24.10.2024 Ute Schmid gab Keynote beim 17. Bildungsforum von Schulamt und Sparkasse Forchheim

ChatGPT und CO – Wie Künstliche Intelligenz Bildung verändert, war Thema beim BildungsForum von Schulamt und Sparkasse Forchheim

 

Früher gab es in der Schule den Einsatz von Taschenrechnern und später der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Technische Hilfsmittel in Klassenräumen und bei Hausaufgaben sind keine neue Entwicklung. Nun aber schickt sich die „Künstliche Intelligenz“ (KI) an, das Lernen zu verändern – ganz grundlegend und in enormes Tempo. Beim 17. Bildungsforum von Schulamt und Sparkasse Forchheim gab Prof. Dr. Ute Schmid, Inhaberin des Lehrstuhls Kognitive Systeme (WIAI) von der Universität Bamberg, vor Lehrern, Pädagogen und Bildungsinteressierten einige Einblicke.

Drei Viertel aller Schüler nutzen längst KI-Software, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Sie suchen in Youtube-Tutorials nach Antworten auf Fragen, verwenden Übersetzungs-Tools oder lassen sich von Textgeneratoren wie ChatGPT Aufsätze schreiben. Das ist an sich nichts Schlimmes, wenn man weiß, was man macht, wie man es tut und was dabei herauskommt. „Wenn ich KI benutze bin ich noch lange kein Experte“. Aber Ute Schmid ist Expertin, die sich seit mehr als 30 Jahren mit kognitiven Systemen, maschinellem Lernen und den Folgen beschäftigt. Sie zieht das Publikum zwei Stunden lang in ihren Bann.

Tatsächlich ist KI trotz eines gewissen Hypes keine neue Erfindung. Als Teilgebiet der Informatik gibt es sie schon seit 1956. Damals forschte John McCarthy in Stanford daran, wie es Computern gelingt, in der Zukunft Dinge zu tun, die Menschen im Moment noch besser können. Seither hat sich auch auf Grund riesiger Datenmengen einiges getan. Obwohl Quantität nicht die Rettung ist. Schließlich gibt es zu zahlreichen Aspekten sehr viel verfügbares Material, das qualitativ einfach schlecht, erfunden oder gefälscht ist – um nicht zu sagen „Datenmüll“. Denn KI ist weder vollständig, noch korrekt und schon gar nicht objektiv. Deshalb braucht der Nutzer Medien-Kompetenz und Statistik-Kenntnisse.

Das Bildungssystem steht vor großen Chancen und beinahe ebenso großen Risiken. Einerseits kann man nun mit maßgeschneiderten Programmen personalisiertes Lernen ermöglichen. „Dadurch kann man das Potenzial optimal fördern und das Lernen insgesamt interessanter gestalten“. Andererseits droht bei einem allzu naiven Einsatz eine Verflachung des Denkens. Ein Beispiel sind Multiple-Choice-Fragen, die sich aus KI-Gesichtspunkten leichter erfassen und auswerten lassen, die aber das Lernen verändern, vom selbständigen hin zum reproduktiven.

Der Dreh- und Angelpunkt ist die kritische hinterfragte Verwendung der KI-Systeme. Wie beim Taschenrechner braucht es ein gewisses Grundverständnis dafür, was das Gerät macht, um das Programm richtig und effizient einsetzen und das Ergebnis auch einordnen zu können. Damit man sich nicht vertippt und trotzdem ohne Nachzudenken das falsche Ergebnis aufschreibt. Kurz: Es braucht Verständnis, Beurteilungsfähigkeit, Transfer und Problemlösefähigkeiten. Außerdem muss man lernen, weitere Quellen zu Rate zu ziehen. Die Aufgabe einer Bildungseinrichtung wird es sein, den Kindern und Jugendlichen nicht riesige Datenmengen einzutrichtern, sondern den Umgang damit zu lernen.

Vielleicht liegt darin die Chance, ein grundlegendes Problem zu beheben: „Die Schule schafft es, dass viele Kinder keine Freude mehr am Lernen haben. Das finde ich sehr traurig“. Dabei sei es doch ganz wichtig, etwas wissen und können zu wollen – ganz ohne dafür mit Punkten oder Noten belohnt zu werden. Am Ende hat Ute Schmid eine versöhnliche Botschaft. Es braucht auch weiterhin den Menschen und seine natürliche Intelligenz. Alleine schon, um eine Spülmaschine einzuräumen. Denn daran beißen sich auch nach 20 Jahren intensiver Forschung noch immer die Roboter die Zähne aus.