vhb-Kurs: Gegenwartsdeutsch retrospektiv
*Ab Sommersemester 2018 neu im Programm*
Veranstaltende: Prof. Dr. Stefanie Stricker, Prof. Dr. Michael Rödel, Dr. Anette Kremer
Schnuppern Sie in unseren Kurs hinein und besuchen Sie unsere Demo-Version im VC!
Hinweise zu den Anmeldeformalitäten(508.2 KB)
Inhalt
Wenn man sich mit der deutschen Grammatik intensiver beschäftigt, stellt man ziemlich schnell fest, dass auf den verschiedenen grammatischen Ebenen (u.a. Lautung, Schreibung, Flexion) Phänomene auftreten, die man zunächst als "Störungen des Systems" empfindet und aus synchroner Perspektive nicht oder nur unbefriedigend erklären kann.
Warum zum Beispiel heißt es laufen – lief, aber saufen – soff? Und wieso sagen wir kaufen – kaufte und nicht kief oder koff? Weshalb schreiben wir Masse mit <ss>, aber Maße mit <ß>, warum unterscheiden wir bei gleicher Aussprache in der Schreibung wieder und wider? Wir wählen bei Vogel ein <V>, bei Flügel jedoch ein <F>, obwohl wir doch in beiden Fällen /f/ sprechen – was ist der Grund dafür? Diese und andere Auffälligkeiten der Gegenwartssprache stehen im Mittelpunkt des vhb-Kurses "Gegenwartsdeutsch retrospektiv". Unser Ziel ist es nicht nur, Ihnen in dieser Online-Lehrveranstaltung zu vermitteln, wie man solche Phänomene möglichst präzise linguistisch beschreibt; wir möchten Sie auch dazu befähigen, sie in ihrer Genese mithilfe der Sprachgeschichte möglichst genau zu erklären. Wir möchten das „Heute“ mit dem „Gestern“ verknüpfen und Ihnen so zu einem vertieften Verständnis der deutschen Gegenwartsgrammatik und den zugrundeliegenden Sprachwandelprozessen verhelfen. Ihr neu erworbenes Wissen können Sie mehrfach zur Anwendung bringen: Zum einen ist es unabdingbar im Staatsexamen der Lehramtsstudiengänge, insbesondere im verpflichtenden historischen Teil. Zum anderen können Sie im Berufsleben darauf zurückgreifen, etwa wenn Sie im schulischen Deutschunterricht oder im DaF-Integrationskurs vor der Aufgabe stehen, grammatische Strukturen schlüssig zu erläutern.
Struktur
Der Kurs umfasst 4 Module:
Modul 1: Lautung und Schreibung (Konsonantenphoneme und Vokalphoneme und ihre graphischen Varianten: Lautung und Schreibung bei Entlehnungen; Funktion und Vorkommen des Ablauts, Umlauts und Rückumlauts; 2. Lautverschiebung und ihre Bedeutung für die deutsche Sprachgeschichte);
Modul 2: Flexionsmorphologie (Verben: Einteilung der Verben im Deutschen nach formalen Kriterien, diachrone Entwicklungen der starken, schwachen Verben und der Modalverben; Substantive: maßgebliche Entwicklungen in der Kasus- und Numerusflexion; starke und schwache Adjektivflexion; Genuszuweisung bei entlehnten Substantiven; zentrale Charakteristika der Flexion entlehnter Substantive und Verben);
Modul 3: Wortbildungsmorphologie (Wiederholung der wichtigsten Wortbildungstypen im Deutschen und ihrer morphologischen Mittel; Ausgewählte Sonder- und Problemfälle bei Morphemen und morphologischen Mitteln; Historische Wortbildungsmuster; Muster und Konstituenten der Lehnwortbildung);
Modul 4: Syntax (Genitiv und seine Funktionen; Gebrauch der Modalverben: deontisch – epistemisch; Grammatikalisierung; Topologie; Negation).
Weiterführende Informationen zu Voraussetzungen und Organisation finden Sie im UnivIS im Vorlesungsverzeichnis der Germanistik unter "Übungen/Seminare".
Kursgestaltung:
Michelle Mossier
Mein Name ist Michelle Mossier und ich habe 2017 an der Otto-Friedrich-Universität meinen Master in Germanistik: Sprachwissenschaft abgeschlossen. Zu meinen Interessengebieten und Forschungsthemen zählen unter anderem Fremdwortpurismus, Dialekte, morphologische Zweifelsfälle sowie Forschungen im Schnittbereich von Sprach- und Literaturwissenschaft. Die betreuenden Ansprechpartnerinnen für den Kurs sind Prof. Dr. Stefanie Stricker und Dr. Anette Kremer, wobei die konkrete Umsetzung und multimediale Gestaltung in meinen Händen liegt. Tatkräftige Unterstützung bekomme ich von meiner studentischen Mitarbeiterin Christina Böhm und weiteren Hilfswissenschaftlerinnen, die ebenfalls an diesem spannenden Projekt beteiligt sind.
Christina Böhm
Mein Name ist Christina Böhm. Ich bin im Rahmen des Projekts „Gegenwartsdeutsch retrospektiv“ als wissenschaftliche Hilfskraft beschäftigt und erstelle hauptsächlich Aufgaben zu den einzelnen Themen, die innerhalb des Kurses behandelt werden. Im Jahr 2015 habe ich das Studium für das Lehramt an Grundschulen an der Otto-Friedrich-Universität mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen. Aktuell studiere ich im Master Germanistik: Sprachwissenschaft. Aufgrund meiner eigenen, zurückliegenden Vorbereitung auf den sprachwissenschaftlichen Teil des ersten Staatsexamens weiß ich, wie wichtig es ist, sich Phänomene der Gegenwartssprache mithilfe der Sprachgeschichte erklären zu können. Auch in der späteren Berufspraxis, z. B. in der Schule, wird von einem Germanisten erwartet werden, dass er die Herkunft gegenwartssprachlicher Erscheinungen, die zuweilen als Unregelmäßigkeiten auffallen, erläutern kann. Derartiges Wissen zu vermitteln, ist das Hauptanliegen des Projekts „Gegenwartsdeutsch retrospektiv“, das die Gegenwartssprache somit nicht losgelöst von der Sprachgeschichte beschreibt, sondern die historische Gewachsenheit der deutschen Sprache in den Blick nimmt.