Tagung zu Ehren des 65. Geburtstags des EKD Ratsvorsitzenden Prof. Dr. Wolfgang Huber

"Zwischen Taufstein und Reich Gottes: Kirchenmitgliedschaft im Spannungsfeld von Freiheit und Verbindlichkeit"

Evangelische Akademie zu Berlin, Tagungsstätte Schwanenwerder, 28.-30.09.2007

Die Evangelische Akademie zu Berlin organisierte diese Tagung zusammen mit dem "Berliner Theologischen Kolloquium", dem Kreis ehemaliger Doktoranden und Doktorandinnen von Bischof Huber. Prof. Bedford-Strohm hat die Tagung gemeinsam mit dem Berliner Akademiedirektor Dr. Rüdiger Sachau vorbereitet und hielt das Eingangsvotum.

Über 100 Weggefährten des Theologieprofessors und Bischofs trafen sich dazu (rund einen Monat nach dem tatsächlichen Geburtsdatum) in Berlin, um sich über ein Thema auszutauschen, das Bischof Huber seit langem besonders wichtig ist: die Kirche.

Den ersten Vortrag hielt der emeritierte Tübinger Theologieprofessor Eberhard Jüngel zum Thema "Die ekklesiologische Gefahr". Er warnte unter diesem provozierenden Titel davor, die Kirche mit dem Reich Gottes zu verwechseln: "Der Herr kommt, die Kirche aber wird ein Ende haben - Gott sei Dank".

Am Samstag, dem 29.09., sprach sodann der Präsident der Humboldt Universität Berlin, Prof. Dr. Christoph Markschies, unter dem Titel "Kirchenmitgliedschaft in der Geschichte der Kirche". Er zeichnete zu diesem Thema drei  kirchengeschichtliche Miniaturen, eine aus der Zeit der Alten Kirche, eine aus der Reformationszeit und eine aus dem 20. Jahrhundert. Prof. Markschies thematisierte dabei in allen drei Miniaturen die Frage, inwiefern eine "gestufte Kirchenmitgliedschaft" praktiziert wurde, und wie diese gestufte Mitgliedschaft sich zu der vorbehaltlosen Zusage des Heils im Glauben und in der Taufe verhält. Wenn kleine Kinder getauft werden, dann ist die Entscheidung anscheinend immer schon für eine Stufung in der Ausübung der "Mitgliederrechte" gefallen - auch wenn es protestantisch unaufgebbar ist, von der Einheit der Heilszusage auszugehen.

In Arbeitsgruppen wurde danach das Thema "Kirchenmitgliedschaft" aus ganz verschiedenen Perspektiven diskutiert: Extra zu Ehren von Bischof Huber aus Südafrika angereist waren Prof. Dirkie Smit, Prof. Etienne de Villiers und Prof. Piet Naude. Sie sprachen über die Lage der reformierten Kirchen in Südafrika auf dem schwierigen Weg zur institutionellen Einheit. Über die Kirchenmitgliedschaft aus befreiungstheologischer Sicht informierte die koreanische Theologin Dr. Meehyun Chung. Zwei Arbeitsgruppen widmeten sich darüber hinaus der theologischen Diskussion des Begriffs "Kirchenmitgliedschaft" - einmal aus ökumenischer Perspektive mit Prof. Dr. Ulrike Link-Wieczorek (Oldenburg), einmal aus praktisch-theologischer Perspektive mit Prof. Dr. Jan Hermelink (Göttingen), Prof. Dr. Peter Bubmann (Erlangen) und Prof. Dr. Helga Kuhlmann (Paderborn).

Der Samstagnachmittag galt dem ökumenischen Gespräch.

Der Sekretär der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Hans Langendörfer SJ verlas einen Text des Vorsitzenden Karl Kardinal Lehmann (Mainz) zum katholischen Verständnis der Kirchenmitgliedschaft und der Präses der Evangelische Kirche im Rheinland Nikolaus Schneider gab Einblicke in die reformatorische Sicht von Kirche und Kirchenmitgleidschaft. Kirche gebe es nur, weil Christus "sie ins Leben ruft und am Leben erhält", so Präses Schneider. 

Eine lebhafte Diskussion schloss sich den beiden Voten an, moderiert durch den ehrenamtlichen Präsidenten der Evangelischen Akademie zu Berlin, Prof. Dr. h.c. Robert Leicht. Betont wurde von römischer und von reformatorischer Seite die Bedeutung der Taufe. Es sei ein Fortschritt, dass im April elf evangelische, orthodoxe und katholische Kirchen in Magdeburg darüber einig geworden seien, die Taufe wechselseitig anzuerkennen.

Am Abend fand unter dem Programmpunkt "Persönliches und Überraschendes zum Geburtstag von Wolfgang Huber" ein festliches Abendessen zu Ehren des Jubilars statt, zu dem ein besonderer Überraschungsgast erschien: Außenminister Frank Walter Steinmeier.

Außenminister Frank Walter Steinmeier würdigte in seiner Festansprache Hubers Wirken als Berliner Bischof und EKD-Ratsvorsitzender. Huber sei "zum Gesicht und zur Stimme des deutschen Protestantismus geworden".

Weitere Gratulationen und Grußworte schlossen sich an. Arnd Brummer von "chrismon" überreichte dem Ratsvorsitzenden ein Buch mit Beiträgen über das Vater Unser.

Am Sonntag feierten die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer einen gemeinsamen Gottesdienst, den Pröpstin Friederike von Kirchbach (Berlin) liturgisch gestaltete. Der Präsident des Kirchenamtes der EKD Hermann Barth predigte über einen Abschnitt des Richterbuches (Ri 7) und meinte: Wer mit der Zuversicht auf Gottes Handeln in den Reformprozess der evangelischen Kirche hineingehe, werde frei davon bleiben, "seine – sorgsam entwickelten und schon darum heiß geliebten – Reformvorstellungen verbissen zu verfolgen"

Die Bundestagsvizepräsidentin und Mitglied der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt, das Bundestagsmitglied und Mitglied des Rates der EKD, Hermann Gröhe, der Philosoph Professor Rainer Forst und Bischof Huber diskutierten danach über die Kirche im 21. Jahrhundert. Bischof Huber betonte, dass die evangelische Kirche selbstbewusst ihr Profil zeigen solle -  nicht primär zur Abgrenzung, sondern um der eigenen Erkennbarkeit willen.

Weitere Informationen finden Sie auf der EKD-Seite zur Tagung und auf der Homepage idea.de.

Und hier finden sich weitere Informationen über den Tagunsgort, die Evangelische Akademie zu Berlin.