Transfer
Theologische Forschung ist der Gesellschaft nur so viel wert, wie ihre Ergebnisse der Gesellschaft vermittelt werden. Daher gehört die Vermittlung theologischer Forschungsergebnisse auch außerhalb der Universität zu den elementaren Aufgaben des Lehrstuhl für Alttestamentliche Wissenschaften.
Sie erfolgt sowohl »live« in öffentlichen Vorträgen und Seminaren sowie insbesondere in Veranstaltungen zur Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten oder für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen und kirchlichen Dienst als auch »in print« in Publikationen, die sich an ein breiteres Publikum richten.
TikTok-Video "Die Endzeit naht?!"
Leben wir in der (biblischen) Endzeit? Das behauptet zumindest ein TikTok-Video, das in den gegenwärtigen Umweltkatastrophen die Erfüllung biblischer Endzeitprophezeiungen sieht. Im Video wird dazu auch ein Vers aus Deuterojesaja zitiert: "Auf den kahlen Hügeln lasse ich Ströme hervorbrechen / und Quellen inmitten der Täler. Ich mache die Wüste zum Teich / und das ausgetrocknete Land zur Oase." (Jes 41,18) und mit der zunehmenden Begrünung der Antarktis und Überflutung der Sahara verbunden.
Der Kanal offen un' ehrlich, der zu FUNK von ARD und ZDF gehört, hat dazu recherchiert und ein eigenes TikTok-Video produziert, in dem Julia Gareis, studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Alttestamentliche Wissenschaften als Expertin befragt wird. Julia Gareis stellt dabei klar, dass es nicht funktioniert, "die Bibelstelle aus ihrem Kontext herauszugreifen und sie auf ein modernes Phänomen zu übertragen". In Jesaja 41,18 geht es mit Blick auf den zeitgeschichtlichen Kontext vielmehr um eine Botschaft der Hoffnung: Ein wohlwollender, liebender Gott wird sein Volk aus dem babylonischen Exil befreien und es auf paradiesischen, wasserreichen Wegen zurück in die Heimat führen. Von Umweltzerstörung oder gar einer angebrochenen Endzeit kann in Deuterojesaja somit nicht die Rede sein.
Abrufbar ist das Video auf YouTube, Instagram oder auf TikTok.
Radiosendung: "Jakobs Kampf"
Prof. Dr. Kathrin Gies ist zu Gast in der Radiosendung "Biblische Porträts" und wirft einen neuen Blick auf die bibische Erzählung über Jakobs Kampf am Jabbok (vgl. Gen 32,23-33).
Um das sprichwörtlich gewordene Linsengericht kauft Jakob seinem Zwillingsbruder Esau, der hungrig nach Hause kommt, das Erstgeburtsrecht ab. Den Erstgeborenen-Segen erschleicht er sich durch eine List. Dann flieht er, denn Esau trachtet ihm nach dem Leben.
Nach vielen Jahren soll es zur Versöhnung mit Esau kommen. In der Nacht davor durchlebt Jakob schwere Stunden, einen nächtlichen Kampf. Als es hell wird, sagt er, dass er mit Gott gerungen habe.
“Das ist seine Deutung”, sagt die Bibelwissenschaftlerin Kathrin Gies, Professorin für Altes Testament an der Universität Bamberg: “Es bleibt offen, wer derjenige ist, mit dem er kämpft”. Vieles in der Jakobsgeschichte bleibt offen. Die Figuren sind allesamt ambivalente Charaktere, die fragwürdige Dinge, und ob Jakob tatsächlich der Gesegnete ist, steht immer wieder in Frage. “Diese Offenheit fasziniert mich”, sagt Kathrin Gies. Wir, die Lesenden, sind herausgefordert Stellung zu beziehen.
