Ort: Otto-Friedrich-Universität Bamberg
ICS

Die 35. Bamberger Poetikprofessur startet! Yoko Tawada hält vier Vorträge "Jenseits von Geschlecht"

Die Japanarin Yoko Tawada ist 2022 unsere 35. Bamberger Poetikprofessorin. Sie schreibt auf Deutsch und auf Japanisch, ihr Werk ist in allen Gattungen zu Hause. Ihre Perspektive ist die einer poetischen Ethnologin. Nichts ist diesem Blick selbstverständlich, kleinste Dinge werden aufmerksam betrachtet und in einer Raffinesse beschrieben, die unser Alltagsverständnis  humorvoll in Frage stellen. In ihrem Werk verweben sich traditionelle mit modernen Formen, östliche mit westlichen Techniken, alte mit neuen Texten, Sprachen und kulturellen Praktiken, europäische mit asiatischen Mythen. Yoko Tawada zeigt uns, welchen Reichtum der künstlerische Ausdruck gewinnt, wenn er sich fortwährend verwandelt und das Material seiner Verwandlung aus einem denkbar reichen kulturellen Reservoir bezieht, aus dem japanischen und dem deutschen und auch den großen europäischen antiken Traditionen. Daraus entsteht eine Mehrstimmigkeit, die mitunter „Bilder einer schwebenden Welt zeigt“ (Kafka Kaikoku), die nicht immer greifbar, aber in ihrer Subtilität doch sehr deutlich als zusammengesetzte, umherflirrende, transkulturell dynamische Bilder wahrzunehmen sind.

Die Vorträge ihrer Poetikprofessur stehen unter dem Titel „Jenseits von Geschlecht“. Die Grenzen zwischen Natur und Kultur, Belebtem und Unbelebten, zwischen Eigenem und Fremdem werden im Werk Tawadas verflüssigt – Wasser ist eines der wichtigen wiederkehrenden Elemente ihrer Werke (vgl. „Fremde Wasser“, Hamburger Gastprofessur für Interkulturelle Poetik, 2012). Die scharfe Trennung der Genderrollen wird überschritten und unterlaufen. „Jenseits von Geschlecht“, in einer zum Teil übernatürlich, zum Teil vorsintflutlich anmutenden Welt, die ihre Werke imaginiert, begegnen wir sprechenden Dingen, Pflanzen und Tieren; sie alle teilen einen gemeinsamen Raum mit den Menschen, Männern und Frauen und androgyn anmutenden Figuren. Die Metamorphose, die schnellstmögliche Verwandlung von einem Geschlecht ins nächste, prägt viele ihrer Erzählungen.

Das Institut für Germanistik lädt Sie herzlich ein, diese faszinierende Autorin während ihrer Vorträge (am 22.6., am 29.6., am 6.7. und am 14.7 in der U2/025, unterer großer Hörsaal) kennenzulernen und mit ihr zu diskutieren. Im Anschluss an ihren letzten Vortrag beginnt ein wissenschaftliches Symposium, das im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia (www.villa-concordia.de) stattfinden wird. Am Abend des 15.7.2022 spielt das Wildwuchstheater Bamberg Yoko Tawadas Theaterstück „Mammalia in Babel“ im Palais Schrottenberg um 20 Uhr aus Anlass der Poetikprofessur. Die Autorin wird anwesend sein und mit Studierenden, dem Regisseur und Zuschauer:innen ins Gespräch kommen.

Für die finanzielle und ideelle Unterstützung der Poetikprofessur danken wir der Universitätsleitung, den Frauenbeauftragten der Guk, der Gesellschaft für Japanisch-deutsche Zusammenarbeit und dem Universitätsbund.

Nähere Informationen erfahren Sie gerne bei der Organisatorin der Poetikprofessur 2022, der Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Prof. Dr. Iris Hermann:

Iris.hermann(at)uni-bamberg.de, sowie auf den entsprechenden Seiten des Germanistischen Instituts.

Zur Vorbereitung empfehlen wir die Lektüre der letzten beiden Romane:

Sendbo-o-te und Paul Celan und der chinesische Engel, zudem Abenteuer der deutschen Grammatik