Von generationenübergreifendem Wohnen, der deutschen Sehnsucht nach dem Eigenheim im Grünen und der unverbauten Aussicht auf Plastikbehausungen.
Es waren nicht die touristischen Highlights einer Südafrika-Reise mit Giraffen, Löwen und Zebras, die die Exkursionsteilnehmenden am ersten Tag der Konferenz bei ihrer Fahrt zu einem Dutzend Orte in Pretoria zu sehen bekamen, die exemplarisch für die Wohnraumproblematik in Südafrika stehen können. Stattdessen sahen sie verfallende, leer stehende Hochhäuser, die der Wohnraumknappheit hätten Abhilfe schaffen können. Sie erfuhren im Gespräch mit Zelda und anderen Vertreterinnen einer Wohnrauminitiative, wie Menschen vom Apartheids-Regime als „coloured people“ kategorisiert und zwangsumgesiedelt wurden. Authentisch machte Zelda deutlich, wie nachhaltig diesen Menschen, die ihr Leben in dieser Siedlung als Leben in Käfigen erlebten, nicht nur ihr „home“, sondern damit zugleich auch ihre Identität gestohlen wurde. Noch heute leiden sie darunter und nach wie vor warten sie auf angemessenen Wohnraum, der ihnen nach dem Ende der Apartheid versprochen wurde. In „Plastic View“, einer informellen Siedlung unter dem Geruch brennender Plastikfeuer stellten sich Vertreter des Leitungsgremiums dieser Siedlung und zwei Mitglieder von „Lawyers for Human Rights“ den Fragen der ca. 25 Teilnehmenden über den Ort, den Tausende von Menschen ihr „Zuhause“ nennen.
In den folgenden beiden Tagen der Konferenz wurde deutlich, wie hoch die Erwartungen und auch die Enttäuschung gegenüber dem Regierungshandeln sind, lebenswertes Wohnen und ein Zuhause aller gesellschaftlichen Gruppen zu befördern und 30 Jahre alte Versprechungen einzuhalten. Juristen fragten u.a. danach, wie Wohneigentum gedacht werden muss, um auch denen gerecht zu werden, die ihr Zuhause in „Plastic View“ sehen oder von Menschen, die mehrere Orte auf der Straße als ihr zuhause betrachten und die keinesfalls „homeless“ sind, sondern allenfalls „streetbased“. Dass „home“ etwas anderes als vier Wände und ein Dach über dem Kopf ist, unterstrichen gerade auch die architekturbezogenen Beiträge. Die theologischen Beiträge der Bamberger Beteiligten setzten sich konstruktiv-kritisch mit gesellschaftlich tief verwurzelten Idealbildern wie dem Einfamilienhaus im Grünen im deutschen Kontext (Jonathan Weider) auseinander und stellten Überlegungen zu Neukonstruktionen und neuen Bildern guten Wohnens z.B. in Projekten generationenübergreifenden Wohnens dar (Professor Dr. Thomas Wabel).
„Home“, das war keine Tagung über einen abstrakten Begriff, sondern eine aufrüttelnde Auseinandersetzung mit einer wohl menschlichen Sehnsucht, den Ort benennen zu können, an den man gehört. Wie unterschiedlich die Kontexte auch sein mögen: diese Konferenz ermutigte dazu, die Augen vor den Abgründen nicht zu verschließen und gerade die Stimmen derer zu hören, die ernsthaft gehört werden wollen, wenn es um ihr „Zuhause“ geht.