GeisteswissenschaftlerInnen in der technischen Redaktion – Ein überraschend vielseitiger, kreativer und perspektivreicher Karriereweg
Dass ein geisteswissenschaftliches Studium zwangsläufig zu einer prekären, schlecht bezahlten Tätigkeit ohne Zukunftsperspektive führt, ist ein nicht tot zu kriegendes Vorurteil. Dabei gibt es eine ganze Reihe von Branchen jenseits der typischen (mitunter sicher schwierigen) GuK-Berufsfelder, die die Qualitäten der GuKlerInnen immer mehr zu schätzen wissen. Sie eröffnen KandidatInnen, die bereit sind, etwas über den Tellerrand hinauszuschauen, großartige Karrierechancen mit sehr gutem Gehalt.
Dazu zählt auch der Bereich technische Redaktion, wo die RedakteurInnen Handbücher, Schulungsunterlagen und Betriebsanleitungen für Kunden verschiedenster Branchen erstellen.
Klingt öde? Mitnichten! Lassen Sie sich eines Besseren belehren. Die Bamberger Lehramtsabsolventin Monja Eberlein gibt Einblicke in den abwechslungsreichen Arbeitsalltag einer Geisteswissenschaftlerin in der technischen Redaktion. Die Referentin zeigt anhand Ihres persönlichen Werdegangs, dass GeisteswissenschaftlerInnen und technische Inhalte durchaus eine sehr fruchtbare Symbiose bilden können. Sie gibt allgemeine Informationen über ihre Branche und hat Tipps für einen gelungenen Quereinstieg für Sie parat.
Ein kleiner Vorgeschmack vonseiten der Referentin
Wie es ist, als Technischer Redakteur oder Technische Redakteurin auf einer Grillparty unter BWLern und Ingenieuren eingeladen zu sein …
Während einer Grillparty bei Freunden komme ich allmählich ins Gespräch mit anderen Gästen. Nach dem allgemeinen Geplänkel über das Wetter, woher man den Gastgeber kennt und ob das Essen schmeckt, landet man recht schnell beim Thema ‚Arbeitsleben‘.
Gast 1 (Ingenieur): „Und? Was machst du so beruflich?“
Ich: „Ich arbeite als Projektleiterin und Technische Redakteurin.“
Gast 1 (Ingenieur): „Ah okay, cool, bei einer Zeitschrift?“
Ich: „Nicht ganz. Ich arbeite bei einem Dienstleistungsunternehmen. Wir verfassen für unsere Kunden technische Texte aller Art. Betriebsanleitungen, Risikobeurteilungen, Bordbücher, Schulungsunterlagen …“
Irritierte Blicke, das Gespräch stockt. Dann traut sich einer, nachzuhaken:
Gast 2 (Controller): „Du schreibst also Bedienungsanleitungen? Ist das nicht *kurzes Zögern* eher trocken?“
Ich: „Kein bisschen! Ich kann mir keinen spannenderen Beruf vorstellen.“
Erneut irritierte Blicke. An seinem Blick sehe ich, dass mein Gegenüber sich fragt, ob das ironisch gemeint war. Als hole ich etwas aus:
Ich: „Im Durchschnitt analysiere ich zweimal im Monat eine mir bis dahin völlig unbekannte Zielgruppe und denke mich in einen neuen Markt, eine neue Branche, ein neues Produkt ein. Ungefähr alle drei Wochen begebe ich mich auf Dienstreise, um eine Maschine, ein Fahrzeug oder andere Produkte live zu recherchieren. Anschließend entwerfe ich die Struktur für mein Informationsprodukt, verfasse Inhalte in einem XML-basierten Redaktionssystem und erstelle Grafiken. Dazu fotografiere ich, arbeite mit 3D-Modellen oder zeichne Vektorgrafiken. Und bei allem, was ich tue, steht der Kundenkontakt im Vordergrund.“
Gast 2 (Controller): „Ach so? Ich wusste gar nicht, dass es dafür einen eigenen Beruf gibt. Und in welchen Branchen bist du dann so tätig?“
Ich: „Das kann ganz unterschiedlich sein, von der Automobilindustrie bis zur Medizintechnik. Ich selbst bin vorwiegend im Sondermaschinen- und Anlagenbau aktiv, aber auch mit Konsumerprodukten und der Lebensmitteltechnologie hatte ich schon zu tun.“
Gast 1 (Ingenieur): „Du hast aber doch Germanistik studiert. Verstehst du denn das, was du da beschreiben sollst, überhaupt?“
Jetzt lache ich innerlich. Mit dieser frechen Frage hab ich längst gerechnet, denn ich höre sie nicht zum ersten Mal. Meine Antwort darauf verrate ich euch aber erst am 13.06.2019. Ich freue mich auf einen regen Austausch!
Wir freuen uns auf eine zahlreiche Teilnahme!
Zielgruppe: Studierende aller Fächer
Ort: Universität Bamberg, U2/01.33
Zeit: Donnerstag, 13. Juni 2019, 16-18 Uhr
Referentin: Monja Eberlein (Projektleiterin in der technischen Redaktion, kothes GmbH, Düsseldorf)
Vita von Monja Eberlein
Seit 2018 Projektleiterin für technische Redaktion bei der kothes GmbH
2016 – 2018 Technische Redakteurin bei der kothes GmbH
2015 – 2016 Lehrbeauftragte an der Universität Bamberg (Deutsche Sprachwissenschaft)
2009 – 2015 Studium Lehramt Gymnasium (Deutsch, Geschichte), Universität Bamberg
2009 – 2014 Studium Bachelor Germanistik und Geschichtswissenschaften, Universität Bamberg