Auf den Spuren eines vielschichtigen urbanen Erbes

Seminar mit Masterstudierenden in Prag

Im Rahmen ihres anwendungsbezogenen Seminars zum urbanen Erbe von Prag waren Studierende des Masterstudiengangs Denkmalpflege der Universität Bamberg im Sommer 2024 zu Gast in der Stadt an der Moldau. Geleitet wurde die Anwendungswoche von Prof. Dr. Gerhard Vinken und Dr.-Ing. Johannes Warda (Lehrstuhl für Denkmalpflege) und in Prag maßgeblich betreut von Mgr. Jan Hasil, PhD (Archäologie, Tschechische Akademie der Wissenschaften/Karls-Universität).

Kulturelles Erbe und Identität

Die Vielfalt seiner Architektur verschiedener Epochen ist Prags Markenzeichen, sie zieht Menschen aus der ganzen Welt an. Für die angehenden Denkmalpfleger aus Bamberg war es daher umso faszinierender, gewissermaßen hinter die Kulissen dieses reichen baulichen Erbes zu schauen. Die Fragestellungen, denen vor Ort, im Stadtraum, am Objekt und im Gespräch mit Fachleuten nachgegangen wurde, reichten von der Rolle des Architekturerbes für die nationale Identitätsstiftung bis hin zur denkmalpflegerischen Praxis, etwa im Umgang mit den herausragenden Beispielen brutalistischer Architektur der 1970er und 80er Jahre oder bei der Erhaltung der noch zahlreich vorhandenen historischen Fenster und Verglasungen. Wieder und wieder begegnete der Gruppe dabei das ansonsten oft unsichtbare Erbe: Archäologische Funde. Ein Aha-Erlebnis für die Bamberger Studierenden, darunter einige mit archäologischem Schwerpunkt. Sowohl auf dem Vyšehrad als auch unter dem dritten Burghof auf dem Hradschin finden sich beeindruckende Schutzbauten für archäologische Befunde aus der Frühgeschichte, für die eine öffentlichkeitswirksame Präsentation geplant war, die jedoch nie in vollem Umfang realisiert werden konnte.

Aktuelle Herausforderungen einer Welterbe-Stadt

Thematisiert wurden aber auch die Herausforderungen der Gegenwart einer UNESCO-Welterbestadt. Tourismus und dessen Folgeeffekte sowie Aspekte der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit. Das Erlebnis der historischen Stadt sind dabei nur ein Aspekt der Attraktivität Prags. Geworben wird für die Stadt als günstig gelegenem Arbeits-, Lebens- und Wohnort in Europa auch mit Internationalität und der wachsenden Gemeinde von „Expats“. Die hohen Gästezahlen (zuletzt übernachteten in Prag mit rund 6 Millionen Menschen nur 2 Millionen weniger als im Vor-Corona-Rekordjahr 2019) sind dennoch ein Faktor, der das Tourismusmanagement beeinflusst. So setzt die Stadt weniger auf das frühere Image der Party-Destination als das der Kulturmetropole. Interessant zu erfahren war auch, dass die von der UNESCO geforderte Erstellung von Reports und Managementplänen für Welterbestätten in Tschechien eher von der Ebene der nationalen Kulturbürokratie aus besorgt wird, während etwa die Managementpläne in Deutschland in zunehmendem Maße site-spezifisch mit der informellen Planung auf kommunaler Ebene verzahnt sind.

Anknüpfungspunkte für weitere Forschung

Die Projektergebnisse bieten Anknüpfungspunkte für weitere wissenschaftliche Kooperationen, beispielsweise zur vergleichenden Geschichte der Stadtsanierung, dem Umgang mit Spuren der Zeitgeschichte oder praktischen Fragen des Welterbe-Managements. Den Studierenden können die Projektergebnisse als Ausgangspunkt für Masterarbeiten oder Promotionsvorhaben dienen. Nicht zuletzt erlaubte die Studienreise Einblicke in die denkmalpflegerische Praxis im Nachbarland und eröffnete Möglichkeiten der beruflichen Orientierung und fachlichen Weiterentwicklung.

Zum Nachhören: Eindrücke aus Prag

Aus dem Seminar heraus entstanden ist zudem ein Podcast: Fiona Ayla Beitler und Lea Marie Scheunemann, Studentinnen im Masterstudiengang, sprechen über das Prag-Seminar im Besonderen und das Denkmalpflege-Studium in Bamberg im Allgemeinen.