Außerschulische Nachhilfe in Deutsch und Lesen: In welchem Umfang nehmen Schüler*innen der Sekundarstufe I an entsprechenden Angeboten teil und was sind deren Merkmale und Effekte?

Neue Publikation in der Zeitschrift Large-scale Assessments in Education

Der Artikel Participation rates, characteristics, and differential effects on reading literacy of extracurricular tutoring in a German large-scale assessment ist in der Zeitschrift Large-scale Assessments in Education erschienen (https://doi.org/10.1186/s40536-024-00216-9).

Außerschulische Nachhilfe wird als ein vielversprechender Weg gesehen, um dem starken Förderbedarf vieler Schüler*innen im Lesen zu begegnen. Inwieweit solche Angebote von Heranwachsenden in der Sekundarstufe I in Deutschland genutzt werden, durch welche Merkmale sie gekennzeichnet sind und inwiefern sie Effekte auf die Lesekompetenz der Teilnehmenden zeigen, ist bislang wenig erforscht.

Daher gingen Dr. Nora Heyne (Lehrstuhl für Empirische Bildungsforschung, Otto-Friedrich-Universität Bamberg), Dr. Timo Gnambs und Dr. Marie-Ann Sengewald (Leibniz-Institut für Bildungsverläufe) in ihrer längsschnittlichen Studie auf der Grundlage von Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS; N = 5.113) folgenden Fragestellungen nach:

  1. In welchem Umfang nutzen Schüler*innen mit unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen zwischen den Klassenstufen 5 und 7 Angebote außerschulischer Nachhilfe in Deutsch und Lesen?
  2. Durch welche organisatorischen Merkmale sind diese Angebote gekennzeichnet?
  3. Erklärt die Teilnahme an entsprechenden Angeboten Unterschiede in der Leistungsentwicklung im Lesen?

Die Ergebnisse zeigten, dass vor allem männliche Heranwachsende, Schüler*innen mit Migrationshintergrund, niedrigem kulturellen Kapital, geringen Leseleistungen oder aus nicht-akademischen Schularten entsprechende Angebote wahrnahmen. Dennoch fiel die Teilnahme insgesamt – mit Blick auf den Anteil der Jugendlichen mit Förderbedarf im Lesen wie auch die Dauer und Häufigkeit – niedrig aus. Neben verschiedenen organisatorischen Formen der Umsetzung, überwogen Nachhilfeangebote, die in individuellen Settings, gegenüber von Klein- oder Großgruppen von Schüler*innen, umgesetzt und von Lehrkräften, mehr als von Studierenden, Schüler*innen und anderen Privatpersonen, begleitet wurden. Für die Teilnehmenden in entsprechenden Angeboten zeigten die Ergebnisse keine signifikanten Vorteile in der Entwicklung der Lesekompetenz, verglichen zu Schüler*innen ohne Tutoring. Über diese Einblicke zur bisherigen Nutzung, Umsetzung und Effektivität von Nachhilfeangeboten in Deutsch und Lesen in Deutschland liefert die Studie Grundlagen für Implikationen für die zukünftige Praxis wie auch Erforschung der Leseförderung durch außerschulische Nachhilfe.