Gruppenbild der Frauenbeauftragten 2019

▼ Die neuen Frauenbeauftragten stellen sich vor! [2019]

kUNI spricht mit den neuen Frauenbeauftragten der Universität Bamberg

 \\ FRAUENBEAUFTRAGTEN DER UNIVERSITÄT BAMBERG

\\ INTERVIEW VON 2019

 

Mit Beginn des Jahres 2019 gibt es an der Universität Bamberg wieder ein vollständiges Team aus drei Universitätsfrauenbeauftragten: Mona Hess, Astrid Schütz und Renata Szczepaniak. Ein Anlass für KUNIgunde, gleich mal mit allen drei gemeinsam zu sprechen und sie nach Ihrem Werdegang und Ihren Plänen für das Amt der Frauenbauftragten zu befragen.


Frau Hess, Sie waren lange in London. Was haben Sie dort gemacht und wie sind Sie nun nach Bamberg gekommen?

MH: Ich war an University College London in zwei sehr unterschiedlichen Bereichen in Forschung und Lehre tätig: UCL Geomatic Engineering – in diesem Fach habe ich auch promoviert. Und ich habe für UCL Museums and Collections gearbeitet. Diese Tätigkeit hat mir erlaubt, mich in den Bereich „Digital Heritage“ weiter zu vertiefen und die Anwendung von digitalen Technologien (meist optischer Oberflächenvermessung in 2D und 3D) mit der Beantwortung von Fragen der Denkmalpflege und des Kulturgüterschutzes und der Konservierung zu verknüpfen. Ich habe viel mit den Museen in London zusammengearbeitet und konnte Blicke hinter die Kulissen im British Museum, Science Museum, Victoria and Albert Museum werfen. Die Schnittstelle zwischen Technologie und Denkmalwissenschaften zu entwickeln, ist genau das, was ich jetzt als Professorin der Digitalen Denkmaltechnologien in Bamberg weiter tun darf, was mich außerordentlich freut.

 

Frau Szczepaniak, Sie haben Ihre wissenschaftliche Karriere mit einem Studium in Polen begonnen. Was hat Sie dazu bewegt, Ihr Studium in Deutschland fortzusetzen, und wie sind Sie nach Bamberg gekommen?

RS: Ich habe mich recht früh für ein Auslandsstudium entschieden, weil ich in einer Fremdsprache und zwar Sprachwissenschaft studieren wollte. Der Weg nach Bamberg ging über andere Stationen, meine erste Professur brachte mich nach Hamburg. Die Uni Bamberg war für mich v.a. wegen des ausgeprägten geisteswissenschaftlichen Profils sehr attraktiv.

 

Frau Schütz, Sie haben mehrere Forschungsaufenthalte im Ausland absolviert. Was hat Sie dazu bewegt, wieder nach Bamberg zu kommen?

AS: Die Universität Bamberg hat aus meiner Sicht eine optimale Größe, um interdisziplinären Austausch zu ermöglichen. Das schätze ich sehr. Außerdem fühlt sich Franken für mich auch immer heimatlich an – basst scho ;)

 

Was haben Sie aus den Stationen Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn mitgenommen in Bezug zum Thema Frauenförderung?

RS: Zu Beginn meiner wissenschaftlichen Karriere steckte Frauenförderung noch in den Kinderschuhen. Frauenförderung sollte v.a. zur Chancengleichheit beitragen, was – so die Erfahrung der letzten Jahre – nach wie vor eine große Aufgabe bleibt. Frauenförderung bedeutet m.E. nicht nur strukturelle Unterstützung paritätischer Familienstrukturen, sondern auch die Vorbereitung auf Übernahme von verantwortungsvollen Ämtern. Dies umfasst Workshops zur Struktur des Wissenschaftsbetriebs genauso wie Workshops zur Gestaltung von Karrierewegen.

MH: Ja, dies bewegt mich auch. An meiner vorherigen Universität wurde sehr auf Gleichstellung geachtet und in die tägliche Arbeit integriert (z.B. erziehungsfreundliche Treffen zwischen 10-16, Elternzeit für Männer), und dies wurde auch regelmäßig neu bewertet (Athena Swan Award). Es interessiert mich, ob solche messbaren Standards auch hier in Bamberg integriert sind oder integriert werden können. Dies – so sehe ich im 3. Monat meiner Tätigkeit als stellvertretende Frauenbeauftragte - ist im Moment der Fall, denn hier haben wir uns schon bei der laufenden Entwicklung des Gleichstellungskonzeptes einbringen können.

AS: In den USA und England fand ich spannend, dass oft das Geschlecht einer Person unklar – und unbedeutend war, bis man sie gesehen hat. Ich erinnere mich, dass ich der Empfehlung folgte „Go see the computer operator“ – und im Zimmer saß eine ältere Dame. Es ist schade, dass im deutschen die Berufsbezeichnungen meist nach Geschlecht getrennt sind und damit mehr Unterschiedlichkeit suggerieren als notwendigerweise gegeben ist – und wir erst über Sprachvarianten wie das Gerund wieder Egalität herstellen müssen.

 

Was hat Sie dazu bewogen das Amt der Frauenbeauftragten, bzw. stellvertretenden Frauenbeauftragten anzunehmen und was reizt Sie daran?

RS: Als Frauenbeauftragte hat man die Möglichkeit, aktiv auf die institutionellen Strukturen Einfluss zu nehmen, die die Chancengleichheit unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder körperlichen Einschränkungen fördern können.

