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▼ Professorin Dr. Birgitt Hoffmann [2007]

Inhaberin des Lehrstuhls für Iranistik

\\ PROFESSORINNEN AN DER UNIVERSITÄT BAMBERG

\\ INTERVIEW VON 2007

 

"Es gibt aber genügend Beispiele von Frauen in wissenschaftlichen Positionen, die sowohl Karriere gemacht als auch Kinder haben. Wenn ich mich im eigenen fachlichen Umfeld umsehe, dann entdecke ich allerdings nicht wenige Hausmänner."


Frau Prof. Hoffmann, Sie leiten nun seit letztem Jahr den Lehrstuhl für Iranistik hier in Bamberg, wie gefällt es Ihnen in der Stadt und an der Uni?

Mir gefällt es hier sehr gut. Ich habe ja schon meine Assistentenzeit von 1989 bis 1996 hier verbracht, insofern war mir Bamberg nicht ganz unvertraut.

Ihr Lehrstuhl bietet eine unglaubliche Varietät von Veranstaltungen an. Was genau ist Iranistik?

Im weitesten Sinn ist die Iranistik eine Disziplin, deren philologische Grundlage die weit verzweigte iranische Sprachfamilie bildet und die sich auf dieser Basis mit Geschichte, Religionen und Kulturen des Verbreitungsgebietes dieser Sprachen befasst. An den meisten deutschen Universitäten, die Iranistik in ihrem Fächerspektrum führen, liegt der zeitliche Schwerpunkt in Forschung und Lehre im Bereich der alt- und mitteliranischen Periode, die von der Antike bis ins frühe Mittelalter reicht. Bamberg nimmt insofern eine Sonderstellung ein, weil bei uns in philologischer Hinsicht das Neupersische (Farsi) im Mittelpunkt steht. Diese Sprache ist im 8./9. Jahrhundert, also relativ bald nach der Islamisierung des Vorderen Orients entstanden. Als Kontakt-, Verwaltungs- und Literatursprache hat sie, zum Teil bis ins 19.Jahrhundert, weit über das iranische Hochland hinaus Verbreitung gefunden, in einem Raum, der von Anatolien über den Kaukasus bis Mittelasien reicht und zeitweilig sogar den Indischen Subkontinent und Anatolien umfasste. Heutzutage finden wir das Neupersische und seine Varietäten Dari und Tadschikisch in Iran, Afghanistan und Tadschikistan. Neben der Vermittlung von Sprachkompetenz liegen die Schwerpunkte der Bamberger Iranistik in Forschung und Lehre auf Geschichte und Kultur sowie aktuellen Entwicklungen im Verbreitungsgebiet des Neupersischen. Hieraus ergeben sich vielfältige Berührungspunkte mit den anderen orientalistischen Fächern Arabistik/Islamwissenschaft, Turkologie und Islamische Kunstgeschichte.

Und wie wird man dann Professorin für Iranistik?

An der Universität Freiburg habe ich zunächst Islamwissenschaft mit den Sprachen Arabisch, Persisch und Türkisch studiert (1974-1979). Im Gegensatz zu den meisten Islamkundlern, die sich auf die arabisch sprechende Welt spezialisieren, habe ich meinen Schwerpunkt im persophonen und turkophonen Bereich der islamischen Welt gesetzt. Diese Schwerpunktsetzung habe ich dann nach dem Studium unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen weiter vorangetrieben: als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Orientalischen Seminar der Universität Freiburg und am Institut für Iranistik in Berlin. Als Bert Fragner 1989 den Ruf auf den neueingerichteten Lehrstuhl für Iranistik der Universität Bamberg erhielt, war ich glücklich, hier die Assistentenstelle übernehmen zu dürfen. Nach der Habilitation 1995 habe ich an der Universität Würzburg ein Jahr lang das Fach Arabistik und Islamwissenschaft vertreten und1997 ziemlich zeitgleich einen Ruf an die Universität Leiden (für „Persian Studies“) und auf eine islamwissenschaftliche Professur (Schwerpunkt persisch-türkische islamische Welt) an die Universität Bonn erhalten. Ich habe mich für Bonn entschieden und bin 2005 von dort nach Bamberg zurückgekehrt.

Was spricht für Bamberg - im Vergleich mit Bonn?

