothek des Staatlichen Bauamtes, Kasernstraße 4, 96049 Bamberg
Kulturelle Selbst- und Fremdbilder und die (Un-)Möglichkeit von Heimat vor dem Hintergrund von Exil, Diaspora und Vertreibung sind von grundlegender Bedeutung für die jüdische Identitätsbildung. Dabei korrelieren identitätsstiftende Elemente aus der jüdischen Kultur mit den jeweiligen kulturellen, generativen, sozialen, territorialen und politischen Gegebenheiten. Doch trotz der unterschiedlichen situativen und persönlichen Voraussetzungen in den Einzelbiographien kann von einem gemeinsamen Erfahrungskern gesprochen werden, der eine interdisziplinäre Betrachtung fruchtbar erscheinen lässt. Die literaturwissenschaftlich ausgerichtete Tagung widmet sich den Themen Heimat, Identität und Mobilität in der zeitgenössischen jüdischen Literatur und möchte diese innerhalb der Spannungsfelder Israel/Diaspora, Selbst-/Fremdbilder, Vertreibung/Migration und Sepharden/Aschkenasen diskutieren.
Folgende Schwerpunkte stehen im Fokus der einzelnen Sektionen:
Israel/Diaspora: Die Frage nach der oder einer jüdischen Heimat in der Literatur ist im Spannungsfeld Israel und Diaspora angesiedelt. Israel als Nation kann sowohl religiöse und weltliche Heimat sein als auch Exil- und Schutzraum. Dagegen wirft jüdische Literatur in der Diaspora die Frage nach der Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit von Heimat auf. Israel erscheint auch für viele Juden in der Diaspora als ideelle und religiöse Heimat und als kaum zu ignorierender Bezugspunkt.
Selbst-/Fremdbilder: Individuelle und kollektive Identitätskonzepte in der jüdischen Literatur greifen Strategien zur Veränderung, Erhaltung und Ablehnung traditioneller Lebensmuster auf. In ihnen werden Selbst- und Fremdbilder sowie Normen, Zuschreibungen und Stereotypen verarbeitet. Häufig sind diese Identitätskonzepte von der Erfahrung als Angehörige einer Minderheit geprägt. Besonders vor dem Hintergrund von Generationsunterschieden haben diese Faktoren differentes Potenzial.
Vertreibung/Migration: Die Begriffe Mobilität und Judentum sind meist verknüpft mit Vertreibung und daran anschließenden Verlust von Heimat. In Zeiten der Globalisierung rücken andere Formen der Migration in den Mittelpunkt. Diaspora und das Leben als Fremde in der Fremde weichen zunehmend transkulturellen Identitäten als literarische Themen und Figuren.
Sepharden/Aschkenasen: Ein weiteres Spannungsfeld bilden die kulturellen und soziopolitischen Unterschiede zwischen Sepharden und Aschkenasen, zwei geographische Eckpunkte und zugleich zwei kulturelle Zentren des Judentums, sowohl innerhalb Israels wie auch der Diaspora. Dabei sind die Konstruktion des „Anderen“ und Strategien zur Abgrenzung von zentraler Bedeutung.
Montag, 18.11.2013
14:00-14:15 Begrüßung und Eröffnung
14:15-14:45 Christina Liebl / Jan Schröder / Chris W. Wilpert: Thematische Einleitung
14:45-15:10 Mark H. Gelber (New York / Beer Sheva): Multiple Displacement and Multilingualism and their Impact on Identity Construction in the Literature of Survival: Ruth Klüger and Fanya Gottesfeld Heller.
15:10-15:35 Christoph Houswitschka (Bamberg): Die Erinnerung an die Shoah und jüdische Identität in der englischen Gegenwartsliteratur.
16:30-16:55 Norbert Otto Eke (Paderborn): Gebrauchte Juden. Jüdische Identität in den Täterländern nach der Shoah.
16:55-17:20 Iris Hermann (Bamberg): Robert Schindels Roman Der Kalte (2013).
20:00 Robert Schindel liest aus Der Kalte (2013) (An der Universität 2 / 00.25)
Dienstag, 19.11.2013
09:30-09:55 Harm den Boer (Basel): Miguel de Barrios und der spanische Atlas Mayor von Blaeu: Marrano Topographie.
09:55-10:20 Elvira Grözinger (Potsdam): Der Zauber des Orients? Schilderungen der Judenviertel in der zeitgenössischen nicht-aschkenasischen Literatur.
11:10-11:35 Elisabeth Güde (München): La langue pour seule patrie? Sprachheimaten (in) der sephardischen Literatur.
11:35-12:00 Mechthild Gilzmer (Saarbrücken): Der „Orient“ als Heimat der sephardischen Juden?
14:15-14:40 Chris W. Wilpert (Bamberg): Traumatische Symbiose. „Juden, Moslems und ein paar einsame Christen“ in Olga Grjasnowas Der Russe ist einer, der Birken liebt (2012).
14:40-15:05 Peter Waldmann (Mainz): Der Jude als Gedenkkerze. Zur Problematik jüdischer Identität im Roman Suche nach M. (1997) von Doron Rabinovici.
16:00-16:25 Annette Paatz (Göttingen): Jüdische Erfahrung im autobiographischen und lyrischen Werk von Marjorie Agosín (Chile, *1955)
16:25-16:50 Enrique Rodrigues-Moura (Bamberg): Das jüdische Erbe als Fluch. Diário da queda (2011) von Michel Laub.
Mittwoch, 20.11.2013
09:30-09:55 Judith Poppe (Berlin): „Ich muß zum Kern vordringen, wenn ich die Stadt begreifen will“ – Jerusalem in der Lyrik deutschsprachiger Schriftsteller_innen Israels.
09:55-10:20 Jan Schröder (Köln): Heimat in der Katastrophe? Verlust und Aneignung von Heimat in Chaim Nolls Feuer (2010).
11:20-11:55 Avi Garfinkel (Jerusalem): Yaakov Shabtai und das Scheitern der „Neuen Juden“.
11:55-12:20 Christina Liebl (Bamberg): „Cuando digamos ‚mi planeta‘ y no ‚mi pueblo‘ o ‚mi país‘“ – Rhetorik sozialer Identität und (Re-)Definition von Gruppengrenzen in Mois Benarrochs En las puertas de Tánger (2008).
12:20-12:55 Abschlussdiskussion und Verabschiedung
Veranstaltet von den Instituten für Romanistik und Germanistik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Veranstalter: Dr. Christina Liebl, Jan Schröder, Chris W. Wilpert
Gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung, dem Universitätsbund Bamberg e.V. und der Ständigen Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs (FNK) der Universität Bamberg