Ramming, Jochen: Die uniformierte Gesellschaft.

Zur Rolle vereinheitlichender Bekleidungsweisen am Beginn des 19. Jahrhunderts. Beamtenuniform - Rabbinertalar - Nationalkostüm (= Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgeschichte, Bd. 101; zugleich Dissertation an der Universität Würzburg). Würzburg 2009.

Gesellschaftliche Gruppen nutzen Uniformen zur Abgrenzung beziehungsweise zur Einbindung ihrer Angehörigen und gleichzeitig zur Etablierung interner Hierarchien. Sie definieren und konstruieren sich mit Hilfe der Uniform selbst. Auf dieser Weise lässt sich die Uniform als Mittel zur Distinktion beschreiben. Die Anfänge der zivilen Uniform und der Uniformität im Kleidungsverhalten liegen in der Zeit nach der Französischen Revolution, als sich die Kleidung aus ihren ständisch konstituierten Fesseln befreite und begann, ein neues, bürgerlich geprägtes vestimentäres System auszubilden. Vereinheitlichende Bekleidungsweisen spielten bei politischen Umbrüchen immer wieder eine Rolle. Sie konnten sich entweder - wie die Staatsdieneruniform - durchsetzen und die gesamte Bekleidungsgeschichte des 19. Jahrhunderts mitprägen oder aber nach kürzester Zeit wieder verschwinden, wie es den "Nationalkostümen" in der Folge der Befreiungskriege widerfuhr. In jedem Fall aber traten uniforme Kleider in eine Wechselwirkung mit anderen, sich in dieser Phase etablierenden Kleidungsstilen, etwa mit der "bürgerlichen Mode" oder der "ländlichen Tracht".

Der Autor untersucht in seiner Würzburger Dissertation aus dem Jahr 2008 die Bedeutung der Uniformität in den jeweiligen Kontexten. Als Quellen standen ihm normativ-fordernde Schriften (Gesetze, Verordnungen, Aufrufe) zur Verfügung sowie kommentierend-erinnernde Überlieferung, wie sie sich in der Presse, in privaten Briefen oder in Autobiographien finden.