Bonn ist eine viel größere Universität mit sehr viel mehr Studierenden, auch in den orientalistischen Fächern. Die Islamwissenschaft wurde in einen neuen Bachelor-Studiengang Asienwissenschaften integriert, was dazu führte, dass in den Einführungsvorlesungen bis zu 200 Studierende saßen. Darunter leidet die Qualität der Lehre notgedrungen. In meinen eigenen Schwerpunktsetzungen sah ich mich in einer Abseitsposition, weil das Persische aus Kapazitätsgründen in den neuen Studiengängen nicht als Hauptsprache wählbar war. In der Lehre konnte ich daher meine eigentlichen Schwerpunkte nur noch bedingt unterbringen. Zudem war die Belastung durch Verwaltungsaufgaben und Gremientätigkeit auf bisweilen groteske Weise stetig angewachsen. Das wissenschaftliche Arbeiten ist unter diesen Umständen einfach zu kurz gekommen. Ich habe gemerkt, wie die Verdrossenheit in mir wuchs. Weil ich schon sehr nah an der Altersgrenze war, habe ich eigentlich nicht mehr damit gerechnet, noch einmal an eine andere Universität zu wechseln, bis sich die Chance in Bamberg eröffnete. Bamberg bietet mir sehr viel bessere Arbeitsbedingungen und die Möglichkeit, mich auf meinen iranistischen Schwerpunkt zu konzentrieren. So habe ich nur kurz überlegen müssen, ob ich gehe und natürlich habe ich es nicht bereut, ganz im Gegenteil.

Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen in Ihrem Werdegang Steine in den Weg gelegt wurden, seien sie privater oder beruflicher Natur, über die Sie hätten stolpern können?

Nein, eigentlich nicht. Ich bin immer gut gefördert worden, sowohl von meinem Doktorvater als auch von anderen Mentoren. Ich denke, in dieser Hinsicht hatte ich keine Stolpersteine zu bewältigen.

Ist die Iranistik auch ein Fach, das von Männern dominiert wurde - oder noch wird? Ist man eine Exotin, wenn man als Frau Iranistik studiert?

Also das lässt sich kaum verallgemeinern, die Situation ist sehr unterschiedlich. Zu der Zeit, als ich studiert habe, in den Siebziger Jahren, da waren viele orientalistische Fächer auf der Seite der Studierenden eine Domäne der Frauen, es gab also besonders viele Studentinnen. Das hat sich allerdings auf Seite der Lehrenden eher nicht widergespiegelt. Hier gab es ein gewisses Ungleichgewicht. Inzwischen hat sich das sehr verändert. Es sind in den letzten Jahren viele Frauen auf einschlägige islamwissenschaftliche, iranistische, turkologische Lehrstühle berufen worden. Ich selber beobachte bei den verschiedenen Studierendengenerationen, dass das Geschlechterverhältnis, an allen Universitäten, an denen ich war, sehr schwankt, und ich kann mir nicht erklären, woran das liegt. In meiner ersten Bamberger Zeit hatten wir sehr viele männliche Studierende und Absolventen. Derzeit scheint mir der Geschlechterproporz bei den Studierenden recht ausgewogen. Hier am Lehrstuhl sind wir allerdings fast ausschließlich Frauen: eine Akademische Rätin, eine Lektorin, zwei wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und ein Assistent, den ich übernommen habe. Diese personelle Situation verdankt sich nicht einer Regie, die Frauen gegenüber Männern bevorzugt, sondern sie hat sich per Angebot und Nachfrage aus dem wissenschaftlichen Profil, der Qualifikation und Kompetenz der Personen ergeben. Ich muss zugeben, dass ich mich freue, dass nun bei den Anfängersemestern auch wieder ein paar Studenten dabei sind, die ich für durchaus vielversprechenden wissenschaftlichen Nachwuchs halte.

Auch wenn Sie sagen, dass Sie immer gut gefördert worden sind, haben Sie das Gefühl, Sie haben mehr leisten müssen als Ihre männlichen Kollegen, um die gleiche Anerkennung zu erhalten?

Ich weiß es nicht. Wenn ich an meine Studienzeit zurückdenke, war es eher das fehlende Selbstbewusstsein, was ich bei mir und meinen Kommilitoninnen feststellen konnte. Wir haben die Anforderungen, die an uns gestellt wurden, sehr viel ernster genommen und hatten wohl auch mehr Angst vor Anforderungen und den entsprechenden Qualifizierungshürden. Bei unseren männlichen Kollegen konnten wir dagegen ein – mit und ohne Grund – viel besser entwickeltes Selbstbewusstsein feststellen.

