Prof. Dr. Thomas Saalfeld
Economic Crises and Cabinet Stability in European Democracies 1919-2009
Wirtschaftskrisen und Kabinettsstabilität in europäischen Demokratien 1919-2009
In diesem Projekt wird untersucht, wie sich ökonomische Schocks (z. B. eine schwere Rezession) auf die Stabilität von Regierungen in parlamentarischen Regierungssystemen auswirken. Im Unterschied zu präsidentiellen Systemen sind in parlamentarischen Systemen Regierungen nicht für eine feste Amtsperiode gewählt, sondern können durch ein Misstrauensvotum der Parlamentsmehrheit abgelöst werden. Umgekehrt erlauben die meisten Verfassung parlamentarischer Regierungssysteme die vorzeitige (und damit strategische) Auflösung des Parlaments durch die Regierung oder Regierungsmehrheit. Dies kann in Krisenzeiten zu einer Steigerung der Regierungsinstabilität führen: Spieltheoretische Gleichgewichte, die die Bildung einer Koalition erklären mögen, können durch die Verschiebung des Status Quo, die Veränderung der Information der Akteure oder interne Präferenzheterogenität kollektiver Akteure (politischer Parteien) zerstört werden.
Auf der Grundlage eines neuen Datensatzes zur Kabinettsdauer in 27 europäischen Demokratien von der Zwischenkriegszeit bis zur Gegenwart (1919-2009) wird die Wirkung institutioneller, auf den Parteienwettbewerb bezogener und strategischer Variablen auf die Regierungsstabilität parlamentarischer Regierungssysteme untersucht. Die ereignisanalytische Modellierung von Krisenfolgen erlaubt eine dynamische Bewertung des Effekts (u. a.) politischer Institutionen und institutioneller Anreize im Zeitverlauf.
Das Projekt befindet sich in der Phase der Datenerhebung.
Es handelt sich um einen Datensatz, der 27 Länder und mehrere hundert Kabinette umfasst. Auf der Grundlage neuerer spieltheoretischer Modelle der Kabinettsstabilität (z. B. von Lupia und Strøm 1995 sowie Strøm und Swindle 2002) werden die Auswirkungen struktureller und strategischer Variablen durch Verfahren der Ereignisanalyse in einem Längsschnittdesign geschätzt.