Säulen des Engagements in ländlichen Räumen – Erfolgsbedingungen, Synergien und Handlungsempfehlungen für breites zivilgesellschaftliches Engagement (SEL)

Rahmendaten

Erkenntnisinteresse

Das übergeordnete Ziel des dreijährig angelegten Forschungsprojektes ist es, einen raumsensiblen Beitrag zum bislang nur wenig untersuchten Zusammenspiel von zwei grundlegenden Engagementsäulen in ländlichen Räumen zu geben: stärker formalisiertes Engagement, das sich weitgehend in klassischen Vereinsstrukturen mit hohem Lokalbezug bewegt, und weniger stark formalisiertes Engagement, das oft projektorientiert, digital und weniger intensiv auf die Ausgestaltung allein der lokalen Lebenswelten ausgerichtet ist. Die gegenwärtige Heterogenität ländlicher Räume wird dabei mit Blick auf die Vielfalt der Lebensverhältnisse und lagebezogene Kriterien (z.B. stadtnah oder stadtfern) berücksichtigt. Als Untersuchungsraum dient die Landesgrenzen überschreitende Region „nördliches Franken/südliches Thüringen“ sowie der Landkreis Sömmerda.

Forschungsziele und methodisches Vorgehen

Im Projekt werden sowohl quantitative als auch qualitative Daten erhoben und einem Mixed-Methods-Ansatz im sogenannten Kombinationsmodell gefolgt.

Die Forschungsziele liegen zunächst in der Erfassung der Diversität lokaler Engagementlandschaften in 20 ausgewählten ländlichen Kommunen des Untersuchungsraumes. Dazu wurde in der quantitativen Phase des Projekts bereits eine standardisierte Befragung mittels Fragebogen von stark im Engagement involvierten Personen innerhalb der Untersuchungsgemeinden durchgeführt. Es konnte ein Überblick über die Engagementlandschaften gewonnen und Hinweise für die qualitative Phase generiert werden.

In einem zweiten Schritt soll die Qualität des Zusammenspiels und der Kooperation beider Engagementsäulen – stärker formalisiert und weniger stark formalisiert – in vier, für eine vertiefte qualitative Beschäftigung, ausgewählten Gemeinden analysiert werden. Die Auswahl erfolgt auf Grundlage der Ergebnisse der quantitativen Befragung. Mithilfe qualitativer Interviews sollen insbesondere die Gründe für ein gutes bzw. weniger gutes Zusammenspiel der beiden Säulen erfasst werden, um die Erfolgsbedingungen und Potentiale bzw. Hinderungsfaktoren herauszuarbeiten. Ein gelingendes Zusammenspiel, so die These, ist insbesondere durch eine gelebte Wertschätzungs- und Anerkennungskultur getragen.

Anhand der gefundenen Ergebnisse sollen dann konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik in ländlichen Räumen formuliert werden, mit dem Ziel, vor Ort angemessene Unterstützungsstrukturen für die Pflege, zukunftsfähige Entwicklung und Verstetigung beider Engagementsäulen bereitzustellen. Dazu werden Verallgemeinerungsworkshops mit Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft durchgeführt. Ein weiteres zentrales Element ist hierbei auch die „Übersetzung“ der Ergebnisse für die Verwendung in praxi durch lokale und überregionale Akteure im Rahmen von Workshops mit der Bürgerschaft der Untersuchungsgemeinden.

Vorläufige Ergebnisse und Erkenntnisse

Die vorläufigen Ergebnisse und Erkenntnisse der quantitativ ausgerichteten Phase zeigen im Hinblick auf verschiedene Engagementformen und Bereiche, dass das weniger stark formalisierte Engagement häufiger in den eher sozialen Bereichen und Dienstleistungen (sozialer Bereich, Wohlfahrtsverband oder Hilfsorganisation, z.B. Nachbarschaftshilfe; Gesundheitsbereich; Kindergarten und Schule; außerschulische Jugendarbeit oder Bildungsarbeit für Erwachsene; berufliche Interessenvertretung; Justiz und Kriminalitätsprobleme) auftritt.

Die ersten Daten lieferten Hinweise auf eine Transformation des Engagements insgesamt von einer eher auf Konvivialität bezogenen Ausrichtung zu stärker soziale Unterstützungsleistungen vollziehenden Engagementstrukturen. Dies würde, in Zusammenhang mit den gerade vorgestellten Erkenntnissen, auf eine zunehmende Bedeutung des weniger stark formalisierten Engagements hinweisen und soll in der qualitativen Phase nun genauer untersucht werden (ebenso wie eine handlungsbezogene und tragfähige Definition beider Säulen).

Die angegebenen Herausforderungen im Engagement liegen laut Befragung vor allem im Bereich von Nachwuchs und Mitgliedern, Zusammenhalt und Finanzen. Betrachtet man engagementfördernde sowie -hemmende Faktoren, so konnte als fördernd vor allem Anerkennung und Wertschätzung, (finanzielle) Unterstützung, Zusammenarbeit, Gemeinschaft, Spaß und Freude sowie weniger Bürokratie festgestellt werden. Als hemmende Faktoren wurden vor allem Bürokratie, Egoismus, Vorschriften, Zeit, Finanzierung und Desinteresse genannt.

Für weitere Fragen wenden Sie sich an das Projektteam

Kooperationspartner

  • Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken
  • Amt für ländliche Entwicklung Unterfranken
  • Regionale Aktionsgruppe Sonneberg-Hildburghausen
  • Landkreis Sömmerda