Und woher kam dann das Selbstbewusstsein zu der wissenschaftlichen Karriere?

Das Selbstbewusstsein kam mit den ersten Qualifikationsschritten, also mit der Möglichkeit, nach dem Magister wissenschaftliche Mitarbeiterin zu werden. Ich habe mir dann schon bald zugetraut, zu promovieren. Das ging nicht ganz schnell, aber ich habe nie daran gezweifelt, dass ich das auch wirklich machen werde und gut machen werde. Das Selbstbewusstsein wächst natürlich mit den Aufgaben, die man bewältigt.

Was finden Sie besonders reizvoll an Ihrem Beruf und an Ihrem Fach?

Ich finde an dem Fach sehr reizvoll, dass es eine große thematische Breite hat. Wir sind, anders als die großen Disziplinen, weniger reglementiert und festgelegt in der Auswahl unserer Themen. Unser Gebiet umfasst iranische Sprache, Kultur und Geschichte von der Zeit der Islamisierung bis in die Gegenwart. Man kann also Akzente setzen nach den eigenen Forschungsschwerpunkten, aber in der Lehre wird das ganze Spektrum angeboten, weshalb man einen breiten Horizont entwickeln muss. Das, was für die zeitliche Perspektive gilt, gilt natürlich auch für die fachwissenschaftliche, weil wir genauso historisch arbeiten, wie wir uns mit Literatur und Kultur sowie mit aktuellen Themen befassen.

Haben Sie ein Steckenpferd?

Ich beschäftige mich gerne mit historischen Themen, vor allem mit dem 13. und 14. Jahrhundert, das ist die Zeit der Mongolen und Marco Polos, also eine Zeit, in der die Welt sehr in Bewegung war und es regen Austausch und Kulturtransfer zwischen Ostasien und Europa gab. Das ist für mich persönlich eine sehr spannende Zeit. Großes Interesse habe ich aber auch für die Literatur und für ganz aktuelle Entwicklungen, die derzeit im Iran vor sich gehen.

Wie unterscheidet sich eigentlich eine iranische Familie von einer deutschen?

Tja, also ich denke, es kommt sehr darauf an, was für eine Familie man sich anschaut, Mittelschicht, Oberschicht, ganz einfache Leute, ländliche Familien, großstädtische Familien. Generell würde ich sagen, sind die Familien etwas größer als bei uns und der Zusammenhalt, was die Großfamilie betrifft, ist noch sehr viel stärker ausgeprägt. Man fühlt sich stärker verbunden mit und verantwortlich für Eltern, Großeltern, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen. Das hat eine angenehme und eine anstrengende Seite. Die angenehme ist der Rückhalt, den die Einbettung in solche Familienstrukturen bietet. Die anstrengende, dass man auf eine ganz andere Weise als bei uns, auch materiell in der Pflicht ist, was Unterstützung und Hilfe angeht und dass die soziale Kontrolle viel ausgeprägter ist. Mein Eindruck ist, dass diese Strukturen im Umbruch begriffen sind. In einer Großstadt wie Teheran, in der oberen Mittelschicht, wird sich das tendenziell vielleicht sehr stark hiesigen Verhältnissen annähern.

Und das Frauenbild?

Das ist widersprüchlich. Presse und Fernsehen zeigen uns die Iranerinnen vornehmlich als schwarz gewandet und verhüllt, die entweder von einem frauenfeindlichen Regime gegängelt werden oder selbst wenig emanzipatorische Einstellungen an den Tag legen. Interessant ist jedoch, dass seit der islamischen Revolution, oder trotz der islamischen Revolution, Frauen im öffentlichen Leben sehr viel präsenter sind als zuvor. Es gibt Frauen im Parlament und zunehmend auch in anderen wichtigen Gremien. Was die Universitäten angeht, so sind nach neueren Statistiken derzeit ca. 60 Prozent der Studierenden Frauen, was seine Ursachen allerdings auch in der wirtschaftlich prekären Situation des Landes hat. Die Arbeitslosigkeit unter den jungen Leuten ist extrem. Junge Männer, die eine Familie gründen wollen, bemühen sich eher um einen Job, mit dem sie eine Familie ernähren können, anstatt unter Umständen jahrelang auf einen Studienplatz zu warten, denn es gibt sehr viel mehr Bewerber als Studienplätze. In einer Stadt wie Teheran gibt es daher heute ein beachtliches Potenzial an sehr gut gebildeten Frauen, die natürlich versuchen, ihr Leben selbstbestimmter zu führen, als das in früheren Generationen der Fall war. Der naive, manchmal mitleidige Blick von hier nach dort scheint mir demnach etwas ungerecht.

