Lehrstuhl für
Alttestamentliche Wissenschaften

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Alter Schlüssel, der auf einer hebräischen Bibel liegt.
Wortcluster, das verschiedene Begriffe zum Alten Testament sammelt.
Lehrstuhlfoto vom 30.06.2022 Benjamin Herges / Uni Bamberg

»Verstehst Du auch, was Du liest?«

»Verstehst Du auch, was Du liest?« (Apg 8,30) – so fragt Philippus den äthiopischen Kämmerer, der gerade den Propheten Jesaja liest.

Verstehen ist alles andere als selbstverständlich. Gerade die biblischen Schriften sind erklärungs- und auslegungsbedürftig und müssen erschlossen werden. Dabei kommt das Verstehen prinzipiell an kein Ende. Nur so können die biblischen Texte bleibend relevant sein. Gleichwohl muss jedes wissenschaftliche Bemühen um ein Verstehen der biblischen Texte methodisch abgesichert und hermeneutisch reflektiert sein.

In Bezug auf die biblischen Texte, speziell die des ersten Teils der christlichen Bibel, lassen sich vor allem drei Charakteristika bzw. Desiderate unterscheiden:

  1. Die Texte des Alten bzw. Ersten Testaments sind als menschliche Zeugnisse des Gottglaubens zeitlich bedingt und entstammen einem konkreten historischen Umfeld. Sie sind daher historisch, religions- und kulturgeschichtlich zu verorten.
  2. Die Texte des Alten bzw. Ersten Testaments sind literarische Texte, die eine ihnen eigene Welt des Textes entstehen lassen, in welche Leserinnen und Leser hinein verstrickt werden. Insofern werden die Texte mit philologischen und literaturwissenschaftlichen Methoden untersucht.
  3. Die Texte des Alten bzw. Ersten Testaments erheben im Kontext einer christlichen Rezeptionsgemeinschaft als Teil der christlichen Bibel den Anspruch, Offenbarung Gottes zu sein. Sie sind dabei nicht wortwörtlich zu verstehen, sondern müssen theologisch gedeutet werden.

Darüber hinaus führt jede gegenwärtige Beschäftigung mit den Texten des Alten bzw. Ersten Testaments auch zur Frage nach der interreligiösen Bedeutung der Texte, speziell im Dialog mit Judentum und Islam und in den Austausch mit anderen Theologien, Geistes- und Kulturwissenschaften. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Texten des Alten bzw. Ersten Testaments gibt es also nur im Plural Alttestamentlicher Wissenschaften.

Sieht man die Bedeutung von Theologie und Religionsunterricht darin, die Gottesfrage auch auf der Basis der Heiligen Schrift des Christentums in der Gesellschaft wachzuhalten, dann stellt sich im Besonderen die Frage nach der schulischen Inszenierung von Lehr-Lern-Prozessen mit alttestamentlichen Texten.

Aus diesem Verständnis der Alttestamentlichen Wissenschaften ergeben sich folgende Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls im Bereich der Anthropologie, Ethik und Didaktik und Verbindungen zu den Judentumsstudien.