Evangelische Kirche: "Armut ist ein Skandal"
SPIEGEL-online, 11. Juli
Der Vorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, hat die Politik aufgefordert, ihren Kampf gegen Armut zu verstärken. Außerdem appellierte er für mehr Investitionen auf dem Bildungssektor.
Berlin - "Armut in einem reichen Land ist mehr als nur eine Herausforderung, sie ist ein Skandal", sagte der EKD-Vorsitzende Bischof Wolfgang Huber bei der Vorstellung einer Denkschrift zum Thema Armut in Berlin. Vor allem im Bereich der Bildungs-, Familien- und Arbeitsmarktpolitik habe die EKD Nachholbedarf festgestellt: "In der Verbesserung von Teilhabe- und Beteiligungsmöglichkeiten sieht die EKD eine wirksame und bisher zu wenig beachtete Strategie zur Armutsbekämpfung", erklärte Huber.
Bischof Huber: "Entschlossenheit auf allen Ebenen"
Bei der Bildungspolitik hat die EKD dabei den "derzeit größten Handlungsbedarf" festgestellt. Huber mahnte eine effizientere Gestaltung des Schul-Systems an: "Ich glaube aber auch, dass die Bildungspolitik zusätzlich mehr Geld braucht", sagte Huber, "da Bildung sich rechnet, ist dies ein richtiger Schritt." Dies könne auch über Steuererhöhung finanziert werden.
Auch in die Familienpolitik könne ein wirksames Instrument zu Bekämpfung von Armut seien, sagte Huber. Hier könne sich der kostenlose Zugang zu Kindertagesstätten als ein richtiger Weg erweisen.
"Was wir brauchen, ist Entschlossenheit auf allen Ebenen, um Chancengerechtigkeit praktisch zu realisieren", sagte Huber. Die EKD wolle mit ihrer erstmal vorgestellten Denkschrift "Gerechte Teilhabe. Befähigung zu Eigenverantwortung und Solidarität" Anstöße zu diesem Thema geben. "Wir folgen damit keinem Trend, sondern unserer eigenständigen Überzeugung."