Gute Katerstimmung!

Kesse Sohle auf aufgeweichtem Rasen

(Fotos: Julian J. Rossig)

Auch ohne sommerliche Temperaturen war die Stimmung heiter, und daran änderten selbst die stolzen Preise für alkoholische Getränke nichts. Gelegenheit zum Aufwärmen gab es vor zwei Bühnen, wo mit heißen Rhythmen eingeheizt wurde: Auf der kleineren spielten die Bands „Full House“ und „Blueprint“, auf der großen Bühne bestritt „Spinnich“ den Abend.

Über die Tanzfläche hinaus breiteten sich die Tanzenden immer mehr auf den schlammigen Rasen aus, da die gespielten Hits unweigerlich zum „Mitswingen“ verführten. Hier und da konnte man sogar seine Professoren bei einer Runde auf dem Parkett beobachten. Für Showeinlagen sorgten eine Mädchengruppe, ein Paar mit Salsa im Blut und sogar ein Bauchtanz um Mitternacht. Trotz kühlem Wetter (schon das dritte Jahr hintereinander), nassen Bierbänken und aufgeweichtem Rasen waren an die 4000 Besucher gekommen. Die Besucher fanden das Fest durchaus gelungen, nicht zuletzt wegen der guten Musik und dem Angebot an leckerem Essen und Getränken.

"Alumni-Philosophie“ verbreiten
 

Das Altstadtfest war jedoch nicht das einzige Highlight des Wochenendes. Am folgenden Vormittag fand mit dem „Katerfrühstück“ das erste fachübergreifende Alumnitreffen der Universität Bamberg statt. Nach vielen Jahren der fachinternen Treffen – in Bamberg gibt es bereits zwölf fachbezogene Alumnivereinigungen – versammelten sich erstmals Ehemalige und Absolventen, Angehörige und Studierende ihrer ehemaligen Lehrstühle sowie Freunde und Förderer der Universität in der AULA zu einem gemeinsamen Frühschoppen. Über 100 „Alumnis“ aus dem ganzen Bundesgebiet waren angereist. Begrüßt wurden sie vom Rektor Prof. Dr. Dr. Godehard Ruppert und von Stadtrat und MdL Dr. Helmut Müller. Organisiert wurde die Veranstaltung von Rektorat und Günter Barthenheier, der das Anfang 2003 gestartete „Projekt Alumni / Ehemalige“ leitet.

Mit dem Katerfrühstück soll die „Alumni-Philosophie“ in der Universitätsöffentlichkeit verbreitet und vertieft werden, erklärte Barthenheier. Diese Philosophie beinhalte verschiedene Aspekte zu wechselseitigem Nutzen: So gehe es nicht nur um Freundschaftspflege mit Kommilitonen und Kollegen aus der Studentenzeit; in Zukunft könnten die Ehemaligen einerseits Weiterbildungsangebote der Universität nutzen, andererseits als Gastdozenten ihre Berufserfahrungen an die Studierenden weitergeben. Ebenso könnten sie Praktika vermitteln und Absolventen beim Berufseinstieg helfen. Oder Auftragsforschung aus der Praxis an Lehrstühle der Universität vermitteln und letztlich auch Kontakte zu Sponsoren und Spendern herstellen. Barthenheier wünschte sich, dass der gesellige Rahmen des Katerfrühstücks die Netzwerkbildung mit Hochschulangehörigen, Freunden und Förderern stimulieren werde.

Kontakte für die Zukunft knüpfen

Mit Informationsständen machten bei der Veranstaltung externe Einrichtungen auf sich aufmerksam. Darunter das Innovations- und Gründerzentrum IGZ, die Virtuelle Hochschule Bayern (vhb), der Tourismus- & Kongress-Service der Stadt sowie die WIR, die Wirtschaftsregion Bamberg-Forchheim, deren Manager Johannes C. Häring außerdem eine Geldspende einbrachte. „Die positive Stimmung bei solchen Treffen muss genutzt werden, um die Wirtschaftsregion nach außen darzustellen“, erklärte Häring. So sollen Studierende verstehen lernen, dass es in der Region durchaus potenzielle Arbeitsplätze gibt, dafür sei Unternehmenspräsentation wichtig. Für die Zukunft wünsche er sich eine größere Präsenz der Unternehmen und ebenso der verschiedenen Lehrstühle der Bamberger Universität  bei solchen Veranstaltungen.

Zwar waren immerhin 26 Professorinnen und Professoren mit Postern an der Posterausstellung beteiligt, dennoch wurden auch von Alumnis und Studierenden einige Lehrstühle vermisst. Die Germanistin Denise Dumschat bedauerte, dass zu wenig Studierende und Professoren anwesend seien, „obwohl dieses Treffen überall ausgeschrieben wurde“. Ihr stelle sich die Frage, ob kein Interesse an dieser Veranstaltung bestehe. Sie selbst nutze das Treffen vor allem, um ehemalige Kommilitonen wiederzusehen, weniger um Jobchancen auszuloten.

Auch von den angereisten Ehemaligen wurde die Veranstaltung dazu genutzt, alte Bekannte wiederzusehen und Neuigkeiten auszutauschen. „Aber auch Kontakte für die Zukunft knüpfen“ sei ein wichtiger Bestandteil, versicherte die „Ehemalige“ Kathrin Schrocke. Sie vermisste beim Katerfrühstück nicht nur Lehrende, sondern auch Alumnivereine der Universität. Auf positive Resonanz stießen die angebotenen Zusatzveranstaltungen. So gab es Führungen durch das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia, die Leitzentrale der Telekom sowie hinter die Kulissen des E.T.A.-Hoffmann-Theaters.

„Gegenkultur“ zu anderen Unis

Beispielhaft für die Zusammenarbeit zwischen Universität und Ehemaligen ist ein Projekt im Bereich der Literaturvermittlung. Prof. Peter Hanenberg, ebenfalls ein Alumni und heute in Portugal Germanistik lehrend, gestaltet dieses Sommersemester im Rahmen eines Seminars in Bamberg eine Homepage, auf der deutsche Texte soweit in einen kulturellen Kontext gesetzt und erklärt werden, dass diese von ausländischen Germanistikstudenten verstanden werden können. Die Zusammenarbeit mit der Professur und den Studenten funktioniere auch gut von seiner Wahlheimat Portugal aus, erklärte Hanenberg. Bezüglich eines Alumni-Netzwerks stehe Portugal im Vergleich zu Deutschland noch weitaus mehr am Anfang, berichtete er. Das fachübergreifende Treffen finde er auch deshalb so gut, „weil man Entwicklungen in Bamberg auch an andere Unis mitnimmt“.

In einer Zeit der Mittelstreichungen und Kürzungen durfte natürlich auch ein Vortrag über die Zukunft der Universität Bamberg nicht fehlen. In seiner Rede vor den Gästen machte Rektor Ruppert deutlich, dass eine „Gegenkultur zu anderen Universitäten in Bayern“ für Bamberg wichtig sein könnte. So solle Bamberg, um bestehen zu können, gerade in die Fächer investieren, die an anderen Universitäten vernachlässigt und abgeschafft werden. Bambergs Potenzial liege dabei in Fächern wie z.B. der Orientalistik, Archäologie und Wirtschaftsinformatik, die durch eine einmalige Ausrichtung bestechen. Voraussetzung seien aber immer sehr gut ausgestattete Fächer, die international mithalten könnten. Ruppert zeigte Zuversicht, dass er schon bei einer Neuauflage des Katerfrühstücks im nächsten Jahr über eine positive Entwicklung berichten könne.