Prof. Dr. Klaus Bieberstein

E-Mail:
klaus.bieberstein(at)uni-bamberg.de

Anschrift:
An der Universität 2
D-96045 Bamberg

Auswahl an Publikationen auf ORCID und Academia:
https://orcid.org/0000-0003-4221.0172
https://bamberg.academia.edu/KlausBieberstein

Studium

  • 1976–1983 Studium der Katholischen Theologie und benachbarter Fächer in Tübingen und Jerusalem

Vom Diplom zur Promotion

  • 1983–1985 und 1987–1990 Wissenschaftlicher Angestellter beim »Tübinger Atlas des Vorderen Orients« (SFB 19)
  • 1985–1987 Assistent am Lehrstuhl Altes Testament der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen (Lehrstuhl Prof. Dr. Walter Groß)
  • WS 1991/92 Promotion an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen mit einer Dissertation über die Landnahmeerzählungen Jos 1–6

Von der Promotion zur Habilitation

  • 1991–1997 Assistent am Biblischen Institut der Universität Freiburg Schweiz (Lehrstuhl Prof. Dr. Othmar Keel)
  • 1998–2000 Oberassistent des »Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung« am Biblischen Institut der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg Schweiz
  • WS 1998/99 Habilitation im Fach »Altes Testament« an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg Schweiz mit einer Studie zur Grammatik mythischer Sinnbildung, zur Entstehung der Eschatologie und ihrer Verräumlichung in der Erinnerungslandschaft Jerusalems

Lehrstuhl in Bamberg

  • 2000–2001 Lehrstuhlvertreter und 2001–2021 Inhaber des Lehrstuhls für Alttestamentliche Wissenschaften der Universität Bamberg
  • 2000–2004 Studiendekan der Fakultät Katholische Theologie der Universität Bamberg
  • 2006–2009 Senator der Universität Bamberg
  • 2006–2009 Dekan der Fakultät Katholische Theologie der Universität Bamberg
  • 2010–2013 Direktor des Instituts für Katholische Theologie der Universität Bamberg
  • seit 2014 Erster Vorsitzender des Vereins »Bamberger Theologische Studien«

 

»Muss nicht jedes Operieren mit überlieferten Texten der historischen Kritik aller näheren Umstände, der Produktions- wie der Rezeptionsbedingungen, unterzogen werden, wenn es nicht dem Aberglauben verfallen will?«
Pierre Bourdieux

 

Die Texte der Hebräischen Bibel des Judentums, des Alten oder Ersten Testaments des Christentums, sind Zeugnisse eines Jahrhunderte währenden Ringens um Sinnbildung und wurden nicht erst seit ihrer Kanonisierung in werkimmanenten Sinnbezügen gelesen.

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Doch eine ahistorische werkimmanente Lektüre wird seit der Aufklärung zunehmend als ungenügend empfunden, weil sie der Geschichtlichkeit des Menschen nicht gerecht wird. Schließlich sind die Texte nicht als zeitlose Wahrheiten vom Himmel gefallen, sondern wurden von Menschen für Menschen in konkreten Situationen formuliert, um sich mit konkreten Problemen auseinanderzusetzen und Antworten auf diese zu formulieren.

Darum war ihr Sinn in ihrem Wortlaut allein noch nicht definiert, sondern wurde erst im Zusammenspiel mit ihren Bezugsrahmen konstituiert und ist mit rein philologischen Mitteln nicht zu ergründen, sondern erschließt sich erst, wenn die stillschweigend vorausgesetzten Kontexte im Akt des Lesens einbezogen werden.

Diese Einbeziehung vorausgesetzter Kontexte mag für zeitnahe antike Leserinnen und Leser kein Problem gewesen sein. Doch wenn antike Texte über Jahrhunderte überliefert werden, gehen ihre ursprünglichen Kontexte verloren und werden von modernen Leserinnen und Lesern stillschweigend durch deren eigene Kontexte substituiert, wodurch sich das Verständnis der Texte verschiebt – oder verloren geht.

Darum kann eine wissenschaftliche Exegese weder in einer narratologischen noch in einer kanonischen Lektüre biblischer Texte verharren, sondern muss deren historische Kontexte rekonstruieren und die Texte als Auseinandersetzungen mit diesen interpretieren.

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Erst wenn diese Vorarbeiten geleistet sind, werden Diskursgeschichten untereinander konkurrierender Sinnentwürfe greifbar, die in unterschiedlichen Schöpfungserzählungen, rivalisierenden Modellen der Theodizee oder alternativen eschatologischen Visionen ausgetragen werden und in die sich moderne Leserinnen und Leser nach Hans-Georg Gadamer in einer reflektierten »Horizontverschmelzung« und »Horizontabgrenzung« zugleich einordnen können.

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Dann wird es möglich, systematisch nach jener Grammatik religiöser Sinnbildung zu fragen, die der unendlichen Geschichte religiöser Sinnentwürfe zugrunde liegt. Denn das einheitsstiftende Prinzip der vielfältigen Diskurse liegt weder in einem zeitlosen Lehrgebäude noch in vermeintlich zentralen Motiven, sondern nach Ernst Cassirer in transzendentalen Formen religiöser Sinnbildung, die sich der Grammatik mythischen Denkens bedient und in einer spezifischen Prägung von Raum und Zeit ausformuliert wird. 