Sie sind auch stellvertretende Frauenbeauftragte Ihrer Fakultät. Sehen Sie ein Problem darin, dass es immer noch mehr Professoren als Professorinnen an der Uni Bamberg gibt?

Also Bamberg, muss ich ganz ehrlich sagen, fällt mir da eher angenehm auf. Ich habe wirklich andere Universitäten erlebt. Zuletzt war ich an der Universität in Bonn und da gab es, als ich 1997 dort angetreten bin, wirklich ganz, ganz wenige Frauen in der Philosophischen Fakultät. Das hat sich jetzt auch etwas zum Besseren geändert, aber vom Proporz her ist es dort immer noch unglaublich ungünstiger als in Bamberg.

Ist der Umgangston in Bonn dann ein anderer als hier in Bamberg?

Ja, es ist ein völlig anderer Umgangston. Das hat schlicht etwas mit der Größe der Universität zu tun. Wenn man eine Fakultät hat, zu der weit über 100 Professorinnen und Professoren gehören, dann ist es klar, dass man Mühe hat, sich überhaupt die Namen der Kollegen einigermaßen zu merken und die wenigsten persönlich kennen kann. Das ist hier im Moment noch sehr viel überschaubarer und damit persönlicher. Die Fakultätssitzungen waren der Tendenz nach nicht enden wollend und der Umgangston daher schnell gereizt. Es bleibt abzuwarten, was die für Bamberg konzipierten neuen Fakultätsstrukturen, die u.a. die Zusammenlegung der Fakultäten Split und GeGeo vorsehen, in dieser Hinsicht mit sich bringen werden. Bei Sitzungen wird es dann vielleicht auch hier formeller und anonymer zugehen. Im Moment ist der Ton doch ein lockerer, sachlicher und angenehmer, soweit ich das sehe.

Worin sehen Sie als stellvertretende Frauenbeauftragte Ihre Hauptaufgabe?

Was mir am meisten am Herzen liegt, ist der wissenschaftliche Nachwuchs. Darauf zu schauen, dass begabte Frauen ihre Chancen wirklich wahrnehmen können, finde ich nach wie vor sehr wichtig, dass sie nicht allein im Mittelbau sondern auch in der Professorenschaft gut vertreten sind. Ausschlaggebend sollten aber immer die wissenschaftlich-fachliche Kompetenz, die Eignung für die Lehre und ein wenig auch die Teamfähigkeit einer Person sein.

Was würden Sie denn einer Studentin raten, die eine wissenschaftliche Karriere einschlagen möchte?

Ich würde raten, zunächst einmal der eigenen Begeisterung zu vertrauen und nach einiger Zeit die Neigungen und Eignungen selbstkritisch zu überprüfen. Wer nicht nur die Anforderungen des Studiums gut erfüllt, sondern auch Freude am eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten hat und die Unwägbarkeiten einer akademischen Karriere nicht fürchtet, dem würde ich empfehlen möglichst zielstrebig zu sein, weil heute sehr viel Wert auf jugendliches Alter gelegt wird, wenn es um die Vergabe von Stipendien, anderen Fördermitteln und Stellen geht. Auch wenn ich diesen vor allem von Naturwissenschaftlern verteidigten Jugendlichkeitskult nicht uneingeschränkt teilen kann, würde ich raten, dass Frauen diese allenthalben drohenden Altersgrenzen stets vor Augen haben und den ersten Studienabschluss möglichst zügig hinter sich bringen sollten. Ansonsten kann es nicht schaden, sich Aufschluss darüber zu verschaffen, welche Themenbereiche des eigenen Faches und welche Kompetenzen denn auch außerhalb der Universität mögliche Zukunftsperspektiven bieten. Ich selbst bin sehr blauäugig in meine Karriere gestartet und habe mir weniger Gedanken darüber gemacht, was ich sonst für einen Beruf ergreifen könnte. Das hätte schon damals ins Auge gehen können, heute sind die Risiken des Scheiterns durch die einschlägigen Befristungsregelungen höher. Wer über kurz oder lang nicht auf eine Professur berufen wird, hat unter den derzeitigen Verhältnissen kaum eine Chance, dauerhaft in Lehre und Forschung sein Auskommen zu finden, weil es keine oder nur noch ganz wenige entfristete Mittelbaustellen gibt. Leider habe ich schon öfters erlebt, dass sehr begabte und fähige Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen angesichts dieser Situation auf eine akademische Karriere verzichtet haben, sei es weil sie eine Familie ernähren müssen, sei es dass sie diese Ungewissheit in Bezug auf die beruflichen Perspektiven nervlich nicht verkraften. Weil wir gerade beim Thema Familie sind.

