Radiosendung: Jakobs Kampf
Um das sprichwörtlich gewordene Linsengericht kauft Jakob seinem Zwillingsbruder Esau, der hungrig nach Hause kommt, das Erstgeburtsrecht ab. Den Erstgeborenen-Segen erschleicht er sich durch eine List. Dann flieht er, denn Esau trachtet ihm nach dem Leben.
Nach vielen Jahren soll es zur Versöhnung mit Esau kommen. In der Nacht davor durchlebt Jakob schwere Stunden, einen nächtlichen Kampf. Als es hell wird, sagt er, dass er mit Gott gerungen habe.
“Das ist seine Deutung”, sagt die Bibelwissenschaftlerin Kathrin Gies, Professorin für Altes Testament an der Universität Bamberg: “Es bleibt offen, wer derjenige ist, mit dem er kämpft”. Vieles in der Jakobsgeschichte bleibt offen. Die Figuren sind allesamt ambivalente Charaktere, die fragwürdige Dinge, und ob Jakob tatsächlich der Gesegnete ist, steht immer wieder in Frage. “Diese Offenheit fasziniert mich”, sagt Kathrin Gies. Wir, die Lesenden, sind herausgefordert Stellung zu beziehen.
Jakobs Geschichte im Buch Genesis des Alten Testaments ist nicht nur die Geschichte einer individuellen Gestalt, sondernTeil der Ursprungserzählungen des Volkes Israel. Sie sind symbolisch dargestellt als Familiengeschichte - mit allem, was dazu gehört, Liebe, Betrug, Versöhnung - und immer wieder mit der Hoffnung, dass die eigene Geschichte unter dem Segen Gottes steht.
Stefanie Jeller / radio klassik Stephansdom.
Abrufbar ist die Sendung unter dem Link:
https://radioklassik.at/programm/sendeformate/thema/jakobs-kampf/