Seniorenpolitisches Gesamtkonzept und Quartiere in Bamberg
Der Lehrstuhl Geographie I (Kulturgeographie mit Schwerpunkten in der Sozial- und Bevölkerungsgeographie) erarbeitet gemeinsam mit dem Basis-Institut für soziale Planung und der Stadt Bamberg sowie weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren ein Seniorenpolitisches Gesamtkonzept (SPGK) für die Stadt Bamberg.
Ziel des Konzeptes ist es einerseits, vielfältige Informationen über die räumliche Differenzierung altersrelevanter Sachverhalte, wie z.B. Fragen zur Erreichbarkeit oder Angeboten im Bereich der Nahversorgung, sozialer Treffpunkte oder ÖPNV, zu bekommen, um frühzeitig räumliche Problembereiche und Herausforderungen im Sinne einer integrierten Sozialraumplanung erkennen zu können. Andererseits, und dies ist der wichtigere und innovativere Ansatz, ist bei der Erarbeitung des Konzepts konsequent darauf geachtet worden, einen generationsübergreifenden Quartiers- und Stadtviertelbezug zu verwirklichen, indem alle (zwar schwerpunktmäßig der älteren, aber eben auch nicht ausschließlich) Bürgerinnen und Bürger Bambergs aktiv beteiligt wurden.
Dazu werden in zahlreichen Stadtquartieren Bambergs mehrere Bürgerforen abgehalten, bei denen gemeinsam mit den Menschen aus den Stadtvierteln umfassende Stärken- und Schwächenanalysen des Stadtteils vorgenommen werden, um daraus Ziele und Maßnahmen zur Verbesserung der räumlichen Situation im Stadtteil angehen zu können. Die Beteiligungsprozesse wurden zunächst mit der Frage begonnen, wie die räumliche Begrenzung des Stadtteils aus Sicht der dort wohnenden Bürgerinnen und Bürger aussieht; ferner wurde anhand eines semantischen Differenzials die subjektive Einschätzung zur Qualität des Quartiers ermittelt (siehe dazu auch die abgebildeten Graphiken). Gestartet wurde im Jahr 2018 mit der Wunderburg, aktuell wird in Südwest und der Gartenstadt gearbeitet. Weitere Quartiere werden folgen.
Aus den oft auch erstaunlichen Ergebnissen im Rahmen der Beteiligungsverfahren zum SPGK ist der Bedarf deutlich geworden, über die engere Orientierung an Seniorinnen und Senioren eine stärker integrierte Quartiersentwicklung anzugehen. Als erster Schritt zu dieser Erweiterung wurde gemeinsam mit der Stadt Bamberg eine Onlinebefragung durchgeführt, bei der alle Bambergerinnen und Bamberger "ihr" Quartier, ihren Alltagsraum einzeichnen konnten. Auf dieser Grundlage wird eine an den Lebenswelten der Menschen orientiere Quartiersplanung ermöglicht. Über Ergebnisse werden wir im Frühjahr 2020 berichten können. Die Methoden zur Durchführung des Projektes werden im Masterstudiengang "Sozial- und Bevölkerungsgeographie" genauer besprochen und eingeübt.