Hat sich Ihre Karriere mit Familienplanung vereinbaren lassen?

Ich lebe seit dreißig Jahren in einer Partnerschaft, habe aber keine Kinder. Ich würde das nicht in einen Kausalzusammenhang mit der Karriere bringen, auch wenn ich zugeben muß, dass es mir besonders in der Qualifikationsphase nicht leicht zu sein scheint, Wissenschaft und Familie zu verbinden. Sind, wie in meinem Fall, gleich beide Partner im Wissenschaftsbetrieb, wird es erst recht kompliziert. Es ist eben keine Arbeit, die nach acht Stunden vorbei ist. Es müssen auch Abende und Wochenenden drangegeben werden, Zeit die der Familie abgeht. Es gibt aber genügend Beispiele von Frauen in wissenschaftlichen Positionen, die sowohl Karriere gemacht als auch Kinder haben. Wenn ich mich im eigenen fachlichen Umfeld umsehe, dann entdecke ich allerdings nicht wenige Hausmänner. Also ganz einfach ist es nicht, aber ich denke, da bemüht sich die Universität Bamberg ja sehr darum, diese Situation zu erleichtern. (Auditierung als Familienfreundliche Hochschule, Anm. d. Redaktion.)

Aber Sie würden nicht sagen, dass Sie aufgrund der Karriere auf Kinder verzichtet haben.

Nein.

Würden Sie mit dem Wissen, das Sie heute haben etwas an Ihrer Laufbahn ändern?

Also das ist ja eine sehr hypothetische Frage. In meiner heutigen Situation bin ich zufrieden und dankbar, dass ich es so gut getroffen habe. Es wäre ja völlig irrsinnig jetzt zu sagen, ich wäre lieber etwas anderes geworden. Ich habe mein Studium mit naturwissenschaftlichen Fächern (Biologie und Chemie) begonnen und habe das dann aufgegeben, weil mir das Studium überhaupt nicht gefallen hat und ich mir keine Chancen ausgerechnet habe auf eine wissenschaftliche Karriere. Nicht, weil ich dafür reale Anhaltspunkte hatte, sondern aus mangelndem Selbstbewusstsein. Und auf gar keinen Fall wollte ich in den Schuldienst. Wenn ich heute noch einmal vor der Wahl stünde, würde ich vielleicht nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen, nicht zuletzt weil es die Naturwissenschaften sind, für die sich die politischen Entscheidungsträger vorrangig interessieren, woran sie denken, wenn sie sich das Wort Exzellenz auf der Zunge zergehen lassen und wohin sie ihre Fördermittel bevorzugt vergeben. Da hat man, wenn man gut ist, und sich entsprechend durchsetzen kann, derzeit exzellente Chancen, in Deutschland, in Europa, in Amerika, einfach überall und vor allem auch bei außeruniversitären Forschungseinrichtungen. In den Geistes- und Kulturwissenschaften stellt sich die Situation aus den erwähnten Gründen disparater und prekärer dar. Nicht alle Historiker, Germanisten, Kunsthistoriker usw., die hervorragend qualifiziert sind, werden auch eine Position finden, die ihrer Qualifikation entspricht. Wer sich auf Geisteswissenschaften einlässt, muss mit diesem Risiko leben und immer Ausschau nachgeeigneten Nischen halten. Um die Absolventen der orientalistischen Fächer, mithin auch der Iranistik, ist es aber nach meiner Erfahrung gar nicht so schlecht bestellt. Ich selbst bereue meine Wahl nicht.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Das Gespräch führte Johanna Bamberg.