Jakobs Geschichte im Buch Genesis des Alten Testaments ist nicht nur die Geschichte einer individuellen Gestalt, sondernTeil der Ursprungserzählungen des Volkes Israel. Sie sind symbolisch dargestellt als Familiengeschichte - mit allem, was dazu gehört, Liebe, Betrug, Versöhnung - und immer wieder mit der Hoffnung, dass die eigene Geschichte unter dem Segen Gottes steht.
Stefanie Jeller / radio klassik Stephansdom.
Abrufbar ist die Sendung unter dem Link:
https://radioklassik.at/programm/sendeformate/thema/jakobs-kampf/
Praxistag „Antisemitismus entgegentreten“ am 17.07.2023
Am 17.07. besuchten Schüler:innen einer 10. Klasse der Staatlichen Berufsschule III in Bamberg das Institut für Katholische Theologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Auf dem Programm stand ein Praxistag zum Thema „Antisemitismus entgegentreten“, den die Student:innen des Seminars „Antisemitismus begegnen: Wie funktioniert das im Kontext Schule?“ bei Jana Hock gestalteten. Dafür hatten die Student:innen Themen wie Antisemitismus in der Sprache, jüdischer Alltag und religiöses Leben oder auch den Umgang mit Erinnerungskultur in Deutschland in Workshops antisemitismuskritisch aufbereitet. Diese verschiedenen Stationen bearbeiteten die Schüler:innen in Kleingruppen. Die Student:innen konnten in den Workshops ihre Kenntnisse zu antisemitismuskritischer Bildung aus dem Seminar „Antisemitismus begegnen: Wie funktioniert das im Kontext Schule?“ anwenden und sich in der Entwicklung, Anwendung und Reflexion antisemitismuskritischer Bildungsmaterialien ausprobieren.
Update Theologie - Und jenseits von Eden? Sexualität und Geschlecht erden am 27.06.2023
Am 27.06.2023 gestaltete Prof. Dr. Kathrin Gies gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Weißer (Laubach) eine Fortbildung für Lehrer:innen und pastorales Personal des Erzbistums Bamberg.
Wirft man einen Blick auf die biblischen Schöpfungserzählungen, scheint alles klar: Es gibt zwei Geschlechter und nur zwei. Männer begehren Frauen, und Frauen begehren Männer. Und liest man auch im Buch Levitikus, dann wird hier anscheinend Homosexualität verurteilt.
Ein eindeutiger Glaube!?
Auf der anderen Seite wird die Kritik an der Heteronormativität lauter. Warum soll eine binäre Geschlechterordnung gelten, warum geschlechtliche und sexuelle Vielfalt ausgeschlossen werden?
Der Streit um Sexualität und Geschlecht fordert Kirche und schulischen Alltag, aber auch die Theologie heraus. Aus der Perspektive von Exegese und Theologischer Ethik nahmen wir dazu Stellung. Wir befragten zentrale biblische Texte und lehramtliche Dokumente, analysierten ihre Kontexte, ihre Reichweite und ihre Grenzen. Ziel war dabei, diskursfähig in einem hochaktuellen und umstrittenen Feld zu werden.
Podiumsdiskussion zu Queerness und Diversität in Deutschland am 17.04.2023
Lena Janneck nahm am 17.04.2023 an einer Podiumsdiskussion zu Queerness und Diversität in Deutschland zusammen mit Theresa Heck, Herrn Bankwitz sowie Schüler:innen der neunten Jahrgangsstufe des Gymnasiums Alexandrinum Coburg teil. Im Fokus standen dabei u.a. Schule, Sport und Kirche. Auch unterschiedliche Lesarten der biblischen Schöpfungserzählungen, die die Diskriminierung queerer Beziehungen und Personen befördern oder dieser entgegentreten, wurden diskutiert. Im Anschluss an die Veranstaltung werden die Schüler:innen eine Ausstellung für die gesamte Schulfamilie erarbeiten. Dabei wollen sie einerseits informieren, andererseits auf gegenwärtige Probleme und Herausforderungen aufmerksam machen. Wir wünschen dabei viel Spaß und Erfolg.