150 Jahre Thomas Mann

In dieses Jahr fällt der 150. Geburtstag und 70. Todestag Thomas Manns (1875–1955), der zu den wichtigsten literarischen Stimmen des 20. Jahrhunderts gehört. Für alle, die immer schon Bücher von und über Thomas Mann gelesen haben – und alle, die endlich damit anfangen wollen, haben wir ein paar Empfehlungen, Links, Veranstaltungshinweise, Buchempfehlungen und eine Antwort auf die Frage: Warum Thomas Mann lesen?


Veranstaltungen, Ausstellungen, Links

Die Website Mann2025.de ist Ihre Anlaufstelle für sämtliche Veranstaltungen im Jubiläumsjahr. Hier finden Sie Informationen zu Lesungen, Ausstellungen, Diskussionsrunden und vielem mehr: www.mann2025.de.

Auf Thomasmann.de finden Sie umfassende Informationen zu Leben und Werk Thomas Manns, eine kommentierte Linksammlung und vieles mehr: www.thomasmann.de.

Am 6. Juni 2025, zum 150. Geburtstag wird die Ausstellung „Meine Zeit. Thomas Mann und die Demokratie“ im Lübecker St. Annen-Museum eröffnet. Bis 18. Januar 2026 haben Sie Gelegenheit, den politischen Thomas Mann kennenzulernen. Das Lübecker Buddenbrookhaus ist wegen umfangreicher Umbaupläne leider noch eine Weile nicht zugänglich.

Die Deutsche Thomas Mann-Gesellschaft lädt anlässlich des 150. Geburtstags von Thomas Mann vom 5. bis 8. Juni 2025 zur großen Jubiläumstagung 150 Jahre Thomas Mann – Grenzgänge und Verwandlungen nach Lübeck ein. Dort geht es um Manns Entwicklung vom reichstreuen Konservativen zum überzeugten Demokraten, um seine internationale Wirkungsgeschichte – und um seine Wahrnehmung durch Schriftstellerinnen und Schriftsteller der Gegenwart. Die Tagung findet im Kolosseum zu Lübeck statt (Kronsforder Allee 25, 23560 Lübeck). Weitere Veranstaltungsorte sind: Buddenbrooks am Markt (Museumsshop und Infocenter), St. Aegidien-Kirche, Theater Lübeck, St. Annen-Museum.


Buchempfehlungen: Aktuelles & Zeitloses. Eine Auswahl

Thomas Mann Handbuch: Leben – Werk – Wirkung. Hrsg. von Andreas Blödorn und Friedhelm Marx. Zweite, erweiterte Auflage. Stuttgart 2025. Das Handbuch enthält Einzelbeiträge zu allen Romanen und Erzählungen Thomas Manns, zu den wichtigsten Essays, signifikanten Motiven, Bezügen und Kontexten: zum Nachschlagen, Entdecken, Weiterlesen…

Magdalena Adomeit, Friedhelm Marx u. Julian Voloy: Thomas Mann 1949. Rückkehr in eine fremde Heimat. Graphic Novel. München 2025. Die Graphic Novel erzählt von der spektakulären, grenzüberschreitenden Deutschlandreise Thomas Manns im Jahr 1949, die sowohl nach Frankfurt als auch nach Weimar führte: ein politisch extrem aufgeladenes Medienereignis der frühen Nachkriegsgeschichte.

Kai Sina: Was gut ist und was böse. Thomas Mann als politischer AktivistBerlin 2024. Das Buch verfolgt Thomas Manns Verhältnis zur Demokratie von den 1920er Jahren bis ins amerikanische Exil entlang seiner Stellungnahmen zum Zionismus: Ein kluges, genaues, originelles Buch, in vieler Hinsicht anschlussfähig an die Debatten unserer Gegenwart.

Dieter Borchmeyer: Thomas Mann. Werk und Zeit. Berlin 2024: eine aktuelle, umfassende Darstellung des dichterischen und essayistischen Werks Thomas Manns entlang der Lebensstationen Manns von Lübeck über München und Pacific Palisades bis nach Zürich.

