Denkschrift der Evangelischen Kirche

"Armut in Deutschland ist ein Skandal"

Tagesschau, 11. Juli, 20.15 Uhr
 
Das Bildungssystem und die Familienpolitik in Deutschland benachteiligen nach Ansicht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die sozial Schwächeren in der Gesellschaft. So steht es in der EKD-Denkschrift "Gerechte Teilhabe. Befähigung zur Eigenverantwortung und Solidarität. Nach Ansicht der evangelischen Kirche schützt das deutsche System der Elementar- und Schulbildung "im Ergebnis nicht nur zu wenig vor Armut, sondern weist erhebliche selektive Strukturen auf".

Das führe dazu, dass das System materielle, kulturelle und soziale Klüfte in der Gesellschaft zementiere. Es trage dazu bei, dass der Schulerfolg eines Kindes zu sehr von seiner sozialen Herkunft und zu wenig von seinen Begabungen bestimmt werde. "Armut in einem reichen Land ist mehr als nur eine Herausforderung, sie ist ein Skandal", sagte der EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber.

Mit ihrer Kritik am deutschen Bildungssystem schließt sich die EKD der Auffassung der UN-Menschenrechtskommission an, die ebenfalls den zunehmenden Bildungsföderalismus in Deutschland kritisiert. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sich soziale Ungleichheiten in Deutschland in den Bildungschancen der Kinder widerspiegelten.

Familienpolitik tut zu wenig für Arme

Ein weiteres wichtiges Feld zur Bekämpfung von Armut ist nach Ansicht der Evangelischen Kirche die Familienpolitik. So begrüßenswert viele Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Familien auch seien, der Schwerpunkt liege dabei aber bei den Besserverdienenden. Die große Zahl von Kindern in Armut werde durch diese familienpolitischen Maßnahmen nicht erreicht, meint die EKD. In dieser Hinsicht sei der kostenlose Zugang zu Kindertagesstätten vom zweiten Lebensjahr an der richtige Weg.