Evangelische Kirche - Armut in Deutschland ist ein Skandal
Reuters-Meldung, 11. Juli
Berlin - Der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber hat bei der Vorlage der ersten Armuts-Denkschrift massive Kritik an den sozialen Verhältnissen in Deutschland geübt.
"Denn Armut in einem reichen Land ist mehr als nur eine Herausforderung, sie ist ein Skandal", sagte Huber am Dienstag in Berlin. Mit ihrer erstmals vorgelegten Denkschrift gebe die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Anstöße zu einer engeren Verzahnung in den Politikfeldern Soziales, Bildung und Arbeit, aber auch zu einer Umgestaltung der Verhältnisse von Sozial- und Wirtschaftspolitik. Dabei gehe es nicht nur um materielle Not, sondern auch um versteckte Formen von Armut wie Arbeitslosigkeit oder mangelnde Bildung.
Huber sagte, Armut im Sinne einer unzureichenden Teilhabe am gesellschaftlichen Leben müsse wirkungsvoll bekämpft werden. Bei der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit als zentrale Ursache für Armut im Sinne mangelnder Beteiligung komme dem Bildungssystem eine Schlüsselrolle zu. "Deswegen sieht der Rat der EKD im Bereich der Bildung den derzeit größten Handlungsbedarf." Ein neuer Geist der Wertschätzung und der Beteiligung müsse die im Bildungssystem vorhandenen Tendenzen zur Ausgrenzung überwinden. "Nur so kann das Problem der Arbeitslosigkeit nachhaltig angegangen werden", sagte Huber.
Ein weiteres wichtiges Steuerungselement zur Armutsbekämpfung sei die Familienpolitik. So müssten beispielsweise Kindertagesstätten umsonst sein.