Warum engagieren sich Zugewanderte in politischen Parteien – und warum nicht?
Im Rahmen des Europatags am Montag, 9. Mai 2022, stellte die Politikwissenschaftlerin Monika Bozhinoska Lazarova von der Otto-Friedrich-Universität im Bürgerlabor der Stadt Bamberg Ergebnisse ihrer Studie über die Teilhabebereitschaft von Zugewanderten in politischen Parteien vor. Die Beteiligung am gesellschaftlichen und politischen Leben in den neuen Heimatländern ist ein wichtiger Bestandteil der Integration zugewanderter Neubürgerinnen und Neubürgern und eine wichtige Voraussetzung für ein demokratisches Europa.
Auf der Grundlage einer Befragung von über 43.000 Personen in 25 europäischen Demokratien fand sie heraus, dass in Europa nur etwa 4 Prozent der Bürgerinnen und Bürger politischen Parteien angehören und dass dieser Anteil bei Einwanderern noch deutlich geringer ist. Dies liegt häufig daran, dass Personen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt die Sprache des neuen Heimatlandes weniger gut beherrschen, dass sie oft einen geringeren Bildungsgrad haben und seltener in einer gehobenen beruflichen Stellung sind. Auch haben sie häufig weniger Zeit, um sich zu engagieren und verfügen seltener über Bekannte in politischen Parteien und gesellschaftlichen Organisationen als Angehörige der Mehrheitsgesellschaft.
Personen mit Migrationshintergrund treten dann in politische Parteien ihres neuen Heimatlandes ein, wenn sie die Staatsbürgerschaft besitzen, ein hohes Maß an persönlichem Selbstvertrauen haben und daran glauben, dass sie mit ihrem Engagement auf offene Ohren stoßen. Ein besonderes Interesse der Studie lag an der Erfassung und Analyse der Herkunftsländer von Personen mit Migrationshintergrund. Personen, die aus Staaten ohne starke demokratische Institutionen stammen, haben oft weniger Vertrauen in demokratische Politik und politische Parteien. Deshalb treten sie auch in ihrer neuen Heimat seltener politischen Parteien bei. Vielfach lehnen sie Parteien sogar ab. Ein interessanter Befund der Studie ist, dass umfassende staatliche Integrationsmaßnahmen in der neuen Heimat zur Überwindung solcher Vorbehalte beitragen können.
Die Studie, an der die Politikwissenschaftler Olaf Seifert und Prof. Dr. Thomas Saalfeld mitgewirkt haben, ist Teil des EU-Projektes „Global Mobility of Employees“ (GLOMO), das sich vor allem mit den Karrierebedingungen internationaler Arbeitskräfte befasst. In dem interdisziplinären Forschungsprojekt untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Bamberg gemeinsam mit acht europäischen Partneruniversitäten und -organisationen die Arbeitnehmermobilität. Das Projekt wird vom Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union gefördert.
Neben Oberbürgermeister Andreas Starke, Stadtrat Hans-Günter Brünker und dem Ko-Vorsitzenden des Migrantinnen- und Migrantenbeirats der Stadt Bamberg, Marco Depietri, stand die Doktorandin Monika Bozhinoska Lazarova am Europatag auch zahlreichen sehr interessierten Mitgliedern der Delegationen der Bamberger Partnerstädte Bedford in Großbritannien und Rodez in Frankreich Rede und Antwort.
Die Forschungsthemen Auswanderung und Migration gehören zum Forschungsschwerpunkt „Empirische Sozialforschung zu Bildung und Arbeit“ der Universität Bamberg.