32. Hegelwoche: Phantasie als Erkenntnisform

E.T.A. Hoffmanns Anstöße zur Ergründung des Unergründlichen

Er war der größte Tausendsassa der Romantik, der als Jurist nicht nur schrieb, sondern zeichnete, musizierte und komponierte, aber auch als Musikkritiker und Dramaturg wirkte. Im Jahr 2022 ist der 200. Todestag von E.T.A. Hoffmann und in Bamberg sind dazu zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen geplant, etwa von der Stadt Bamberg, der Staatsbibliothek oder des E.T.A. Hoffmann-Theaters. Und auch die Universität wird sich mit der Hegelwoche diesem Zauberer und Beschwörer fantastischer Ideenreiche annehmen, der die Grenzen rationalen Erkennens auslotete. Mit Freude und Schaudern stellte sich E.T.A. Hoffmann dem, was dann hinter und im Alltäglichen an Wundersamem auftaucht. Seine kapriziösen Kunstwerke und Grillen versprechen hier einen anderen Wirklichkeitszugriff.

In der Hegelwoche, dem öffentlichen Denkort der Universität, wird es darum gehen, dieses Erkennen anderer Art zu ergründen. Dafür werden wir versuchen, das Bergwerk seiner Phantasie zu ergründen und so zu verstehen, was ihm als andere Dimension der Wirklichkeit jenseits der kalten denkenden Zergliederung aufleuchtete. Und ganz zeitlos philosophisch wird das zur Frage: Schürft E.T.A. Hoffmann aus diesem dunklen Phantasiereich jenseits des gewöhnlichen Denkens Feuersteine der Einsicht, die für uns und unseren verarmten Zugriff auf die Wirklichkeit erhellend noch sein können? Ist es sinnvoll möglich, sich denkend einem Bereich des Undenkbaren zu nähern? Nach Hegel können wir über alles Sinnvolle sprechen, nach Wittgenstein bleibt nur das Schweigen angesichts dessen, über das wir nicht mit gewöhnlichen Begriffen sprechen können – aber vielleicht bietet sich hier ein dritter Weg: Wie E.T.A. Hoffmann kann man eine eigene Sprache suchen, um doch noch sinnvoll über das Unaussprechliche zu sprechen.


Programm
 

Dienstag, 21. Juni

BEGRÜSSUNG
Prof. Dr. Kai Fischbach, Universitätspräsident

EINFÜHRUNG
Prof. Dr. Christian Illies, Universität Bamberg

VORTRAG
Kater Murrs Bruder
Michael Köhlmeier, Schriftsteller
(Hinweis: "Matou" von Michael Köhlmeier können Sie vor Ort erwerben und signieren lassen!)
 

Mittwoch, 22. Juni

VORTRAG
Das Undenkbare denken? Philosophische Abstiege ins Unergründliche
Dr. Silvia Jonas, Philosophin


Donnerstag, 23. Juni

VORTRAG
Der dunkle Denker und dichtende Enthusiast
Prof. Dr. Hans Richard Brittnacher, Literaturwissenschaft, Freie Universität Berlin

PODIUMSDISKUSSION mit den Referentinnen und Referenten
Moderation: Christian Illies


Zeit und Ort

Die Vorträge im Rahmen der 30. Bamberger Hegelwoche finden am 21., 22. und 23. Juni jeweils um 19.15 Uhr in der AULA der Universität, Dominikanerstraße 2a statt!


Referentinnen und Referenten

Michael Köhlmeier ist ein österreichischer Bestsellerautor. Er lässt in seinem jüngsten Roman Matou (2021) die sprichwörtlichen sieben Leben einer Katze von dieser selbst, dem Kater Matou, erzählen. Dieser Kater begegnet in seinem zweiten Leben dem Dichter und Katzenfreund E.T.A. Hoffmann. Für sein Werk wurde Köhlmeier unter anderem mit dem Manes-Sperber-Preis, dem Anton-Wildgans-Preis und dem Grimmelshausen-Preis ausgezeichnet.

Silvia Jonas ist Philosophin am Munich Center for Mathematical Philosophy und forscht unter anderem in den Bereichen Mathematik- und Wissenschaftsphilosophie, Erkenntnistheorie und Metaphysik. Sie hat in München, Jerusalem, St Andrews und Oxford studiert und an der HU zu Berlin promoviert. Eine der zentralen Fragen ihrer Forschung ist, ob es Wissen jenseits der Grenzen der Sprache geben kann.

Hans Richard Brittnacher ist seit 2006 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt unter anderem die deutsche Literatur der Klassik, der Romantik und die Literatur um 1900. Er forscht zur Intermedialität des Phantastischen und zum Spannungsfeld zwischen phantastischer Literatur und den Grundannahmen von Ordnung und Vernunft über die Wirklichkeit.


Hegelforum 2022: "Mein Hoffmann..."

In diesem Jahr widmet sich das Hegelforum begleitend E.T.A. Hoffmann. Autorinnen und Autoren, Philosophinnen und Philosophen lesen aus den Texten Hoffmanns und sprechen darüber, warum Hoffmann sie fasziniert, warum er für sie bedeutsam ist und sie immer wieder in seinen Bann schlägt.

Zum Hegelforum


Sonderausstellung "Die unheimlich-fantastische Vorstellungswelt von E.T.A. Hoffmann"

Gleich zwei Ausstellungen beschäftigen sich in direktem Bezug auf die Hegelwoche ebenfalls mit E.T.A. Hoffmann: In der Teilbibliothek 4 der Universität werden Illustrationen von Aleksandra Kucharska-Cybuch ausgestellt. Die Zeichnerin, Illustratorin, Grafikerin und Bühnenbildnerin illustrierte für den Verlag Media Rodzina Geschichten von E.T.A. Hoffman wie den „Nussknacker und Mausekönig“ sowie „Das fremde Kind“. Aleksandra Kucharska-Cybuch kommt aus Poznan (Posen). Zu der polnischen Stadt pflegt Bamberg freundschaftliche Beziehungen. Die Universitätsbibliothek lädt zur Eröffnung der Ausstellung am Montag, 20. Juni, ab 16 Uhr in der Teilbibliothek 4, Heumarkt 2 ein.

Sonderausstellung „Phantaskop: Hoffmann inspiriert!“

Die Universität kooperiert in diesem Jubliäumsjahr auch mit dem Kulturamt. Das Thema der Hegelwoche aufgreifend findet eine Sonderausstellung im E.T.A.-Hoffmann-Haus statt. Unter dem Titel „Phantaskop: Hoffmann inspiriert!“ hat das Kulturamt der Stadt Bamberg acht zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler dazu eingeladen, sich in den phantastischen Kosmos Hoffmanns zu begeben und in Wort und Bild darauf zu antworten. Sie reagieren sehr unterschiedlich auf Hoffmanns Schaffen und zeigen in Illustration, Wortkunst, Videokunst, Skulpturen, Bildern und Installationen phantastische Positionen der Gegenwart, die einmal mehr auf die nachhaltige Aktualität der Themen Hoffmanns hinweisen. E.T.A. ist tot, seit 200 Jahrhundert Jahren. Sein Geist aber lebt. In diesem Haus. Und wird in jeder einzelnen Arbeit in ganz besonderer Hinsicht sichtbar.