Was ist Öffentliche Theologie?
Ganz grundsätzlich lässt sich unter Öffentlicher Theologie die Reflexion der öffentlichen Bedeutung christlicher Orientierungen in gegenwärtigen Gesellschaften verstehen.
Dabei blickt Öffentliche Theologie über den engeren deutschen Kontext hinaus. Als Mitglied im Global Network for Public Theology ist die Öffentliche Theologie in Bamberg international gut vernetzt.
Dazu gehört einerseits das Studium der traditionellen Texte des Christentums. Getragen ist dieses Studium von der Grundüberzeugung, dass diese Texte heute relevante Orientierungen und Deutungen anbieten können: Die Goldene Regel, das Doppelgebot der Liebe oder beispielsweise das Gleichnis von den Arbeitern in Weinberg sind relevant für gegenwärtige Fragen etwa nach sozialer Gerechtigkeit.
Zur Öffentlichen Theologie gehört zum anderen der Blick auf die gegenwärtigen Gesellschaften und ihre Kommunikationskulturen: Wie werden christliche Orientierungen hier relevant? Wie können sie öffentlich werden? Wie können sie verständlich werden in einem multireligiösen Kontext? Die Bamberger Forschung ist dabei dadurch profiliert, das hier verstärkt auch die nicht-argumentativen und subtileren "Verkörperungen" von Religion in der Öffentlichkeit thematisiert werden.
Insgesamt geht es bei Öffentlicher Theologie häufig um sozialethische Fragen. Gleichzeitig ist Öffentliche Theologie keine weitere theologische Disziplin neben Systematischer Theologie, Praktischer Theologie, Kirchengeschichte oder den exegetischen Fächern. Öffentliche Theologie betont vielmehr die öffentliche Relevanz sämtlicher theologischer Arbeit. Wegen ihres Öffentlichkeitsbezugs ist sie in besonderer Weise auf die interdisziplinäre Arbeit angewiesen. Die daraus resultierenden methodischen Fragen sind ein besonderer Schwerpunkt der Forschungsaktivitäten in der Öffentlichen Theologie an der Universität Bamberg.
Der Begriff Öffentliche Theologie setzt bereits programmatische Impulse: Es geht erstens eben nicht um Staatstheologie oder politische Theologie. Christliche Grundorientierungen sollen nicht nur auf Fragen der Gesetzgebung oder des staatlichen Handelns bezogen werden, sondern allgemeiner auf das, was in der Gesellschaft und ihren Öffentlichkeiten relevant wird: Öffentlich ist nicht nur das Handeln des Staates, sondern jedes Engagement in der Gesellschaft – von Nachbarschaftshilfe über die Nahrungsmittelausgabe bis hin zur Teilnahme an Debatten über ethische Fragen. Und in allen diesen Bereichen spielen religiöse Orientierungen und Motivationen eine Rolle.
Zweitens ist Öffentliche Theologie redende und hörende Theologie. Sie zielt nicht darauf, ihre Orientierungsangebote als der Weisheit letzter Schluss zu behaupten oder gar zu sanktionieren. Vielmehr sollen diese Orientierungen verständlich und damit kritisierbar gemacht werden, sie sollen in den Diskurs gebracht werden, in dem sie überzeugen, aber auch revidiert werden können.
Diese Programmatik kennzeichnet die Leistungsfähigkeit öffentlich-theologischer Arbeit. In Bamberg ist Öffentliche Theologie neben den Forschungsaktivitäten und der internationalen Vernetzung auch durch den interdisziplinären Masterstudiengang "Öffentliche Theologie/Public Theology" profiliert.