Tobias Boes: Thomas Manns Krieg. Literatur und Politik im amerikanischen Exil. Aus dem Englischen von Norbert Juraschitz und Heide Lutosch. Göttingen 2021; Original: Thomas Mann's War: Literature, Politics, and the World Republic of Letters. Ithaka und London 2019: Eine brillante literatursoziologische Studie über das politische Engagement und die Erfolgsgeschichte Thomas Manns im amerikanischen Exil. 

Colm Tóibín: Der Zauberer. Roman. Aus dem Englischen von Giovanni Bandini. (München 2021; Original: The Magician. A Novel. New York 2021): Ein Roman, der vom Leben Thomas Manns und seiner Familie mit größeren Freiheiten und größerer Empathie erzählt, als es einer Biographie möglich wäre. Besonders stark: die Schilderung der amerikanischen Jahre. 

Hans Vaget: Seelenzauber. Thomas Mann und die MusikFrankfurt am Main 2011. Das wichtigste Buch über Thomas Manns lebenslanges, kompositorisch prägendes Verhältnis zur Musik, insbesondere zu Richard Wagner.

Hermann Kurzke: Thomas Mann. Das Leben als Kunstwerk. München 2001 (Neuausgabe 2025): In der Verschränkung von Leben und Werk immer noch die beste Mann-Biographie. 

Thomas Mann: Deutsche Hörer! Radiosendungen aus dem Exil. Neuausgabe mit Vor- und Nachwort vom Mely Kiyak. Berlin 2025. In den 55 BBC-Reden, die Thomas Mann zwischen 1940 und 1945 aus dem Exil an seine deutschen Landsleute richtete, setzte er sich eindringlich mit den Verbrechen des NS-Regimes auseinander. Ein entschiedener Appell gegen den Nationalsozialismus, literarisch wie rhetorisch herausragend - und hochaktuell.


Friedhelm Marx: Warum Thomas Mann lesen?

Warum zählt Thomas Mann bis heute zu den wichtigsten deutschsprachigen Erzählern des 20. Jahrhunderts? Warum werden seine Romane und Erzählungen immer noch gelesen, weltweit übersetzt, auf die Bühne gebracht, literarisch fortgeschrieben und verfilmt? Was macht sie anschlussfähig für unsere Gegenwart? 

Familiengeschichten
Mit seinem Roman-Debüt Buddenbrooks. Verfall einer Familie von 1901 gelang Thomas Mann eine turbulente Familiengeschichte über vier Generationen, für die er 1929 den Nobelpreis erhielt – und die bis heute als Blueprint für Familienromane der Gegenwart dient. Manns Roman erzählt vom Aufstieg und Fall einer norddeutschen Kaufmannsfamilie des 19. Jahrhunderts, von der zunehmenden Härte und Waghalsigkeit der Geschäftspraktiken, der ökonomisch geprägten Heiratspolitik der Familie, dem Korsett der großbürgerlichen Etikette und dem Terror des Schulalltags für den Jüngsten. Dem stehen Fluchtversuche, Ausschweifungen und Dekadenzsymptome entgegen: wilde philosophische Lektüren, der Rausch der Musik, eigensinnige Liebesgeschichten, eine zunehmende nervöse Magenschwäche und Kränklichkeit. Über die vier Generationen der Buddenbrooks lässt sich der gesellschaftliche, kulturelle und ökonomische Wandel ihrer Zeit ablesen. Wie wenig andere verbindet der Roman die realistische Erzählpraxis der Gesellschaftsromane des 19. Jahrhunderts mit der Psychologie und Nervenkunst der Moderne. Unvermindert aktuell (und literarisch anschlussfähig) erscheint bis heute die rigide Verschränkung von Geschäfts- und Familieninteressen, mithin das in jeder Generation neu auszuhandelnde Gegeneinander von bürgerlichem Ordnungsregime und künstlerischer, anarchischer Sensibilität, die sich dem marktwirtschaftlichen Soll & Haben verweigert. Das zeigt sich an den zahlreichen Bearbeitungen des Romans für das Theater der Gegenwart. Auch jenseits der Buddenbrooks nutzte Thomas Mann den Erzählkosmos der Familie, um Erosionserscheinungen der bürgerlichen Lebensform vorzuführen oder auch mythisch vorgeprägte Familienkonflikte aufzurufen: so in der Inflationsnovelle Unordnung und frühes Leid von 1925 oder im epischen Großformat der Roman-Tetralogie Joseph und seine Brüder (1933–1943).

