FELI-Fortbildung beim MEGAHERtZ- Aktionstag des KS:BAM
»Elementarinformatik: eine Experimentierkiste für Vor- und Grundschule«
Am 20. Mai 2023 fand in Bamberg anlässlich des 15-jährigen Bestehens des KS:BAM (Kultur.Service Bamberg für Schulen und Kitas als kommunale Koordinierungsstelle für Kulturelle Bildung in Stadt und Landkreis) der große Aktionstag MEGAHERtZ statt. Die FELI (Forschungsgruppe Elementarinformatik) der Otto-Friedrich-Universität Bamberg reihte sich in das vielfältige und bunte Bildungsprogramm mit der Fortbildung »Elementarinformatik: eine Experimentierkiste für Vor- und Grundschule« zur Vermittlung informatischer Grundkonzepte in Kindergarten und Grundschule ein.
Der Workshop fand im bereits seit Januar 2020 an der Martinschule verorteten FELI-Lab statt, das als „digitales Lernlabor“ einerseits Vorschulgruppen und Schulklassen, andererseits (angehenden) Lehrkräften, Erziehenden und anderen Multiplikatoren zur Verfügung steht. Im Mittelpunkt stand das Herzstück der Forschungsgruppe – die „Experimentierkiste Elementarinformatik“. In Kombination mit dem gleichnamigen kostenlosen Online-Kurs, der Hintergrundwissen für Pädagog*innen bereithält, vereint die „Experimentierkiste“ verschiedene Anschauungs- und Ausprobiermaterialien, Anregungen für die didaktische Arbeit und alltagsnahe Beispiele und stellt so einen Anknüpfungspunkt für pädagogisch Tätige dar, die grundlegende Informatikkonzepte altersgerecht vermitteln möchten. Der begleitende Selbstlern-Kurs soll dabei helfen, eigenes Wissen auszubilden, zu vertiefen und zu hinterfragen, und bietet außerdem den Grundstock zum Aufbau einer eigenen Experimentierkiste.
Wer Kenntnisse auf diesem Gebiet vermitteln möchte, braucht natürlich auch selbst ein solides Grundverständnis der Konzepte. Das spiegelte sich auch in den Erwartungen der neun Teilnehmenden an den Workshop. Einen Zugang zu dem „immer nur am Rande behandelten Thema“ für sich „finden und weitergeben können“, erhoffte sich etwa eine Teilnehmerin von dem Einstieg in die Elementarinformatik. Einig waren sich die Teilnehmenden, die alle mit Kindern zwischen Kita- und Grundschulalter arbeiten, auch darin, dass viele Kinder schon früh ein intuitiveres Geschick im Umgang mit den digitalen Technologien besitzen, die aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Umso wichtiger sei es, die reine Konsumebene zu verlassen und Kompetenzen auszubilden, die den Kindern ermöglichen, die digitalen Medien als Werkzeuge zu be- und ergreifen.
Nach einer kurzen Einführung wurde es in dem von Diplom-Kulturpädagogin Sanne Grabisch geleiteten Workshop schnell praktisch: Im ersten Übungsteil zum Thema „Pixel“ wurden Binärbilder ausgemalt und Zeichnungen verpixelt. Für Kinder ist das ein spielerischer und spannender Weg, das für die Informatik grundlegende Prinzip der binären Repräsentation nachzuvollziehen und zu verstehen, warum digitale Bilder manchmal „pixelig“ aussehen. Auch bei den Erwachsenen gab es manchen Erkenntnismoment und beim Zeichnen herrschte konzentrierte Stille. Als bei Kindern oft erlebbaren „Aha-Moment des Entweder-Oder“ beschreibt die seit mehreren Jahrzehnten medienpädagogisch arbeitende Workshopleiterin ein Lernziel der beiden Übungen: Verstehen, dass ein Pixel nur genau einen Zustand annehmen kann.
Bei der nächsten Praxis-Übung erhielten die Teilnehmenden einen Einblick, wie elementare Aspekte des Programmierens mit einfachen, völlig analogen Mitteln erprobt werden können. Mit einer aus drei Pfeilen und damit verknüpften Befehlen bestehenden „Programmiersprache“ sollte ein Quadrat programmiert werden. Die Erkenntnis: Es gibt unterschiedliche Wege, dieses Ziel zu erreichen – und nicht überall führte das Ablaufen der vorher festgelegten Befehlskette überhaupt zum gewünschten Ergebnis. Dies zeigt, dass bei derartigen Übungen schon einige Abstraktionsfähigkeit gefragt ist. Im nächsten Schritt erklärte die Workshop-Leiterin, wie der Algorithmus durch Wiederholungen, etwa mit Zähl-Schleifen, effizienter aufgeschrieben werden kann.
Solche Abstraktions- und Problemlösekompetenzen gehören unter anderem zum „informatischen Denken“, das durch die Elementarinformatik bei den Kindern gefördert werden soll – und das natürlich nicht nur bei informatischen Tätigkeiten, sondern ganz allgemein im Leben hilfreich sein kann.
Zum Abschluss des Workshops konnten sich die Teilnehmenden an drei Stationen, die jeweils eins der drei Module aus dem Selbstlern-Kurs repräsentierten, noch einmal selbst die Materialien anschauen und ausprobieren. Besondere Anziehungskraft übte dabei das bei der Station zum analogen Programmieren mit Klebeband verlegte Bodenraster aus. Wissenschaftliche Mitarbeiterin Alisa Münsterberg, die während des Workshops unterstützte, erklärte dort den aufmerksamen Pädagog*innen, wie Kinder an so einem Raster mit einer Auswahl von Befehlen und Kontrollstrukturen stückweise einen immer effizienteren und universeller einsetzbaren Algorithmus, beispielsweise für das Quadrat-Problem, entwickeln können.
Der spielerische Aspekt wurde im Fazit der Teilnehmenden viel gelobt. Gerade die Programmierübungen könnten auf anregende Weise „Bewegung mit Denken verbinden“, bemerkte eine Teilnehmerin. So könnten die Übungen sogar im Sportunterricht Anwendung finden, fügte ein Teilnehmer hinzu. Auch darüber, dass vieles in der Kita schon umsetzbar sei, freuten sich einige in der Gruppe. Was aber auch klar wurde: Für den erfolgreichen Einsatz des Kistenmaterials ist eine gründliche Auseinandersetzung mit den Inhalten unerlässlich.
Alles in allem also ein spannender und für alle Seiten lehrreicher Workshop, der das zentrale FELI-Thema der elementarinformatischen Bildung niedrigschwellig erlebbar gemacht hat.
Sophia Mittelbach