Darstellungen von Familie und Geschlecht in Bilderbüchern mit gleichgeschlechtlichen Eltern

Kurzbeschreibung

 

Bilderbücher gelten als sozial relevante Gegenstände der frühen Kindheit (Jürgens & Jäger, 2010), sie sind fester Bestandteil im familialen Alltag, als auch in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung. Wird bei diesem Medium vor allem der sprachliche Nutzen betont (z.B. Studien zum dialogischen Lesen, Whitehurst et al., 1988), so leisten sie überdies einen Beitrag zum Kultivierungsprozess (Rendtorff, 1999) und vermitteln (un-)bewusst Normen und Werte (Koerber, 2007).  Gerade in der Zeit der frühen Kindheit kann der Darstellung von Weiblichkeit und Männlichkeit eine besondere Rolle zugeschrieben werden, da die frühe Kindheit jene Phase ist, in der primäre Vorstellungen über Geschlechtlichkeit ausgebildet werden (Crisp & Hiller, 2011). Butler (1991) folgende können Bilderbücher entsprechend als ein Teil des frühen Subjektivationsprozesses gesehen werden. Die sich wiederholenden, zirkulierenden, Anrufungen in Bilderbüchern können von Kindern nicht in gleicher Weise reflektiert werden, wie es (vermeintlich) von Erwachsenen erwartet werden kann.

In einer früheren Analyse von 6.117 Figuren in Bilderbüchern (Burghardt & Klenk, 2016) konnte gezeigt werden, dass ein Großteil der in der Studie analysierten Bilderbüchern klassische (stereotypen) Geschlechterrollen beinhalten. Auffällig in dieser Studie war zu dem die klare Dominanz des heterosexuellen Systems der Paarbeziehung zwischen Mann und Frau. In keinem der analysierten Bilderbücher konnte eine andere Familienform (z.B. Alleinerziehende, Patchwork-Familien oder gleichgeschlechtliche Eltern) als die zwischen Mutter, Vater und Kind(ern) identifiziert werden. Besonders die Darstellung von Regenbogenfamilien (gleichgeschlechtliche Elternteile) könnte dazu führen, dass die kindlichen Vorstellungen über "Familie" erweitert werden. Cloughessy und Waniganayake (2017) bezeichnen Bilderbücher mit Regenbogenfamilien als wertvolle Ressource zur Ausbildung egalitärer Geschlechtervorstellungen.

Internationale Studien zeigen, dass in Bilderbüchern mit Regenbogenfamilien in Teilen das Fehlen des Elternteils mit dem anderen Geschlecht als Problem dargestellt wird (z.B. Esposito, 2009) oder gleichgeschlechtliche Eltern in besonders hohem Maß an Rollenerwartungen und gesellschaftliche Normen "angepasst" wirken (Lester, 2014).

Wie "Familie" in deutschen Bilderbüchern mit gleichgeschlechtlichen Eltern thematisiert wird und welche Geschlechterrollen hier vermittelt werden, ist bislang unklar. Die Studie soll zur Schließung dieser Forschungslücke beitragen.

 

Projektbeginn: September 2021

 

Projektleitung:

Dr. Lars Burghardt

Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Lehrstuhl für Frühkindliche Bildung und Erziehung

96045 Bamberg

lars.burghardt(at)uni-bamberg.de

/fbe/mitarbeiterinnen/dr-lars-burghardt

 

gefördert durch:  interne Forschungsförderung der Universität Bamberg

 

Veröffentlichungen:

Burghardt, L. (2023). Who cares? Gender role representation of same-sex parents in children’s picture books. Journal of Homosexuality, Advance online publication.

https://doi.org/10.1080/00918369.2023.2291054

 

Vorträge:

Burghardt, L. (2023). Who cares? Gender role representation of same-sex parents in children’s picture books. Vortrag auf der Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI) 2023, Thessaloniki, Griechenland, 22.-26. August, 2023

Burghardt, L. (2023). Diskutant bei der Podiumsdiskussion des queeren Buchclubs der Universität Bamberg zum Thema „Queere Kinderbücher im pädagogischen Kontext“. Bamberg, 11.07.2023

 

Public Outreach:

05/2023. Interview: Geschlechtersensible Forschung: Darstellungen von Familie und Geschlecht in Bilderbüchern mit gleichgeschlechtlichen Eltern. kUNIgunde… der Blog der Frauenbeauftragen. Universität Bamberg. Link (https://www.uni-bamberg.de/gbwiss/kunigunde-der-blog-der-gleichstellungsbeauftragten-wissenschaft/kuni-netzwerkt/artikel/geschlechtersensible-forschung-darstellungen-von-familie/)