Wie Grönland im Treibeis verschwand - zur Kartografiegeschichte der Arktis
Lange vor der heutigen Klimawandeldiskussion ist auf Nordpolarkarten des 19. Jahrhunderts zu beobachten, dass sich das Ausmaß der arktischen Eisflächen zunehmend verringert. An die Stelle des „ewigen Eises“ trat auf den Karten ein dynamischer Naturraum mit Meeresströmungen und Gezeiten, Tiefseegräben und Eisdrift, Windrichtungen und Nordlichtern. An dieser Entwicklung hatte der englische Walfänger und Naturforscher William Scoresby jr. (1789-1857) großen Anteil. Seine herausragenden wissenschaftlichen Aufzeichnungen der Klima- und Eisverhältnisse vor der Küste Grönlands schufen neue kartografische Standards, die die Erforschung der Arktis für mehr als ein halbes Jahrhundert prägten. Der Vortrag zeigt, wie das praktische Interesse an einer erfolgreichen Navigation durch das Eismeer spätere Expeditionen beeinflusste und die Geografie der Arktis verändert hat.