Jerusalem

Grundzüge der Baugeschichte
vom Chalkolithikum bis zur Frühzeit der osmanischen Herrschaft

Jerusalem ist für die alttestamentliche Forschung nicht nur eine von vielen Städten in Juda. Vielmehr ist in Jerusalem als Schmelztiegel verschiedener Bewegungen der größte Teil des Alten Testaments entstanden, und selbst die nachbiblische Geschichte der Stadt ist bis hin zum Bau des Felsendomes am Ort des ehemaligen biblischen Tempels als eine konfessionsübergreifende Rezeptionsgeschichte der Zionstheologie zu begreifen. Daher kommt der Erforschung dieser Stadt eine für die biblische Theologie und ihre konfessionsübergreifende Rezeptionsgeschichte eine im wörtlichen Sinne »grundlegende« Bedeutung zu.

Seit Beginn ihrer historischen und archäologischen Erforschung fanden fast ununterbrochen archäologische Grabungen statt, und die Flut der archäologischen Publikationen ist unüberschaubar geworden. Und noch unüberschaubarer gestaltet sich die Erforschung der zahlreichen literarischen Quellen, denn Jerusalem wurde über Jahrhunderte hinweg durch antike jüdische und nichtjüdische Autorinnen und Autoren, durch Pilgerberichte und Pilgerführer, Urkunden und Liturgien, Heiligenviten und Legenden so häufig beschrieben wie – nach Rom – keine zweite Stadt.

Die vorliegenden Handbücher zu ihrer Geschichte sind indes seit langem veraltet. Zwar kommen fast jährlich popularwissenschaftliche »Geschichten Jerusalems« auf den Markt, doch ist die letzte umfassende Dokumentation der Geschichte Jerusalems in alttestamentlicher Zeit von Jan Simons 1952 erschienen, die bedeutenden Grabungen von Kathleen M. Kenyon 1962–1967 sowie die umfangreichen, seit 1967 unternommenen israelischen Grabungen sind also nicht mehr enthalten. Eine vergleichbare Gesamtdarstellung der neutestamentlichen Zeit wurde seit 50 Jahren nicht mehr versucht, und die bis heute bedeutendste Synthese zur Geschichte der christlichen Heiligen Stätten von Hugues Vincent und Felix-Marie Abel stammt von 1914 bis 1926 und ist in vielen Aspekten längst überholt.

Eine verantwortbare neue Synthese literarischer und archäologischer Quellen ist aber nur in einem interdisziplinären Rahmen möglich. Und für ein solches Projekt stellte der Sonderforschungsbereich 19 »Tübinger Atlas des Vorderen Orients« (TAVO) nahezu ideale Bedingungen bereit. So entstand unter systematischer Auswertung aller Fund- und Befundeberichte seit 1845 einerseits und (nahezu) aller literarischen Quellen von den Anfängen der Stadt bis ins Hochmittelalter in mühsamer Kleinarbeit zunächst ein umfangreiches Handbuch in zwei Bänden mit Beschreibungen von über 1200 Ortslagen wie Stadtmauern, Tempel, Teichen, Palästen, Wohngebieten, Kirchen, Synagogen, Moscheen, Mausoleen und einfachen Gräbern, die mehrheitlich archäologisch bekannt, mitunter – wie vor allem Stätten aus biblischer Zeit – aber auch nur literarisch belegt sind.

Klaus Bieberstein / Hanswulf Bloedhorn
Jerusalem. Grundzüge der Baugeschichte vom Chalkolithikum bis zur Frühzeit der osmanischen Herrschaft, 3 Bände
Tübinger Atlas des Vorderen Orients Beiheft B 100,1-3
Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag 1994.
ISBN 3-8826-671-6

Zugehörige Karten

Erläuternd zu den drei Bänden wurden vier groß­formatige Karten (50 x 70 cm) publiziert, die die Entwicklung der Stadt von ihren Anfängen im Chalkolithikum bis zur Frühzeit der osmanischen Herrschaft in feiner chronologischer Schichtung in 18 Phasen im Maßstab 1:5000 dokumentieren und, Ortslage um Ortslage, in de­taillierten Legenden erschließen.

•         Jerusalem. Baugeschichte, I. Von der frühen Bronzezeit bis zur Zerstörung durch Nebukadnezar II. (3100-587/586 v.Chr.): Tübinger Atlas des Vorderen Orients Karte B IV 7 I, Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag 1992.

•         Jerusalem. Baugeschichte, II. Vom Wiederaufbau in persischer Zeit bis zur Zerstörung durch Titus (539 v. - 70 n. Chr.): Tübinger Atlas des Vorderen Orients Karte B IV 7 II, Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag 1992.

•         Jerusalem. Baugeschichte, III. Vom Wiederaufbau in hadrianischer Zeit bis zum Vorabend der Kreuzzüge (117 - 1099 n. Chr.): Tübinger Atlas des Vorderen Orients Karte B IV 7 III, Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag 1992.

•         Jerusalem. Baugeschichte, IV. Von der Ankunft der Kreuzfahrer bis in frühosmanische Zeit (1099 - um 1750 n. Chr.): Tübinger Atlas des Vorderen Orients Karte B IV 7 IV, Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag 1992 (gemeinsam mit M. H. Burgoyne).

Die beiden erstgenannten Karten sind auf einem Kartenblatt gedruckt. Das dreibändige Handbuch (82 €) und die drei Kartenblätter (je 15 €) sind erhältlich beim Dr. Ludwig-Reichert-Verlag in Wiesbaden.

Dieselben Kartenblätter sind in identischen Nachdrucken auch im von Siegfried Mittmann und Götz Schmitt herausgegebenen Tübinger Bibelatlas, Stuttgart 2001, enthalten.

Rezensionen

•         K. Prag: Levant 27 (1995) 255-256.

•         E. Dassmann: JbAC 38 (1995) 206-208.

•         C. Dohmen: BiLi (1995) 220-222.

•         R. Reich: ByZ 88 (1995) 458-459.

•         H. Weippert: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 112 (1996) 66-69.

•         R. Schick: Bulletin of the American Schools of Oriental Research 304 (1996) 101-102.

•         M. Köckert: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 109 (1997) 133.

•         J. Krüger: Journal für Kunstgeschichte 1 (1997) 108-109.

•         E. Otto: Theologische Literaturzeitung 122 (1997) 881-883.

•         K. Elm: Annales Ordinis Equestris Sancti Sepulchri Hierosolymitani 11 (1997) 120-121.

•         A. Kaplony: Der Islam 76 (1999) 358-361.