MH: Richtig, dem stimme ich zu. Ich bin auch daran interessiert zu hören, welche Anmerkungen und Wünsche die MitarbeiterInnen der Universität Bamberg aus allen Bereichen und Tätigkeitsbereichen der Universität zum Thema Gleichstellung und Frauenförderung haben. Bei offiziellen und inoffiziellen Treffen, die man als Frauenbeauftragte besuchen darf, bekommt man einen guten Einblick in andere Fachbereiche und die Mechanismen der Verwaltung, Gremien und Universitätsleitung. Weiterhin möchte ich junge Wissenschaftlerinnen mit dem Ziel einer wissenschaftlichen Karriere fördern, z.B. durch das Step by Step Stipendium oder Mentoring.

AS: Ich hatte schon sehr viele universitäre Ämter inne und interessiere mich auch in der Forschung für die Rolle die Geschlecht spielt – etwa durch Stereotype und damit verbundene Zuschreibungen. Das Amt ist eine Gelegenheit in verschiedenen universitären Gremien Anliegen der Gleichstellung einzubringen. Die Sonderregelung der „Doppelspitze“ für dieses Amt wurde damals aufgrund fehlenden Interesses an dem Amt der Universitätsfrauenbeauftragten eingeführt.

 

Hätten Sie sich, auch ohne den Rückhalt eines Teams von zwei Frauenbeauftragten und einer Stellvertreterin, auf dieses Amt eingelassen?

RS: Nein, ich habe seit meinem Wechsel nach Bamberg die Aktivitäten des Frauenbüros verfolgt und gesehen, dass diese bereits von hohem Professionalitätsgrad sind und ihre Weiterführung und Weiterentwicklung nur von einem Team bewältigt werden kann. Das Dreierteam ist nun perfekt.

MH: Nein, ich bin ja ganz neu in universitären Gremien und Ämtern im 2. Jahr meiner Professur. Ich freue mich darauf, von meinen Kolleginnen Frauenbeauftragten zu lernen.

AS: Nein, die Belastung der Mitarbeit in den verschiedensten Gremien ist allein nicht zu schultern. Um nicht nur von Termin zu Termin zu hetzen, sondern auch aktiv zu gestalten, ist eine gemeinsame Arbeit nötig.

 

Welche Ziele würden Sie am Ende Ihrer Amtszeit gerne erreicht haben?

RS: Neben der weiteren Professionalisierung und Optimierung bestehender Frauenförderprogramme sehe ich meine Aufgabe in der Sensibilisierung, auf welche Weise Diskriminierung versprachlicht und damit ausgeübt wird. Aber neben Workshops zu diesem Thema stehen strukturelle Aufgaben an wie ein funktionierendes Beschwerdemanagement, das Kommunikationsprobleme konstruktiv löst.

MH: Dass die Grundtexte „Grenzen wahren“ und „Gleichstellungskonzept“ allen bekannt sind und dabei helfen, die richtigen AnsprechpartnerInnen zu finden. Dass Diversität respektiert und in allen Bereichen gefördert wird und als nicht nur nicht normal, sondern als Bereicherung für das ganze Leben und die auch die Universität Bamberg gesehen wird.

AS: Als Psychologin interessiert mich Wahrnehmung und Wahrnehmungsverzerrungen. Daher möchte ich u.a. sensibilisieren für Stereotype und das Wahren von Grenzen. Allerdings glaube ich, dass wir bei der Arbeit an diesem Thema noch zu schwach aufgestellt sind. Derzeit haben wir an der Universität verschiedene Stellen, die bei Grenzüberschreitungen und Diskriminierung ansprechbar sind, aber es besteht Bedarf an mehr Abstimmung und Koordinierung. Auch treten immer wieder Fälle auf, die ‚durch die Ritzen fallen‘ – für die niemand so recht zuständig ist. Ein großer Erfolg wäre eine gemeinsame Anlaufstelle, eine Antidiskriminierungsstelle, wie sie bereits an vielen Universitäten existiert. Die Universität Bamberg hat den kritischen Professorinnenanteil von 30%, zumindest, wenn man auch die befristeten W1 Professuren miteinrechnet, ungefähr erreicht.

 

Finden Sie, dass diese 30% geschafft haben, was in der Politik erhofft wurde: ein frauenfreundlicheres Klima an Universitäten?

RS: Sicherlich ist die Universität von heute frauenfreundlicher als die von gestern. Es zeichnen sich aber starke Unterschiede zwischen den Fächern ab. Frauen sind in manchen Fächern immer noch wenig bis unsichtbar als Professorinnen. Darüber hinaus wird das Argument „50% erreicht“ leider häufig benutzt, um frauenfördernde Maßnahmen aufzugeben (weil unnötig). Das Erreichte lässt sich jedoch nur beibehalten, wenn die Frauenförderung fortgesetzt wird.

MH: Ich wünsche mir, dass der Professorinnenanteil steigt, und ähnlich wie in UCL Civil, Environmental and Geomatic Engineering bei 40% landet. Ich wünsche mir ein größeres Selbstverständnis und Respekt für und von Frauen in führenden Rollen. (Es gibt auch immer noch Arbeitstreffen, zufällig oder nicht, bei denen keine einzige Frau teilnimmt.)

AS: 30% ist eine tolle Leistung der Universität Bamberg und insbesondere der Berufungspolitik geschuldet. Allerdings sind die Quoten noch immer in den verschiedenen Positionen unterschiedlich und gerade bei W3 Stellen besteht durchaus noch Handlungsbedarf. Es ist viel erreicht worden in Sachen Sensibilisierung, aber wir sind noch nicht am Ende.