Rural Studies: Interdisziplinäre Perspektiven auf ländliche Räume entwickeln
An den ersten beiden Tagen wurden von den 17 teilnehmenden Promovierenden aus Deutschland und Österreich (Bild 1) verschiedene Poster-Sessions, Vorträge (Bild 2) und Materialbesprechungen gestaltet, die anschließend im Plenum tiefergreifend diskutiert und reflektiert wurden. Thematisch zusammengefasst, befassten sich die Teilnehmenden mit a) Landwirtschaft und Zukunft, b) Transformationsträger „Arbeit“, c) Gender und Ländlichkeit, d) Netzwerke – Allianzen und Innovationen sowie e) Stadt-Land-Nexus: Spannungen und Potentiale. Das Programm wurde von zwei Keynotes gerahmt, die von Prof. Marc Redepenning (Lehrstuhl für Geographie I, Universität Bamberg) sowie von Dr. Patrick Reitinger (Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig), der spontan für die krankheitsbedingt ausgefallene Prof. Barbara Wittmann (Jun.-Prof. für Europäische Ethnologie, Universität Bamberg) eingesprungen war, gehalten wurden. Am dritten Tag des Kolloquiums wanderte eine zahlenmäßig reduzierte Exkursionsgruppe zudem auf den nahegelegenen Staffelberg, wobei sich auf der Laufstrecke von sieben Kilometern und einem Aufstieg von 250 Höhenmetern nicht nur ein ausgiebiger Ausblick in das oberfränkische Umland, sondern auch die Gelegenheit zur Diskussion regionalspezifischer Aspekte wie Tourismus, Raumplanung, Bodennutzung und Vermarktung lokaler Produkte bot.
Obwohl im Rahmen des Kolloquiums aus sehr unterschiedlichen fachlichen Blickwinkeln auf das übergeordnete Thema „Ländliche Räume“ geblickt wurde (unter anderem Geographie, Soziologie, Kulturanthropologie/Ethnologie, Ressourcenmanagement, Agrarlandforschung, Urban Studies, Politikwissenschaft), zogen sich einige Aspekte durch mehrere Beiträge: Die dualistische Ko-Konstruktion von Stadt und Land war ebenso ein wiederkehrendes Element wie Widersprüchlichkeiten und Konfliktpotentiale in Fragen der Raumentwicklung und Landnutzung, Aspekte räumlich-landschaftlich geprägter Identität (z.B. unter Aspekten der sozialräumlichen In- und Exklusivität, des sozialen Zusammenhaltes oder auch angesichts von identitätsrelevanten Umweltveränderungen) oder auch die (Un-)Gleichheit von Lebensverhältnissen. Methodisch ergaben sich ebenfalls viele Überschneidungen hinsichtlich der wissenschaftlichen Herangehensweise bei Erhebung, Auswertung und Analyse der qualitativ-empirischen Daten (Cognitive Mapping, Grounded Theory u.v.m.).
Das Kolloquium „Rural Studies #5“ hat uns deutlich vor Augen geführt, dass sich die Herausforderungen der sozial-ökologischen Transformation, Bedeutungen und Funktionen in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verändert haben und mit ihnen vielfältige neuartige Anknüpfungspunkte und Bedarfe für die wissenschaftliche Erforschung entstehen. Durch Diskussionen der individuellen Vorträge und Materialbesprechungen konnten neue Ideen und Inspirationen für die eigene Arbeit gewonnen werden; die Interdisziplinarität der Perspektive erwies sich dabei als großer Mehrwert. Von besonderer Bedeutung für uns Promovierende war der Austausch auf Augenhöhe und die Stärkung des persönlichen Untersützungsnetzwerks. An dieser Stelle ist deshalb insbesondere das konzentrierte und ausgesprochen wertschätzende Arbeitsklima hervorzuheben, das neben der reibungslosen Organisation in der abschließenden Feedbackrunde vielfach benannt und gelobt wurde und uns auf eine sehr gelungene Veranstaltung in Bamberg zurückblicken lässt.
Auch für bestehende Forschungsschwerpunkte zu ländlichen Räumen an der Universität Bamberg konnte durch das Kolloquium Aufmerksamkeit generiert werden. In diesem Zusammenhang bedanken wir uns beim Uni-Bund ebenso wie bei den Professorinnen und Professoren Daniel Göler, Barbara Wittmann und Marc Redepenning für ihre finanzielle Unterstützung sowie weiterhin Prof. Andreas Dix für die Hilfestellungen in der Planungsphase. Auch Prof. Hartmut Rosa danken wir herzlich für seine finanzielle Unterstützung, die zum Gelingen unserer Veranstaltung beigetragen hat! Weiterhin gilt unser Dank der DGEKW-Kommission für die Kulturanalyse des Ländlichen, dem Arbeitkreis für Ländliche Räume sowie der Deutschen Gesellschaft für Agrargeschichte, deren Emailverteiler wir für die Bewerbung des Kolloquiums nutzen durften.
Für die Folgeveranstaltung der „Rural Studies“-Serie im kommenden Jahr wird die organisatorische Verantwortung nun wie gewohnt an ein neues Team übergeben; mit dem derzeit anvisierten Ausrichtungsort könnte das ursprünglich in Norddeutschland ins Leben gerufene Format sich nach Bamberg erneut auch stärker im deutschsprachigen Süden etablieren.
Organisator:innen
Christian Fritsch (Autor, Geographie - Universität Bamberg)
Alena Mathis (Ethnologie - Universität Bamberg)
Erik Sacha (Geographie - Universität Bamberg)
Friederike Berlinski (Geographie - Universität Bamberg)
Magdalena Riedl (Soziologie - Universität Jena)
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