Rausch, Begehren, gender trouble 
Die innere Dynamik vieler Erzählungen und Romane Thomas Manns verdankt sich dem Motiv der Heimsuchung, „des Einbruchs trunken zerstörender und vernichtender Mächte in ein gefaßtes und mit allen seinen Hoffnungen auf Würde und ein bedingtes Glück der Fassung verschworenes Leben“, wie er es selbst 1940 beschrieben hat. Dass das geordnete Leben so rasch durch rauschhaft zerstörende Mächte hinweggefegt werden kann, setzt eine innere Disposition der Heimgesuchten voraus. Sie treibt eine unbewusste Sehnsucht um, ihrer faden, meist bürgerlichen Lebensform zu entkommen. Viele dieser Figuren tragen als offenes Geheimnis aus, was den Autor selbst zeitlebens bewegte: die Spannung zwischen homosexuellem Begehren und der selbst gewählten bürgerlichen Lebensform als Vater von sechs Kindern. Das erzählerische Werk führt mehrfach scheiternde Männlichkeitsentwürfe, aber auch androgyne, bisexuelle und geschlechtsverquerende Identitätskonstruktionen vor, wie sie u. a. der Hochstapler Felix Krull verkörpert. Das Spektrum der literarischen Verhandlungen von Rausch, Begehren und gender trouble macht Thomas Mann zum größten Psychologen der Sexualität in der deutschen Literatur, resümiert Hans Rudolf Vaget.

Künstlerfiguren, Kunstreflexion
Wenige Autorinnen und Autoren der Moderne haben so unablässig künstlerische Lebensformen und Haltungen zu ihrem Thema gemacht. Schon in den frühen Erzählungen richtet sich das erzählerische Interesse auf die Weltwahrnehmung stigmatisierter Außenseiter, die sich von den „Regelrechten“, Ordentlichen und Gewöhnlichen abgesondert fühlen. Dazu gehören Schriftsteller, Musiker, bildende Künstler, unter ihnen lebensferne Décadents und Dilettanten, wüste Gewaltprediger (Beim Propheten), aber auch Bürger auf Abwegen wie Tonio Kröger (Tonio Kröger) oder renommierte Schulbuchschriftsteller wie Gustav von Aschenbach (Der Tod in Venedig), schließlich Hochstapler (Die Bekenntnisse des HochstaplersFelix Krull) und Hypnotiseure (Mario und der Zauberer). Ihnen kommt durchweg eine außerordentliche Reizbarkeit und Empfindlichkeit zu, die zu scharfer, schonungsloser Beobachtung disponiert. Und sie dienen sowohl der Selbstreflexion der eigenen künstlerischen Lebensform wie auch der literarischen Auseinandersetzung mit dem Laboratorium der Moderne, das eben auch krankhaften Wahn, Verführung und Demagogie im Medium der Kunst vorhält.

