Gesundheitsmessung und gesundheitliche Ungleichheit im Lebenslauf
Inhalt und Ziele
Laut der Akkumulationshypothese vergrößern sich Bildungsunterschiede in der Gesundheit mit zunehmendem Alter. Die bisherigen Tests dieser Hypothese basieren auf selbstberichteten Gesundheitsmessungen. Die aktuelle Forschung legt jedoch nahe, dass selbstberichte Messungen die gesundheitlichen Unterschiede zwischen Bildungsgruppen, Altersgruppen, Kohorten, Geschlechtern und Ländern nicht unverzerrt abbilden. Es ist daher unklar, ob die vorliegenden Befunde robust sind. Das übergeordnete Ziel des Projekts ist es daher, die Bedeutung von selbstberichteten und objektiven Gesundheitsmessungen in der Forschung zur Gesundheitsungleichheit im Lebenslauf zu untersuchen. Hierzu wird das Projekt in drei Schritten vorgehen.Im ersten Schritt wird das Projekt analysieren, im welchem Maße die Schlussfolgerungen zur Akkumulationshypothese durch die Wahl des Gesundheitsmaßes beeinflusst sind. Das Projekt wird insbesondere untersuchen, ob und in welchem Ausmaß die Verwendung selbstberichteter Gesundheitsmessungen (z.B. selbsteingeschätzte Gesundheit, selbstberichtete funktionale Einschränkungen) und objektiver Gesundheitsmessungen (z.B. Greifkraft, Lungenkapazität) die Ergebnisse beeinflussen. Im zweiten Schritt wird das Projekt untersuchen, ob und in welchem Ausmaß die Validität und Reliabilität von Gesundheitsmaßen sozial strukturiert sind. Es wird vergleichen (a) wie stark sich die Zusammenhänge zwischen objektiven und selbstberichteten Gesundheitsmaßen mit allgemeinen Gesundheitsrisiken und Mortalität unterscheiden, und (b) wie diese Beziehungen nach Bildung, Alter, Geschlecht, Kohorte und nationalem Kontext variieren.Im dritten Schritt wird das Projekt neue generische Maße selbstberichteter und objektiver physischer Gesundheit entwickeln. Hierzu werden Daten zu mehr als zehn objektiven Gesundheitsmaßen herangezogen. Die neu entwickelten Maße werden hinsichtlich ihrer Validität zwischen Gruppen evaluiert und mit selbstberichteten und gemischten generischen Gesundheitsmaßen verglichen. Abschließend wird das Projekt neue Befunde zur Akkumulationshypothese unter Verwendung der neu entwickelten Gesundheitsmaße liefern.Im Projekt werden Paneldaten von SOEP, ELSA und SHARE analysiert, welche nicht nur länderspezifische Analysen für Deutschland und Großbritannien, sondern auch einen direkten Vergleich von 16 europäischen Länder ermöglichen.
Förderung
Das Projekt "Gesundheitliche Ungleichheit im Lebens- und Kohortenverlauf in Deutschland" wird aus DFG-Mitteln gefördert. Das Projekt beginnt 2014 und dauert zwei Jahre. Es befasst sich mit gesundheitlicher Ungleichheit im Lebenslauf und über Kohorten in Deutschland.
Es gibt ein aus DFG-Mitteln gefördertes Folgeprojekt zu Gesundheitsmessung und gesundheitlicher Ungleichheit im Lebenslauf. Das Projekt beginnt 2019 und dauert fünf Jahre.
Publikationen
Artikel in Zeitschriften
- Leopold, Liliya and Henriette Engelhardt (2013): Education and physical health trajectories in old age. Evidence from the Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe. International Journal of Public Health 58 (1): 23-31.
- Leopold, Liliya and Henriette Engelhardt (2012): "Education and Physical Health Trajectories in Old Age. Evidence from the Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe.", International Journal of Public Health. Online first publication (September 2012).
- Leopold, Liliya, and Henriette Engelhardt (2011): "Bildung und Gesundheitsungleichheit im Alter: Divergenz, Konvergenz oder Kontinuität? Eine Längsschnittuntersuchung mit SHARE" (Education and Health Inequality in Old Age: divergence, convergence or continuity? - A Longitudinal Study with SHARE), Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 63(2): 207-236. doi: 10.1007/s11577-011-0133-6
- Buber, Isabella, and Henriette Engelhardt (2011): "The association between age and depressive symptoms among older men and women in Europe. Findings from SHARE", Comparative Population Studies 36(1): 103-126.
- Engelhardt, Henriette, Isabella Buber, Vegard Skirbekk, and Alexia Prskawetz (2010): "Social involvement, behavioural risks and cognitive functioning among the aged", Ageing & Society 30(5): 779 -809.
Arbeitspapiere
Engelhardt, Henriette; Leopold, Liliya & Jann, Ben: The impact of early and adult life conditions on educational health inequality over the life course: A counterfactual decomposition of survival functions and hazard rates(361.7 KB), Discussion Paper Series, No. DP 13/2012. Chair of Population Studies, University of Bamberg.
Buber, Isabella, and Henriette Engelhardt: "The association between age and depressive symptoms among older men and women in Europe. Findings from SHARE(589.0 KB)", Discussion Paper Series, No. DP 06/2010. Chair of Population Studies, University of Bamberg.
- Leopold, Liliya, and Henriette Engelhardt: "Bildung und Gesundheitsungleichheit im Alter: Divergenz, Konvergenz oder Kontinuität? Eine Längsschnittuntersuchung mit SHARE(1.2 MB)", Discussion Paper Series, No. DP 03/2010. Chair of Population Studies, University of Bamberg.
Kapitel in Sammelbänden
Beyreuther, Linda; Lübke, Christiane & Valentina Ponomarenko (2011): "Subjektive Gesundheit im Verrentungsprozess". In: Engelhardt, Henriette & Schmidt, Christopher: "Probleme und Konsequenzen alternder Gesellschaften. Theoretische Überlegungen, methodische Probleme und empirische Analysen". Bamberger Beiträge zur Soziologie 7. Bamberg: Bamberg Univ. Press, 1-37.
Stefanie Roppelt, Martin Gunsenheimer und Luis von Bernus (2011): "Internationale Vergleichbarkeit subjektiver Gesundheitsmessung". In: Engelhardt, Henriette & Schmidt, Christopher: "Probleme und Konsequenzen alternder Gesellschaften. Theoretische Überlegungen, methodische Probleme und empirische Analysen". Bamberger Beiträge zur Soziologie 7. Bamberg: Bamberg Univ. Press, 38-75.