Geländepraktikum Ruhrgebiet 2015
Vom 17. Juli bis 26. Juli 2015 veranstaltete der Lehrstuhl Geographie I unter der Leitung von Prof. Dr. Marc Redepenning und Sebastian Scholl (M.Sc.) ein Geländepraktikum im Ruhrgebiet. Eine Besonderheit stellte dabei das Fortbewegungsmittel dar: Die Teilnehmenden durchquerten die Region mit dem Fahrrad und legten dabei insgesamt über 250 Kilometer zurück.
Ziel des Geländepraktikums war es, die aus den vielschichtigen und tiefgreifenden Prozessen innerhalb einer sog. postmetropolitanen Transition von industriemodernen Gesellschaften zu postindustriellen Freizeit- und Konsumgesellschaften resultierenden neuen räumlichen Strukturen zu verstehen. Dabei sollten die heutigen Strukturen als Resultat historische Pfade und politischer Interventionen erkundet werden. Inhaltlich lag der Fokus auf drei Themenfeldern: Siedlungsentwicklung und Strukturwandel, Tourismus und Industriekultur sowie sozial-räumliche Polarisierung und Fragmentierung. Die Gruppe hatte Unterkünfte in den Städten Dortmund, Essen und Duisburg für jeweils drei Tage, um von dort aus die inhaltlichen Schwerpunkte an konkreten Standorten und unter Einbezug lokaler Experten zu erfahren – im wahrsten Sinne des Wortes.
Das Geländepraktikum startete in Dortmund. Inhaltliche Schwerpunkte bildeten hier die Siedlungsentwicklung, aktuelle Prozesse des innerstädtischen Einzelhandels und die Rolle von Bildungs- und Forschungsinstitutionen. Die Gruppe besichtigte unter anderem das Phoenix Gelände in Dortmund-Hörde. Hier wird der Versuch unternommen, die Funktionen von Wohnen, Arbeiten und Freizeit integrativ und unter Einbezug der Industriegeschichte neu zu ordnen.
Auf dem Weg nach Essen erhielten die Studierenden u.a. Einblicke in gegenwärtige Herausforderungen der Stadtentwicklung im suburbanen Raum der Ballungsrandzone. Mit dem Stadtplanungsamt der Stadt Waltrop diskutierte die Gruppe konkrete städtebauliche und Stadtentwicklungsmaßnahmen, die darauf zielen, den demographischen und ökonomischen Entwicklungen mit attraktiven Angeboten v.a. im Bereich Wohnen, Einzelhandel und Dienstleistungen zu begegnen. In Gelsenkirchen konnten beim Besuch der ThyssenKrupp Electrical Steel in konkrete Einblicke in Produktinnovationen der Branche gewonnen werden.
In Duisburg stand abschließend die soziale und kulturelle Dimension von Großstädten und des Strukturwandels im Fokus. Speziell der Duisburger Stadtteil Bruckhausen diente den Teilnehmenden als regionales Beispiel zur Diskussion der Bedeutsamkeit der sozialen, materiellen und symbolischen Dimensionen von räumlicher Benachteiligung, aber auch als Beispiel für innovative Lösungen. Die Gruppe eruierte dabei anhand einer städtebaulichen Sanierungsmaßnahme die Möglichkeiten und Grenzen planerischer Instrumente im Kontext sozial-räumlicher Marginalisierung und Stigmatisierung.
Die Gruppe erhielt weiterhin Einblicke in die planerischen Hintergründe und sozialen Konsequenzen der Revitalisierungs- und Entwicklungsmaßnahmen im Bereich des Duisburger Innenhafens. Der Landschaftspark Nord diente nicht nur als Unterkunft, sondern vermittelte einen Eindruck über die Verbindung von Industriegeschichte, Kultur sowie Freizeit und Tourismus.