Dr. Meike Bianchi-Königstein
Vom Museum in die Agilität
Stetige Weiterentwicklung und Offenheit für Neues stehen für mich im Leben ganz vorne. Nachdem ich bis zum Abschluss meiner Promotion in den Bereichen Museum und Wissenschaft, vor allem der Kleidungsforschung, tätig war, eröffnete sich mir in den letzten Jahren eine neue Perspektive: Agiles Projektmanagement. Das agile Arbeiten ist in erster Linie, aber nicht nur, in der IT-Branche beheimatet und stellt das eigenverantwortliche Handeln interdisziplinärer Teams in den Vordergrund. Es ist damit eine Arbeitsweise, wie sie ähnlich in den Museen, in denen ich bisher tätig war, praktiziert wird. Die Prinzipien und Werte, auch als agiles Mindset bezeichnet, bilden die Grundlage der sogenannten „Neuen Arbeit“ und haben mich überzeugt, einen neuen beruflichen Weg als Agile Digitale Projektmanagerin und Professional Scrum Master einzuschlagen.
Dabei begann mein Lebenslauf eher klassisch im Museumsbereich: Nach meinem Studium im Magisterstudiengang Europäische Ethnologie, Kunstgeschichte und Kommunikationswissenschaft bekam ich die Möglichkeit im Rahmen eines Volontariates im Bauernmuseum Bamberger Land, das Textildepot des Museums und der Trachtenberatung des Bezirks Oberfranken einzurichten und digital zu erfassen. Ich sammelte Erfahrungen im Umgang mit historischen Textilien und der Digitalisierung von musealen Objekten. Ausbauen und vertiefen konnte ich meine Kenntnisse im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg. Unter anderem durch die aktive Teilnahme an wissenschaftlichen Tagungen sowie meinem Engagement für die Webseite des ICOM COSTUME Committees entstand ein starkes Netzwerk, das mich bis heute begleitet. Nach meiner Zeit in Augsburg promovierte ich in einem Forschungsprojekt, das am Bauernmuseum Bamberger Land in Kooperation mit der Universität Bamberg stattfand und von der VolkswagenStiftung sowie der Oberfranken Stiftung Unterstützung erhielt. Meine Dissertation schrieb ich über „Mode und Tracht zwischen 1780 und 1910 in Oberfranken“. Die Arbeit fand mit dem Otto-Meyer-Elisabeth-Roth-Preis 2019 Auszeichnung.
Im Anschluss an die Promotion erhielt ich das Angebot, an einem besonderen „Experiment“ im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg mitzuarbeiten: eine partizipative Ausstellung über die Zukunft der Stadt Augsburg. Ich betreute eine Gruppe von ungefähr 30 Teilnehmenden aus der Augsburger Zivilgesellschaft mit dem Ziel, eine gemeinschaftliche Ausstellung zu dem Themenbereich „Wirtschaft, Arbeit, Freizeit“ zu errichten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt weckte sich meine Begeisterung für innovative und kreative Zusammenarbeit und Agilität, auf die ich mich von nun an fokussieren möchte.
Auf meinem Weg in den Beruf hatte ich das Glück, Menschen zu treffen, die mich förderten und mich in der Umsetzung meiner Ideen unterstützen. Ebenso wichtig war es aber auch, Engagement und Durchhaltevermögen zu beweisen.
Ich wünsche mir für Sie, die Studierenden der Europäischen Ethnologie an der Universität Bamberg, dass auch Sie Ihren Weg in den Beruf finden – nicht in einen bloßen „Job“, sondern, dass Sie überzeugt sind von dem, was Sie tun!