Das District Six Museum erinnert an Zwangsumsiedlung während Apartheid
v. links nach rechts: Henry Mbaya, Thomas Wabel, Robert Vosloo, Jonathan Weider

„Let’s forget about it and go on!“

Bamberger und südafrikanische Theologen im Austausch über Erinnerung und Vergessen im Horizont der südafrikanischen und der deutschen Geschichte

In einem Forschungsworkshop zum Thema “Memory and Remembrance in Germany and South Africa“ haben Prof. Dr. Robert Vosloo und Prof. Dr. Henry Mbaya von der Universität Stellenbosch sowie Prof. Dr. Thomas Wabel und Jonathan Weider von der Universität Bamberg in Vorträgen und anschließender Diskussion mit etwa 30 Teilnehmenden an der Universität Stellenbosch, Südafrika, darüber nachgedacht, welche Herausforderungen sich für das öffentliche Erinnern in dem jeweiligen landesspezifischen Kontext stellt. Der südafrikanische Kirchengeschichtler Henry Mbaya führte die Teilnehmenden in die Arbeit des District Six-Museums ein, das an die Zerstörung des gleichnamigen Stadtteils von Kapstadt und die Zwangsumsiedlung der dort lebenden schwarzen Bevölkerung erinnert. Kontrastiert wurde dies durch Überlegungen von Thomas Wabel zur auch affektiven Wirkung des Holocaust-Mahnmals in Berlin sowie den Versuchen der Erinnerung an die gesellschaftlich weit weniger präsenten Gräueltaten deutscher Kolonialgeschichte auf dem afrikanischen Kontinent. In der Diskussion wurde deutlich, wie ambivalent im südafrikanischen wie im deutschen Kontext die Forderung klingt, die Vergangenheit endlich zu vergessen und nach vorn zu schauen: „let’s forget about it and go on!“

Gegenüber dieser gesellschaftlich starken Stimme betonte der südafrikanische Systematiker Robert Vosloo, dass Traumata das Vergessen unmöglich machen, auch weil sie häufig strukturell fortgesetzt werden. Vosloo zeichnete theologische Konturen einer Versöhnung auf, die nicht billig sein darf, um zukunftsorientiert zu sein. Jonathan Weiders Vortrag knüpfte an das gleiche Begriffspaar von Erinnern und Vergessen an und beleuchtete die gesellschaftliche Veränderung des Umgangs mit Erinnerungen durch den alltäglichen Umgang mit technologischen Medien, die Erinnerungen speichern und fragte in diesem Zusammenhang, was es heißen würde, auf die angestrebte Kontrolle über die eigenen Erinnerungen zu verzichten.