23.-26.11.2008: Prof. Bedford-Strohm beim Humboldt-Kolleg über Menschenwürde in Stellenbosch (Südafrika)
2008-2009 ist Afrika ein Förderschwerpunkt der Humboldt-Stiftung. Dadurch soll das Humboldt-Netzwerk in Afrika (besonders Afrika südlich der Sahara) ausgebaut werden. Vom 23. bis 26. November fand im Zuge dieser Initiative ein "Humboldt-Kolleg" über Menschenwürde an der Universität Stellenbosch statt. Prof. Bedford-Strohm wurde als einer von zwei deutschen Vortragenden dazu eingeladen.
Das Thema des Humboldt-Kollegs lautete "Human dignity – Resources and challenges for public-theological discourse and practice in Africa today" ("Menschenwürde - Chancen und Herausforderungen für den öffentlich-theologischen Diskurs und die Praxis im heutigen Afrika").
"Menschenwürde" ist nach der Überzeugung der Veranstalter ein für Afrika besonders wichtiges Thema, gerade weil der afrikanische Kontinent Erfahrungen mit unterschiedlichen Formen der "Unmenschlichkeit" gemacht hat:
- Zwischen 1650 und 1800 wurden einige Millionen Afrikaner und Afrikanerinnen in die Sklaverei verkauft und in der Landwirtschaft der "Neuen Welt" ausgebeutet.
- Zwischen 1884 und 1947 wurde Afrika der Kolonialherrschaft europäischer Nationen unterworfen (Großbritannien, Portugal, Spanien, Belgien und Deutschland).
- In den Jahren nach dem Ende der Kolonialherrschaft versanken zahlreiche afrikanische Länder in Bürgerkrieg und diktatorische Unrechtsherrschaft. Der Kalte Krieg trug zur Instabilität bei. Die Ereignisse in Ruanda, dem Kongo, Angola und Mozambique - und gegenwärtig in Simbabwe - stellen vor die dringliche Frage: Was bedeutet Menschenwürde und wie kann sie geschützt werden?
- Seit den späten Neunzigerjahren und bis heute kämpfen die afrikanischen Länder (gemeinsam mit anderen Entwicklungsregionen der Welt) für ein faireres internationales Finanzsystem und für mehr Gerechtigkeit im Welthandel. Das Scheitern der Doha-Entwicklungsagenda war ein schwerer Rückschlag für dieses Bemühen um Beschlüsse zur Landwirtschaft und für die Verhandlungen über sinnvolle Subventionen. (mehr Informationen über die Doha-Runde aus Sicht des BMZ)
Es kann also kein Zweifel darüber bestehen, dass "Menschenwürde" gegenwärtig und auch in der unmittelbaren Zukunft wohl die dringlichste Frage ist, vor der Afrika steht.
Das Humboldt-Kolleg hat einerseits den Gedanken der Menschenwürde aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: So kamen afrikanische Philosophie, Ethik, Theologie, Ikonographie, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft zu Wort. Andererseits hat das Kolleg danach gefragt, wie der tatsächliche Schutz und ein zunehmendes Bewusstsein für die Menschenwürde erreicht werden kann. Daher verbindet der Titel des Kollegs den "Diskurs" mit der "Praxis".
Die wichtige Rolle der öffentlichen Theologie für diese Fragen ist nicht überraschend: Afrika ist ein zutiefst von Religion(en) geprägter Kontinent mit der am schnellsten wachsenden Christenheit auf der Welt. Daher kommt den Ressourcen der Religion in Verbindung mit interdisziplinären Perspektiven eine Schlüsselfunktion zu, wenn man Menschenwürde und "Ubuntu" verstehen möchte und Wege zu ihrem Schutz vorschlagen möchte.
Eine Gruppe von südafrikanischen Wissenschaftlern und zwei deutsche Theologen waren am Kolleg beteiligt. Die beiden deutschen Theologen waren Prof. Bedford-Strohm und Prof. Bernd Oberdorfer (Universität Augsburg). Die Beiträge werden nach der Tagung veröffentlicht.
Die Vortragenden waren (jeweils mit dem Titel ihres Vortrags nach dem Namen):
- Prof. Dr. B. Lategan: Rethinking human dignity in the context of the “new humanism” project ("Eine Neuinterpretation der Menschenwürde im Kontext des Projekts "New Humanism")
- A. Taljaard: The challenge of including the voice of the marginalised in public theological discourse ("Wie kann die Stimme der Machtlosen im öffentlich-theologischen Diskurs zur Geltung gebracht werden?")
- Dr. V. Vellem: Human dignity from an African perspective ("Menschenwürde aus afrikanischer Perspektive")
- Dr. C. Pauw: Human dignity in recent South African church debates ("Menschenwürde in gegenwärtigen kirchlichen Debatten in Südafrika")
- Prof. Dr. I. Cornelius: Iconographic evidence for human dignity in Ancient Near Eastern Cultures? ("Ikonographische Belege für Menschenwürde im Alten Orient?")
- Prof. Dr. H. Bedford-Strohm: Human dignity in global ethical perspective ("Menschenwürde in globaler ethischer Perspektive")
- Prof. Dr. D. Smit: Human dignity – theme within South African Reformed theology? ("Menschenwürde - ein Thema der südafrikanischen reformierten Theologie?")
- S. Mahokoto: Human dignity in ethical discourse ("Menschenwürde im ethischen Diskurs")
- Dr. X. Simon: Establishing human dignity via social engagement ("Menschenwürde durch soziales Engagement Vollziehen")
- Prof. Dr. N. Koopman: Human dignity in Africa: A Christological perspective ("Menschenwürde in Afrika: Eine christologische Perspektive")
- Dr. C. Burger: Human dignity and ecclesial practice in Africa ("Menschenwürde und kirchliche Praxis in Afrika")
Zur Seite der Humboldt-Stiftung kommen Sie hier - und hier finden Sie weitere Informationen zu den Humboldt-Kollegs mit Afrika-Schwerpunkt.
Das "Beyers Naudé Centre for Public Theology" an der Universität Stellenbosch ist wie die Bamberger "Dietrich Bonhoeffer Forschungsstelle für Öffentliche Theologie" Teil des Global Network for Public Theology.
Und hier finden Sie weitere Informationen zur "Aktion Afrika" des Auswärtigen Amtes, die den diesjährigen Afrika-Schwerpunkt der Humboldt-Stiftung unterstützt.