Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung

Seminar "Antisemitismus als Erfahrung und Struktur"

Im Rahmen des Zertifikatsprogramms "Antisemitismuskritische Bildung" reflektierten Studierende gemeinsam mit Expert:innen die gesellschaftlichen Bedingungen und Funktionen von gegenwärtigem Antisemitismus. Im Fokus standen historische Kontinuitäten, praktische Zugänge und aktuelle Herausforderungen in der Bildungsarbeit.

 

Antisemitismus ist in allen gesellschaftlichen Bereichen anzutreffen und stellt für Jüdinnen und Juden eine alltagsprägende Konstante dar. Die vom Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus 2018 festgestellte Perspektivendivergenz in der Wahrnehmung und Einordnung von Antisemitismus ist von zentraler Bedeutung. So trägt die nichtjüdische Mehrheitsgesellschaft, zumeist ungewollt, zur Aufrechterhaltung antisemitischer Strukturen bei. Antisemitismuserfahrungen werden wiederholt bagatellisiert, entideologisiert und umgedeutet, was einem wirksamen antisemitismuskritischen Handeln entgegensteht.

Im Rahmen des Zertifikatprogramms “Antisemitismuskritische Bildung” veranstalteten Romina Wiegemann (pädagogische Leiterin) und Alexander Vasmer (Bildungsreferent) vom Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung ein Blockseminar (01.-03.04.2025), in dem sie mit 13 Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen Antisemitismus als gesamtgesellschaftliches Phänomen reflektierten und dekonstruierten.

Das Seminar thematisierte Kontinuitäten, Brüche, Leerstellen, Funktionen und Wirkungen des Gegenwartsantisemitismus. Es sensibilisierte für ein erweitertes Verständnis von Antisemitismus als historisch angelegtes Gewalt- und Ungleichheitsverhältnis und schärfte den Blick, Antisemitismus nicht als Einzelfall, sondern als gesamtgesellschaftliche Struktur wahrzunehmen. Leitend für die Auseinandersetzung mit Antisemitismus in der Veranstaltung waren dabei die Grundsätze und Qualitätskriterien antisemitismuskritischer Bildung. Die Teilnehmenden hatten die Gelegenheit, das eigene Verhältnis zu Antisemitismus zu reflektieren und sich mit eigenen Wissensbeständen und Positionierungen auseinanderzusetzen. Zugleich bot das Seminar die Gelegenheit, konkrete institutionelle Ausformungen des Antisemitismus in den Blick zu nehmen.