Hegelforum 2010
Bauen: Gestern, Heute, Morgen
Wie wir bauen, sagt fast alles über uns. Was wir denken und schätzen, was wir ersehnen und wie wir leben wollen, findet im Bauen und dem Umgang mit den gebauten Zeugnissen unserer Vergangenheit einen beredten Ausdruck. Architektur wird darum oft als Spiegel der Gesellschaft gesehen. Aber was heißt das? In dieser Vorlesungsreihe soll ein Blick hinter den Spiegel gewagt werden: Es soll aus Sicht von Baugeschichte, Architekturtheorie, Theologie, Literaturwissenschaft, Soziologie und Ideengeschichte untersucht werden, in welcher Weise Gebäude Bedeutung haben und kommunizieren, welche Ansprüche, Erwartungen, Wünsche, Visionen durch sie ausgedrückt werden können und was unser Umgang mit Gebäuden über diese und uns aussagt.
PROGRAMM
28.04.2010
Arbeit am Zentrum. Jerusalems Tempel als Ort der Schöpfung und des jüngsten Gerichts
Prof. Dr. Klaus Bieberstein, Bamberg
Jerusalems Tempel repräsentiert das Zentrum eines Symbolsystems. Sich wandelnde Bedeutungszuweisungen – vom Ort der Schöpfung bis zum Ort des Jüngsten Gerichts – bezeugen ein fortgesetztes Ringen um Orientierung.
05.05.2010
Die Rückkehr des Bildes in die Architektur - Wege aus der architektonischen Moderne?
Prof. Dr. Cornelius Tafel, Liechtenstein/München
Wie wird heute eigentlich gebaut? Nach dem Krieg gab es zunächst einen nüchternen Bauwirtschaftsfunktionalismus, der zur viel beklagten „Unwirtlichkeit der Städte“ führte. Die Architektur als Kunstform ist in einer tiefen Krise.
Aber was kommt nun? Welchen Tendenzen folgt die post-postmoderne Architektur? In seinem Vortrag zeigt Prof. Dr. Cornelius Tafel inwiefern die gegenwärtige Architektur in Tradition mit der Moderne seit den 20er Jahren steht, aber auch, wo sie sich deutlich absetzt.
12.05.2010
Paradigma oder die Büchse der Pandora? Die Frauenkirche – oder wie Dresden zum Zentrum der gegenwärtigen Rekonstruktionswelle wurde
Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier, Weimar
19.05.2010
Architektur und schöpferische Zerstörung
Prof. Dr. Stephan Albrecht, Bamberg
26.05.2010
Gebaute Utopien
Prof. Dr. Richard Saage, Berlin
02.06.2010
Bauen, Zerstören, Erinnern. Die Funktion der Gebäude in W. G. Sebalds „Austerlitz“ (2001)
Prof. Dr. Friedhelm Marx, Bamberg
09.06.2010
Historisierende Architektur als Allegorie der Geschichte
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Will, Dresden
Zur Frage des Bauens in alten Städten gibt gegensätzliche Meinungen: Altstadtfreunde fordern die Bewahrung des überlieferten Zustandes und wünschen, dass notwendige Neubauten formal angepaßt werden. Andere betonen, dass Bauen in der Altstadt unserer eigenen Zeit Ausdruck verleihen müsse. Beide Gruppen berufen sich auf die Geschichte, doch mit konträren Schlussfolgerungen. Sehen die einen das Ergebnis, die Stadt als Monument, so erscheint sie den andern als historischer Prozeß. Welche Lehren lassen sich daraus ziehen?
Thesenhaft sollen einige Entwicklungslinien benannt werden: die Bedeutung des historischen Bestands als Entwurfskriterium der Moderne; der Einsatz von historisierender Architektur, um sich der in Auflösung geratenen Stadt noch einmal bildhaft zu vergewissern; und die Rolle der solchermaßen überformten „Altstadt“ als Allegorie des Geschichtlichen.
Zeit und Ort
Alle Vorträge finden mittwochs von 18:15 bis 19:45 im Hörsaal 1 (Raum 025) des Gebäudes An der Universität 2 statt.