Die Reisenotizbücher Heinrich Dressels aus den Jahren 1874–1876 und 1878
Beauftragt von Theodor Mommsen unternahm Heinrich Dressel in den 1870er Jahren Reisen südlich und südöstlich von Rom. Dabei führte er Reisenotizbücher, in denen er knapp 2.000 Inschriften dokumentierte. Seine Beobachtungen fanden durch Mommsen Eingang in die Inschriftenbände CIL IX und X. Ein Abgleich von Dressels Tagebüchern mit den gedruckten CIL-Bänden zeigt jedoch Unterschiede, z. B. bewusst in Kauf genommene Reduktionen der vorhandenen Informationen zu einer Inschrift, sodass am Ende kaum mehr als deren Text abgedruckt wurde.
Im Fokus der Untersuchung stehen die Inschriften im Original, ihre Dokumentation in Dressels Reisenotizbüchern sowie ihre Publikation im CIL inklusive der weiteren, den Druck vorbereitenden Informationen, die heute als Archivalien in der Arbeitsstelle des CIL liegen. Übergeordnet geht es um die Frage, wie die lateinische Epigraphik im 19. Jh. definiert wurde und sie sich seither entwickelt hat. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Frage nach dem Verhältnis von Text und Monument und dem Anteil der Archäologie in der Epigraphik.