Leipzig als Zentrum des globalen Rauchwaren- und Pelzhandels zwischen den zwei Weltkriegen: Die digitalisierte Fachzeitung 'Der Rauchwarenmarkt' als Datenkorpus für wirtschaftshistorische Untersuchungen
Der Erste Weltkrieg und die Russische Revolution schwächten Leipzig als traditionsreiches Zentrum des globalen Rauchwaren- und Pelzhandels erheblich. Leipzigs Händler wurden gezwungen, sowohl für die Lieferung von Rauchwaren und Pelzen als für deren Verarbeitung neue unternehmerische Strategien zu entwickeln. Nicht zuletzt wurde dabei nach Kontinuität gesucht: Bereits 1921 fand die erste Auktion für sowjetische Pelze in Leipzig statt. Der Wiederaufstieg zum Zentrum des globalen Rauchwaren- und Pelzhandels erlebte seinen Höhepunkt in 1930, als die Internationale Pelzfach-Ausstellung und der (einmalig gebliebene) Welt-Pelz-Kongress in Leipzig stattfanden. Der Regimewechsel der 1930er Jahren stürzte den zum Teil durch jüdische Händler getragenen Wirtschaftszweig jedoch erneut in eine tiefe Krise. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führte zum kompletten Verlust der internationalen Rauchwaren- und Pelzwirtschaft in Leipzig.
Dieses Projekt untersucht Kontinuität und Wandel im Rauchwaren- und Pelzhandel Leipzigs in der Zwischenkriegszeit aus der Perspektive der Fachzeitung 'Der Rauchwarenmarkt'. Diese Fachzeitung wurde in Leipzig herausgegeben und gehört heute zu den Beständen der Deutschen Nationalbibliothek. Mithilfe von datenanalytischen Methoden untersucht das Projekt die Rolle Leipzigs als globales Zentrum und logistische Drehscheibe des Rauchwaren- und Pelzhandels, die Netzwerke der beteiligten Akteure, die Wahrnehmung von und den Umgang mit wirtschaftlichen und politischen Krisen und Umbrüchen, und schließlich die “Verwissenschaftlichung” der Rauchwaren- und Pelzwirtschaft in der Zwischenkriegszeit.
Durchgeführt wird das Projekt an der Professur für Digitale Geschichtswissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Prof. Dr. Werner Scheltjens). Projektpartner sind Prof. Dr. Christoph Schlieder (Lehrstuhl für Angewandte Informatik in den Kultur-, Geschichts- und Geowissenschaften, Otto-Friedrich-Universität Bamberg) und Prof. Dr. Christian Lübke (Leibniz Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO, Leipzig). Die Deutsche Nationalbibliothek unterstützt das Vorhaben durch die Digitalisierung von Zeitschriftenheften und deren Bereitstellung auf ihrer eigenen Infrastruktur.