vhb-Kurs: Grundlagen der Wortbildungsmorphologie des Deutschen

*Ab Wintersemester 2020 neu im Programm*

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Inhalt des Kurses

Die Wortbildungsmorphologie stellt in allen germanistischen Studiengängen einen zentralen Studieninhalt dar, dem bereits zu Studienbeginn, in jeder "Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft", große Bedeutung zukommt und bis hin zum Staatsexamen immer wieder eine wichtige Rolle spielt.

Als wissenschaftliche Disziplin dient die Wortbildungsmorphologie

1. der Untersuchung der „fertigen“ Wortbildungsprodukte in ihrem Gebildetsein sowie

2. der Untersuchung der verschiedenen Verfahren, wie im Deutschen Einzelwörter zu größeren Einheiten, den sog. "komplexen Wörtern", zusammengebaut werden können.

Vor diesem Hintergrund bildet die Wortbildungsmorphologie einen essenziellen Baustein jeder Wortschatzarbeit. Denn sie verdeutlicht, wie gebildete Wörter zu verstehen sind und wie neue Wörter gebildet werden können. Das Kennenlernen von Wortbildungsregularitäten trägt zudem dazu bei, die Strukturen des bestehenden Wortschatzes (z.B. die Bildungsweise von Nomina patientis wie Prüfling, Findling und von Nomina agentis wie Lehrer, Läufer) analysieren und verstehen zu können. Gleichzeitig ermöglicht es das Wissen um Wortbildungsregularitäten und Verstöße, mehr über die Möglichkeiten des Wortschatzausbaus zu erfahren (vgl. irregulär gebildete Wörter wie *Lieblingin versus Geliebte; *unkaputtbar versus unzerstörbar).

Darüber hinaus ist die Wortbildung mit der Orthographie engstens verzahnt. Das zeigt sich bereits bei der Zusammen- und Getrenntschreibung (vgl. z.B. Unterschiede wie Rad fahren versus eislaufen; [auf dem Bau] schwarzarbeiten versus [den Kaffee] schwarz trinken) und der Groß- und Kleinschreibung (z.B. heute Morgen versus heute früh; kaiserblau aber Kaiserwetter; Grünkohl versus grüner Kohl), die mit dem Wissen über Wortbildung gut vermittelbar sind. Schließlich besteht eine enge Verflechtung von Wortbildung und Syntax (vgl. Gottesmutter versus Gottes Mutter), wobei gerade auch der Blick in die Sprachgeschichte jüngste Entwicklungen verstehen hilft (vgl. Sonnenschein versus frnhd. sonnen schein).

Die Auseinandersetzung mit den Wortbildungsregularitäten der Geschichte wie der Gegenwart des Deutschen wie auch mit den verschiedenen Schnittstellenphänomenen ist ganz besonders für angehende LehrerInnen (in Regelschulen wie im DaF/DaZ-Bereich) von hohem berufspraktischen Wert, vermittelt sie ihnen doch Kompetenzen, wie sie mithilfe ihres Wissens über Wortbildungsregularitäten ihren Schülerinnen und Schülern im Unterricht Zusammenhänge von Orthographie und Syntax sowie Wortschatzfragen nahebringen können.

Dieser vhb-Kurs wird Sie in Wortbildungsmorphologie fit machen und Sie mit den oben genannten Kompetenzen ausstatten. Sie werden hierzu mit den fundamentalen Grundlagen vertraut gemacht, lernen konventionelle Analyseverfahren kennen und setzen sich dann mit prominenten Problem- und Ausnahmefällen auseinander.

Struktur des Kurses

Der Kurs besteht aus den folgenden 13 Modulen:

  • Modul 1: Was ist Wortbildungsmorphologie?
  • Modul 2: Einheiten und Grundbegriffe der Wortbildung
  • Modul 3: Werkzeuge der Wortbildungsanalyse I: Wortbildungsparaphrase
  • Modul 4: Wortbildungstypen I: Komposition
  • Modul 5: Wortbildungsbestandteile: Fugenelemente
  • Modul 6: Wortbildungstypen II: Derivation
  • Modul 7: Wortbildungstypen III: Problemfälle zw. Komposition und Derivation
  • Modul 8: Historische Wortbildung
  • Modul 9: Wortbildungstypen IV: Kurzwortbildung
  • Modul 10: Wortbildungstypen V: Lehnwortbildung
  • Modul 11: Werkzeuge der Wortbildungsanalyse II: Analysemethoden und -übungen
  • Modul 12: Wortbildung zwischen Norm und System, Entwicklungstendenzen
  • Modul 13: Methodenschulung für Arbeiten zur Wortbildung

Hinweis zur Barrierearmut im Kurs

Bei der Erstellung des Kurses war es uns ein großes Anliegen, auf die Bedürfnisse von Studierenden mit Hör- oder Sehbeeinträchtigungen einzugehen. Zu allen Videos stehen Skripte zur Verfügung, Textdokumente sind screenreaderfreundlich aufbereitet. Wir würden uns also besonders freuen, Studierende mit Hör- oder Sehbeeinträchtigung bei uns im Kurs begrüßen zu dürfen und gegebenenfalls auch Hinweise zur weiteren Verbesserung des Kursangebots hinsichtlich Barrierearmut zu erhalten.

Kursgestaltung

Dipl.-Germ. Hanna Christ (didaktisches Konzept, Kursaufbau, Texte und Aufgaben)

Hanna Christ hat Germanistik und Anglistik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg studiert und dort anschließend als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der deutschen Sprachwissenschaft gearbeitet. Als Dozentin hat sie Seminare und Übungen zu verschiedenen linguistischen Themen wie Syntax, Morphologie und Kognitive Linguistik angeboten. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Phraseologie und Konstruktionsgrammatik.

Dr. Anette Kremer (didaktisches Konzept, Kursaufbau, Texte und Aufgaben)

Anette Kremer war nach Abschluss ihres Studiums der Diplom-Germanistik und Hispanistik 2006 bis Sommersemester 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte am Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft. 2012 schloss sie ihre Promotion zum ersten deutschen Fremdwörterbuch, Simon Roths „Ein teutscher Dictionarius“, ab. Während ihrer Tätigkeit am Lehrstuhl unterstützte Anette Kremer Prof. Dr. Stefanie Stricker und Prof. Dr. Michael Rödel (LMU) bereits bei der Entwicklung und Betreuung des Classic-vhb-Kurses „Gegenwartdeutsch retrospektiv“. Die Wortbildungsmorphologie gehört neben der Sprachkontaktforschung und der historischen Sprachwissenschaft zu ihren zentralen Forschungsinteressen. Das Thema wurde auch im Rahmen ihrer zahlreichen Präsenzveranstaltungen an der Universität Bamberg regelmäßig behandelt.

Mag. Michaela Pölzl (technische und gestalterische Umsetzung, Bildbearbeitung, Videoschnitt)

Michaela Pölzl hat an der Karl-Franzens-Universität Graz Germanistik und Angewandte Kulturwissenschaften studiert. An die Universität Bamberg ist sie für ihr Promotionsstudium gekommen und arbeitet dort seit 2014 am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft als wissenschaftliche Projektmitarbeiterin. Als Dozentin hat sie Seminare zu Themen wie Phraseologie und Sprachwandel unterrichtet.