Maria Frings M.A.
Sales Consultant bei EF Education First
Die meisten wissen von Anfang an, was sie studieren und in welche berufliche Richtung sie gehen möchten. Oft wird das Studium in Regelstudienzeit durchgezogen, um dem Druck der Gesellschaft standhalten zu können und - wie es sich scheinbar gehört - so schnell wie möglich am Ziel anzukommen. Dies ist natürlich nicht bei jedem der Fall, aber man bekommt das Gefühl, dass es bei den meisten so ist.
Zu diesen "meisten" gehöre ich nicht und mein Weg in den Beruf verlief deutlich anders, denn nur über Umwege habe ich herausgefunden, was mich tatsächlich interessiert. Nach einigen Semestern im Lehramtsstudiengang habe ich mich, trotz Empfehlungen, doch in jedem Falle das "gute alte Staatsexamen" zu machen, dazu entschlossen, in den Bachelor zu wechseln. Dort weckte mein Nebenfach "Europäische Ethnologie" mit seinem breiten Seminarangebot mein ganzes Interesse, sodass ich mich für den Master in diesem Bereich entschied. Die Aussicht, mit dieser Studienausrichtung zahlreiche Perspektiven zu haben und sich nicht nur auf eine bestimmte Berufsgruppe festzulegen, beruhigte und ermutigte mich. Dass mich die europäische Ethnologie interessierte, wusste ich zwar nun, aber welchen konkreten beruflichen Weg ich einschlagen wollte, das war mir noch immer nicht klar.
Zwischen meinem Bachelorabschluss und dem Beginn des Masterstudiums absolvierte ich ein Praktikum in der Sprachabteilung im Goethe-Institut in Toronto. Dieses konnte ich mir im Anschluss sogar für das Praktikum im Praxismodul für den Master anrechnen lassen. Die Masterkurse in Bamberg belegte ich innerhalb eines Jahres, die übrigen Seminare in meinem Auslandssemester in Polen, um im vierten Semester dann ausschließlich die Masterarbeit schreiben zu können. Diese zeitliche Struktur hatte ich mir zwar selbst überlegt, aber konnte unter anderem nur aufgrund der Unterstützung seitens des Lehrstuhls durchgeführt werden: So konnte ich in Absprache mit Frau Prof. Dr. Alzheimer beispielsweise das Oberseminar/Kolloquium zur Masterarbeit vorziehen.
Da mich die Metropole Toronto mit ihrem multikulturellen Miteinander während meines Praktikums derart fasziniert hatte, schaute ich mir die Stadtentwicklung im Hinblick auf Schnittpunkte mit der Europäischen Ethnologie an. Da in Toronto unter anderem eine beachtliche Zahl europäischer Einwanderer lebt, kristallisierte sich schnell heraus, dass ich dies zum Thema meiner Arbeit machen wollte. So entschied ich mich, sowohl meine Recherche in Toronto vorzunehmen als auch meine Masterarbeit dort zu schreiben. Eine Abschlussarbeit komplett im Ausland schreiben zu wollen, bedarf zweierlei Dinge: Zum einen der eigenen Vorbereitung (Literaturrecherche frühzeitig in Deutschland starten, sich einlesen und einarbeiten, einscannen etc.) und zum anderen der Kooperation mit den Dozenten, die die Arbeit betreuen. Dies waren bei mir Frau Prof. Dr. Alzheimer und Herr Prof. Dr. Marc Redepenning. Ohne die Bereitschaft, mich ab dem Zeitpunkt meines Auslandaufenthaltes ausschließlich per E-Mail zu betreuen, hätte mein Vorhaben vermutlich nicht ansatzweise so reibungslos geklappt. Weder gab es Komplikationen in der digitalen Kommunikation, noch musste ich lange auf eine Antwort warten - besser hätte ich mir eine Betreuung tatsächlich nicht vorstellen können.
Nachdem ich die Arbeit dann im Dezember 2017 nach Deutschland geschickt hatte, begab ich mich von Kanada aus auf Jobsuche. Über eine Freundin erfuhr ich von meinem jetzigen Arbeitgeber "College Contact GmbH", denn sie war der Meinung, dass es genau der richtige Job für mich wäre: Interesse am Ausland und anderen Menschen zu einem Auslandsaufenthalt zu verhelfen. Zu meinem Glück entdeckte ich gerade noch rechtzeitig vor Bewerbungsschluss die Stellenausschreibung "Studienberatung im Team Nordamerika" und zögerte mit meiner Bewerbung nicht lange. Einige Tage später erfolgte ein Telefoninterview, zwei Wochen später das persönliche Vorstellungsgespräch, keine 24 Stunden später hatte ich den Job! Unter anderem meine kanadische Praktikums- und Arbeitserfahrung waren dafür ausschlaggebend.
Generell möchte ich an dieser Stelle folgendes betonen: die hohe Flexibilität an Bereichen, in denen man Praktika absolvieren kann, und der Freiraum, der einem gegeben wird, dadurch seine Nische zu finden, ist am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie sehr groß. Damit habe ich an einer anderen Universität - an der ich eigentlich meinen Master in diesem Bereich machen wollte - auch deutlich andere Erfahrungen gemacht. Dies zeigte mir einmal mehr, dass es nicht nur darauf ankommt, von Anfang an zu wissen, was man möchte und möglichst schnell dorthin zu kommen. Wichtig für mich war, Entscheidungen bewusst zu treffen - man sollte natürlich begründen können, weshalb man sich beispielsweise zu entsprechenden Schritten im Studium entschieden hat.