Modernes Erzählen
Thomas Manns Erzählkunst orientiert sich von Anfang an sowohl an der europäischen Prosa der Moderne als auch am musikalischen Kompositionsverfahren Richard Wagners. An signifikanten Leitmotiven, die schon die frühe Erzählung Der kleine Herr Friedemann (1897) durchziehen und strukturieren, lässt sich das ablesen. Zum Beziehungszauber seiner Prosa gehört darüber hinaus eine ganz eigene Form der Zitatmontage. Ein erstes, prominentes Beispiel ist die nahezu wörtliche Übernahme des „Typhus“-Artikels aus Meyers Konversationslexikon zur Umschreibung der tödlichen Krankheit des jungen Hanno Buddenbrook. Diese und andere Zitat-Bausteine aus vollkommen heterogenen Quellen verbinden sich jeweils so eng mit dem erzählten Kontext, dass die Bruchstellen kaum erkennbar sind. „Höheres Abschreiben“ hat Mann dieses Verfahren im Rückblick genannt – in der sog. Post-Moderne wird es noch einmal aufgekocht. Auf die spezifisch moderne Erschütterung tradierter Gewissheiten reagierte Thomas Mann mit erzählerischer Ironie. So ließen sich widerstreitende Standpunkte in der Schwebe halten, ein- oder eigensinnige Überzeugungen dagegen spielerisch entlarven. 
Der (bis heute spürbaren) allgemeinen Beschleunigung setzte Mann mit dem Zauberberg-Roman (1924) eine radikale erzählerische Verlangsamung des Zeitgefühls entgegen. Sie erfasst den vom Studium erschöpften Hans Castorp, dem sieben Jahre im Davoser Sanatorium „Berghof“ beinahe wie ein Tag vergehen, – und strahlt zugleich auf die Leserinnen und Leser des Romans aus. Durch Entfabelung, Entschleunigung und Enzyklopädisierung pulverisiert der Zauberberg die Idee von Handlung und Aktion: eine ebenso riskante wie innovative Antwort auf die in den 1920er Jahren virulente Krise des Erzählens.

Literatur und Politik
„Daß Demokratie heute kein gesichertes Gut, daß sie angefeindet, von innen und außen her schwer bedroht, daß sie wieder zum Problem geworden ist, das spürt auch Amerika. Es spürt, daß die Stunde gekommen ist für eine Selbstbesinnung der Demokratie, für ihre Wiedererinnerung, Wiedererörterung und Bewußtmachung – mit einem Wort: für ihre Erneuerung im Gedanken und im Gefühl“, so Thomas Mann 1938 auf seiner Vortragstournee durch die USA: ein bestürzend aktueller Befund. Zu diesem Zeitpunkt hatte er die durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs provozierten (durchaus reaktionären) Betrachtungen eines Unpolitischen von 1918 längst hinter sich gelassen. Seit 1922, Manns öffentlichem Bekenntnis zur Republik, hatte er immer wieder lautstark vor der Bewegung des Nationalsozialismus gewarnt, 1933 mit seiner Familie umgehend den Weg ins Exil eingeschlagen. In diesen Jahren erhielt auch das literarische Werk eine politische Unterspur. Unter dem Eindruck des Weltkriegs, der Revolution von 1918, der Münchner Räterepublik und der frühen Krisenjahre der Weimarer Republik kreisten schon die Debatten des Zauberberg-Romans um Terror, Revolution, staatliche Ordnung oder Anarchie, um den Wert der Arbeit und Fortschrittsprobleme, mithin um bleibend aktuelle politische Fragen. „Thomas Mann does not, as some believe, live in the seclusion of the Zauberberg of his dreams. On the contrary, he reveals here an intense, but not strident, absorption in the immediate fate of humanity”, schrieb die American Hebrew and Jewish Tribune im September 1932. Dafür stehen Erzählungen wie Mario und der Zauberer (1930) und Das Gesetz (1943), die Joseph-Romantetralogie (1933-1943) und der Goethe-Roman Lotte in Weimar (1939), die unverkennbar auf politische Gefahren des Faschismus anspielen. Im Faustus-Roman von 1947 erreicht Manns literarische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ihren Höhepunkt: ein Alleinstellungsmerkmal in der Literatur der frühen Nachkriegsjahre, das die zeitgenössische deutsche Leserschaft mehrheitlich überforderte. 

