Auf der Suche nach einem Schatz – Exkursion ins jüdische Erfurt
Am Freitag, dem 28. Juni 2024, machte sich eine kleine Gruppe bestehend aus Studierenden der Katholischen Theologie und der Kunstgeschichte unter der Leitung von Prof. Kathrin Gies, Inhaberin des Lehrstuhls für Alttestamentliche Wissenschaften, und ihren Mitarbeitenden Lena Janneck und Jana Hock auf den Weg in die Thüringer Landeshauptstadt Erfurt, um sich im Rahmen der Antisemitismus-Prävention an zwei Tagen über das Jüdische Leben und Erbe in Erfurt zu informieren.
Gleich nach der Ankunft in Erfurt wurde die Alte Synagoge gemeinsam mit einer Studierenden-Gruppe der Judaistik aus Münster besucht. Geführt wurden die Teilnehmenden durch Maria Stürzebecher, Kuratorin der Alten Synagoge und Welterbe-Beauftragte Erfurt, die durch ihr umfangreiches Wissen unter anderem zum Erfurter Schatz wertvolle Einblicke geben konnte.
Wertvoll waren auch die Eindrücke, die darauf folgten. Karin Sczech, ebenfalls Welterbe-Beauftragte Erfurt und Ausgräberin der mittelalterlichen Mikwe, führte durch letztere und brachte die Gruppe anschließend ins Steinerne Haus, einem jüdischen Profan-Haus aus dem 13. Jahrhundert mit einer besonderen Deckenbemalung. Das Steinerne Haus, das mit der Alten Synagoge und Mikwe Teil des Welterbes ist, ist eigentlich noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich – umso bedeutender war für alle Teilnehmenden die Erfahrung.
Nach einem kurzen Besuch im Erfurter Dom und des Domschatzes, stand am Nachmittag die Sammlung Hebräischer Handschriften aus dem Mittelalter im Vordergrund, die in Faksimile-Ausgaben in der Alten Synagoge zu besichtigen sind, bevor es dann nach einem Abstecher zum mittelalterlichen Patrizierhaus Krönbacken zum Einchecken in die Jugendherberge ging.
Der Freitagabend endete dann mit der Kabbalat Schabbat mit der Jüdischen Gemeinde Erfurt in der Neuen Synagoge, die dort steht, wo bis zur Reichspogromnacht 1938 die Große Synagoge stand, und einem gemeinsamen Abendessen der Bamberger Gruppe.
Der zweite und gleichzeitig auch finale Exkursions-Tag begann nach einem stärkenden Frühstück mit einem Besuch der Gedenkstätte des Alten Jüdischen Friedhofs, bevor im Anschluss der Erinnerungsort Topf & Söhne besucht wurde. Es handelt sich hierbei um einen Täterort. Die Firma stellte unter anderem die Verbrennungsöfen für das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und das naheliegende KZ Buchenwald her und war aktiv am Ermordungsprozess in den Gaskammern beteiligt. Eindrucksvoll wurde durch die Ausstellung geführt. Wir erhielten neue Denkanstöße, wie über das Mitwissen der Menschen während der NS-Zeit gedacht werden kann. Der Erinnerungsort arbeitet auch über die Aufarbeitung der Firmengeschichte hinaus, und so konnte nach dem Besuch der Ausstellung auch die Große Synagoge mit Hilfe einer VR-Brille eindrucksvoll erlebt werden.
Am späten Nachmittag traten wir, nach einem kurzen Abstecher zum Sandmännchen, auch die Heimreise mit dem Zug nach Bamberg an. Dank der sehr guten Organisation konnten alle Programmpunkte mit Führungen von Experten in den entsprechenden Bereichen besucht werden, was eine große Bereicherung für alle Teilnehmenden darstellte. So wurde deutlich, wie wichtig es gerade heute ist, sich mit jüdischem Leben in Deutschland zu befassen.
Luisa Schmid für die Studierenden der Exkursion