Interaktives 3D-Modell zur Bau- und Entwicklungsgeschichte
des Gebäudes Hinterer Bach 3 in Bamberg

Förderung durch:

Otto-Friedrich-Universität Bamberg, FNK

Leitung:

Prof. Dr.-Ing. Stefan Breitling

Bearbeitung:

Prof. Dr. phil. Dipl.-Ing. (FH) Tillman Kohnert, Jürgen Giese, M. A., Dipl.-Ing. Stefan Amann

Laufzeit:

Seit 2009

Zum Projekt:

Die Bauforschung trägt vor allem drei Aspekte zur historischen Forschung bei:

  • Sie stellt den Ist-Zustand eines Gebäudes als analytisches Modell im Bestandsplan dar
  • Sie rekonstruiert aus fragmentarischen Befunden einzelne Bauphasen, beispielsweise den ursprünglichen Erbauungszustand
  • Sie stellt die Veränderungsgeschichte eines Bauwerkes in Bauphasenabfolgen dar

Bei der Vermittlung der komplizierten räumlichen, konstruktiven und zeitlichen Zusammenhänge bedient sich die Bauforschung traditionell der zeichnerischen Darstellung, die jedoch beim Betrachter ein hohes Maß an räumlichem Vorstellungsvermögen voraussetzt.

Gegenwärtig werden digitale Modelle vor allem für die räumliche Darstellung oder für die Rekonstruktion eingesetzt. Dabei werden die Möglichkeiten der digitalen Technik noch längst nicht ausgeschöpft.

Mit den heute zur Verfügung stehenden Programmen lässt sich eine frei navigierbare Benutzeroberfläche herstellen, die es unterschiedlichen Nutzergruppen erlaubt, die jeweils für sie interessanten Aspekte an einem Gebäude abzufragen und sich selbständig durch die Geschichte des Bauwerkes zu bewegen. Begleitende Kontextmenüs, Detaildarstellungen und viele Probleme bei der Vermittlung komplexer Zusammenhänge, wie beispielsweise die Gleichzeitigkeit von Nah- und Fernsicht, von Einzelbefund und Gesamtzusammenhang lassen sich durch eine solche Darstellungsmethode lösen.

Anders als bei vielen bislang erstellten digitalen Modellen bleibt durch eine Kommentierung und Kontextualisierung, die Hierarchisierung und differenzierte Codierung der Information die wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit der einzelnen gezeigten Sachverhalte erhalten.

Am Beispiel des Gebäudes Hinterer Bach 3 in Bamberg sollen die Möglichkeiten der digitalen Vermittlung bauhistorischer Inhalte systematisch dargestellt werden.

Das Bauwerk, wurde ursprünglich 1292 (d) errichtet und weist zahlreiche, für die Geschichte der Stadt und die Entwicklung des Hausbaus und der Wohnkultur typische Veränderungsphasen auf. Während der Sanierungsvorbereitungen in den frühen 90er Jahren konnten bei diesem Objekt intensive Untersuchungen und umfangreiche Dokumentationen vorgenommen werden. Die Ergebnisse wurden im Arbeitsheft 92 des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 1998 publiziert. Beteiligt waren hierbei u. a. Karin Dengler-Schreiber (Archivalien), der Bauforscher Tillman Kohnert, der Restaurator Harald Spitzner, Christine Hans-Schuller und der Ziegelexperte Michael Back. Die Beispielhaftigkeit des Hauses, die im Vergleich zu Großbauten zu bewältigende Komplexität und der gute interdisziplinäre Forschungsstand sind wichtige Voraussetzungen für die beabsichtigte Bearbeitung.

Im Ergebnis entsteht eine komplexe Darstellung der Entwicklungsgeschichte des Hauses Hinterer Bach 3 in Bamberg, die alle traditionellen Darstellungsformen der historischen Bauforschung enthält, zusammenfasst und weiterentwickelt. Die Navigation ist dabei weitgehend selbsterklärend und der Zugriff auf die unterschiedlichen Informationen übersichtlich und leicht fasslich. Zugleich werden erstmals kulturhistorische, bauhistorische und bautechnikgeschichtliche Zusammenhänge sichtbar, die bisher so nicht erfasst werden konnten.

Durch das FNK-Projekt werden die zu berücksichtigenden Parameter und die geeigneten Software- und Darstellungslösungen für ein mehrdimensionales, informatives Bild eines Bauwerkes ermittelt und an einem einzelnen Haus beispielhaft dargestellt. Die typischen Inhalte und Ergebnisse des Faches Bauforschung werden digital abgebildet. Dies bildet die Grundlage für die Beantragung eines Projektes zur Erstellung eines wissenschaftlichen, digitalen und interaktiven entwicklungsgeschichtlichen Stadtmodells der Stadt Bamberg in Kooperation mit der Stadt Bamberg, dem Weltkulturerbezentrum, dem Denkmalamt und anderen.