Thomas Mann Daily
Spätestens in den 1920er Jahren etablierte sich das Bild des großbürgerlichen, im Umgang distanzierten Großschriftstellers Thomas Mann, u. a. befeuert von rivalisierenden Kollegen: Bertolt Brecht sprach vom „Stehkragen“, Alfred Döblin von der „Bügelfalte als Kunstprinzip“. Die 1975 einsetzende Publikation der erhaltenen Tagebücher brachte ganz andere Seiten Thomas Manns ans Licht: die ungeschützt offene Verhandlung seines homosexuellen Begehrens und seiner körperlichen Verfasstheit, den Medikamentenkonsum, Unlust und Selbstzweifel, die Gereiztheit gegenüber Familienmitgliedern, Freunden, Fremden, die Eskapaden des Pudels – das alles bruchlos verbunden mit Einschätzungen des weltpolitischen Tagesgeschehens und der beklemmenden Situation im Exil. 
Dass sich die öffentliche Wahrnehmung Thomas Manns spürbar verändert hat, zeigt die Resonanz auf den Twitter-Account @DailyMann: Ab April 2023 postete Felix Lindner ein Jahr lang täglich ein kurzes Zitat aus den Tagebüchern Thomas Manns. Einträge wie die vom 20.7.1934 („Habe wieder begonnen, morgens nackt ein wenig zu turnen“) oder vom 10.8.1948 („Große Abneigung, nachmittags noch irgend etwas zu tun“) haben dazu beigetragen, das Image vom unnahbaren Schriftsteller erodieren zu lassen. Über 30.000 Leserinnen und Lesern sind diesen posts gefolgt.  
Die Forschung hat in den letzten Jahren die öffentliche Lebensform und die Spuren kollektiver (oder auch konkurrierender) Autorschaft der Manns in den Blick genommen. Thomas Manns erster wichtiger Bezugspunkt bildete das spannungsreiche Verhältnis zum älteren Bruder Heinrich. In den 1920er Jahren stiegen Klaus und Erika Mann ziemlich geräuschvoll in den Literaturbetrieb ein, im Exil bildete die ganze Familie eine Art Think-Tank in politischen Angelegenheiten. Klaus Mann notierte 1936 schon in sein Tagebuch: „Was für eine sonderbare Familie sind wir! Man wird später Bücher über uns – nicht nur über einzelne von uns – schreiben.“ Das geschah wohl auch deswegen, weil die Manns die politisch turbulente Lebensspanne vom Kaiserreich über die Weimarer Republik, das Exil und die Nachkriegszeit als public intellectuals begleiteten. 

Mediengeschichte, Mediengeschichten
Wie wenig andere Autoren seiner Generation erprobte, nutzte und reflektierte Thomas Mann die neuen Medien der Moderne. In den frühen 1920er Jahren entstand die erste Verfilmung der Buddenbrooks, wenig später gab es erste Rundfunkaufnahmen von Mann-Texten. Im Januar 1929 bestritt er die erste Tonbildaufnahme eines deutschen Schriftstellers, im Dezember 1929 wurde eine Live-Reportage von der Nobelpreisverleihung ausgestrahlt: An Thomas Manns öffentlicher Präsenz lässt sich die turbulente Mediengeschichte der Weimarer Republik ablesen. Das setzt sich fort. Im amerikanischen Exil galt Thomas Mann als „Hitler’s Most Intimate Enemy“: Zwischen 1940 und 1945 nahm er in New York und Los Angeles 55 von der BBC ausgestrahlte Radioansprachen auf, die deutsche Hörerinnen und Hörer zum Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime bewegen sollten. 
Jenseits der vom S. Fischer Verlag betreuten Ausgaben und unzähligen Übersetzungen ist Thomas Manns literarisches Werk in ganz unterschiedlichen Formaten, Bearbeitungen und Medien präsent. Die Romane (selbst die über 1800-seitige Romantetralogie Joseph und seine Brüder) sind mehrfach für das Theater eingerichtet worden, es gibt Ballett- und Opernbearbeitungen, Comics, Twitter-Fassungen einzelner Texte, Graphic Novels, vor allem zahlreiche Verfilmungen. Viele seiner Romane und Erzählungen haben sich so nachhaltig in den Kanon der Moderne eingeschrieben, dass sie eine breite literarische Rezeption provozierten. Die polnische Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk nutzte die literarische Folie von Manns Zauberberg für ihren 2022 erschienenen Roman Empuzjon (dt.: Empusion), Heinz Strunk brachte im November 2024, genau 100 Jahre nach dem Erscheinen des Originals, einen Roman mit dem Titel Zauberberg 2.0 heraus. Die Geschichten Thomas Manns sind offenbar immer noch nicht auserzählt.