Mythenrezeption und bauliche Repräsentation lokaler Eliten in den gallisch-germanischen Provinzen: Die römische Villa von Güglingen-Frauenzimmern und das Grabmonument von Cleebronn (Kr. Heilbronn)
Im Zentrum des vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg geförderten Dissertationsvorhabens stehen zwei herausragende, unmittelbar benachbarte Fundplätze im Zabergäu, einer fruchtbaren Siedlungslandschaft am westlichen Rand des Mittleren Neckarraums. Gutshof und Nekropole befinden sich im Bereich der jüngsten Gebietsakquisitionen Roms im Hinterland des Obergermanischen Limes. Die auf der Flur "Steinäcker" in Güglingen-Frauenzimmern liegende villa rustica verfügt durch ihre Lage im Zabertal über eine sehr günstige Verkehrsanbindung zu zentralörtlichen Siedlungen des Limeshinterlandes und den regionalen Absatzmärkten. Mit seinen reich ausgestatteten, repräsentativen Wohngebäuden nimmt der Gutshof des 2./3. Jh. n. Chr. eine Sonderstellung unter den villae rusticae des Limeshinterlandes ein. Qualitätvolle Steinreliefs mit ihren für den ländlichen Raum Obergermaniens ganz außergewöhnlichen Szenen aus der Odysee geben Auskunft über das kulturelle Umfeld und den Bildungsanspruch der Villenbewohner und werfen die Frage nach dem Besitzer der Anlage sowie seiner gesellschaftlichen Stellung auf. In denselben sozialen und zeitlichen Kontext gehört das Grabmonument von Cleebronn mit seinem weithin sichtbaren Aufbau und seiner gehobenen baudekorativen Ausstattung.
Im Rahmen der Dissertation werden die Ausgrabungen ausgewertet und im zeitlichen und sozialen Gesamtkontext der römischen Provinz Germania Superior interpretiert. Die herausragende Stellung des Ensembles bereichert unsere Kenntnisse über die Besiedlungs-, Sozial- und Bevölkerungsgeschichte der Grenzzonen Obergermaniens.