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Die Grammatik religiöser Sinnbildung zu verstehen, die der Hebräischen Bibel, dem Alten oder Ersten Testament zugrunde liegt, ist das erkenntnisleitende Interesse der alttestamentlichen Forschung und Lehre.

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Abschiedsvorlesung vom 16. Juli 2021:

Raum und Zeit
Alttestamentliche Anregungen zu einer Kritik der religiösen Vernunft

Anlässlich der Abschiedsvorlesung erschienen:

Jürgen Bründl / Thomas Laubach / Konstantin Lindner (Hg.)
Zeichenlandschaften.
Religiöse Semiotisierungen im interdisziplinären Diskurs
(Bamberger Theologische Studien 41)
Bamberg: University of Bamberg Press 2021

Die Grammatik religiöser Sinnbildung zu verstehen, die der Hebräischen Bibel, dem Alten oder Ersten Testament zugrunde liegt, ist das erkenntnisleitende Interesse der alttestamentlichen Forschung und Lehre.

Grundlage der Forschung und Lehre ist daher zunächst die Geschichte Israels und seiner Literatur, insbesondere aber die Geschichte Jerusalems und seiner Sinnlandschaft, in der die grundlegenden Texte ausformuliert wurden, sodann die systematische Frage nach der in diesen Texten vollzogenen Codierung des mythisch-religiösen Raumes mit dem Tempel im Zentrum und den Gräberfeldern an der Peripherie, und schließlich die Frage nach der Codierung der mythisch-religiösen Zeit, die insbesondere in Vorstellungen eines absoluten Anfangs in der Schöpfung sowie einer absoluten Zukunft in der Eschatologie greifbar wird, die letztlich in einem unaussetzbaren Ringen um Theodizee gründen.

Hieraus ergeben sich sechs Schwerpunkte der Forschung und Lehre:

Mythos und Wahrheit
Das Alte Testament im philosophischen Kreuzverhör

Eine öffntliche Tagung von
Prof. Dr. Klaus Bieberstein
Prof. Dr. Michael Bongardt
Lena Janneck M.A,
Simon Steinberger M.A.

Freitag, 10. Januar 2025, 14:30–21:00 Uhr
Samstag, 11. Januar 2025, 9–14 Uhr
in der Katholischen Akademie in Bayern
in München

Seit 200 Jahren wird immer klarer, dass biblische Texte nicht einfach als Tatsachenbehauptungen (im naturwissenschaftlichen Sinn) gelesen werden können. Autoren der Romantik versuchten, sie als Mythen zu deuten, doch fehlten ihnen klare Kategorien, wodurch sich mythische Rede auszeichnet.

Ernst Cassirer, der bedeutendste deutsche Philosoph der Weimarer Republik, hat erstmals eine Grammatik mythischen Denkens entwickelt. Diese bietet einen Schlüssel zur Lektüre biblischer Texte und zum Verständnis biblischer Konzepte.

Eine Veranstaltung der Katholischen Akademie in Bayern
Flyer(206.2 KB) der Tagung

Anmeldungen an
anmeldung@kath-akademie-bayern.de
oder Tel. 089 – 3810 2117

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Wer ist Gottes Volk?
Judentum und Christentum im Geschwisterkonflikt

Ein interner Studientag von
Prof. Dr. Klaus Bieberstein

Mittwoch, 5. Februar 2025, 10–17 Uhr
im Bistumshaus St. Otto
Heinrichsdamm 32, Bamberg

Israel ist Gottes auserwähltes Volk, Jesus war ein Jude, und das Christentum ist aus dem Judentum hervorgegangen. Drei Grundpfeiler des christlichen Glaubens – und doch hoch problematisch.

Der Soziologe Bernhard Giesen hat in einer fesselnden Studie analysiert, wie Gesellschaften ihre kollektive Identität definieren, und drei rivalisierende Grundmodelle entdeckt. Wenn wir auf dieser Grundlage die alttestamentliche Literatur lesen, erkennen wir, dass die Frage, wer zu Gottes Volk gehört, innerbiblisch sehr umstritten war und das Konzept des radikalen Universalismus jenen Weg skizziert, dem sich das Christentum verschrieben hat.

Schließlich hat Daniel Boyarin, der sich selbst als orthodoxer Jude bezeichnet, Paulus als einen »radikalen Juden« bezeichnet und gezeigt, dass das rabbinische Judentum erst in Auseinandersetzung mit dem Christentum seine Gestalt erhielt, und Peter Schäfer hat von der »Entstehung des Judentums aus dem Geist des Christentums« gesprochen.

Das sind Denkanstöße, die zwingen, Grundpfeiler des christlichen Glaubens zu reflektieren und gegebenenfalls nachzujustieren – Stoff für eine eintägige biblische Denkwerkstatt.

Eine Fortbildungsveranstaltung des Erzbischöflichen Ordinariats Bamberg
Hauptabteilung Pastorales Personal

Anmeldungen über das Online-System
Kontaktadresse fortundweiterbildung@erzbistum-bamberg.de