Der gallo-römische Umgangstempel auf Insula 13 der Colonia Ulpia Traiana/Xanten: Kultpraxis im überregionalen Vergleich

Im Rahmen des vom Landschaftsverband Rheinland und dem Archäologischen Park Xanten finanzierten Kooperationsprojekts werden die Grabungen im Bereich des gallo-römischen Umgangstempels auf Insula 13 in der Colonia Ulpia Traiana ausgewertet.

Zwischen 2017 und 2020 wurde auf Insula 13 im Rahmen zweier Grabungsschnitte ein Teilbereich eines gallo-römischen Umgangstempels aufgedeckt. Der Tempelbezirk nimmt etwa ein Viertel der gesamten Insula ein und ist somit der drittgrößte Tempelbezirk der Colonia Ulpia Traiana.

Der Grundriss der Anlage entspricht dem überwiegend in den römischen Nordwestprovinzen bekannten sakralen Bautyp des „Gallo-römischen Heiligtums“, bestehend aus einem Kultraum (cella), der im Zentrum eines von einem Mauergeviert gebildeten Umgangs liegt. Die Freifläche um diesen Bau wird durch zwei Mauerzüge, die zu einer einschiffigen Portikusanlage gehören, umschlossen und so gegenüber den profanen Bereichen der Stadt abgegrenzt. In den gut dokumentierten Baubefunden lassen sich zwei Bau- und mehrere Renovierungsphasen feststellen, die Gegenstand der aktuellen Auswertungen sind. Teilprojekte befassen sich darüber hinaus mit der architektonischen Ausgestaltung des Tempels sowie mit der Wandmalerei des Cella-Innenraumes.

Der erste Tempel bestand aus einer Cella mit Umgangsmauer, an die im Nordosten ein Podest für eine Freitreppe angeschlossen war. Für diese erste Bauphase lassen sich mindestens zwei zeitlich aufeinanderfolgende Renovierungen fassen, welche die Erneuerung des Außenwandputzes der Umgangsmauer zum Ziel hatten. Zu einem zeitlich noch nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt wurde dem Umgang eine weitere Mauer vorgesetzt, welche im Zusammenhang mit der Erweiterung oder Erneuerung der Freitreppe steht. In der zweiten Bauphase wurde nach der Mitte des 2. Jahrhunderts eine einschiffige Portikushalle als Begrenzung des Temenos angelegt.

Neben der Bearbeitung der Baustrukturen liegt der Fokus der aktuellen Forschungen auf der Auswertung verschiedener Gruben, die sich im Hofbereich der Anlage befanden und außergewöhnliche Aufschlüsse zu den im Heiligtum durchgeführten Ritualen bieten. Im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Archäologie, Archäobotanik und Archäozoologie lassen sich die dort praktizierten Kulthandlungen detailliert identifizieren. So beinhalten einige der Gruben die intentionell deponierten Überreste gemeinschaftlicher Kultmahle, die sich zum einen im verwendeten Trink- und Essgeschirr, zum anderen in den archäozoologischen und archäobotanischen Überresten fassen lassen. Ferner liefert eine Ziegelsetzung mit Libationsrohr Hinweise auf die wiederholte Durchführung von Trankopfern (libationes).

Zu Kulthandlungen und ihrer archäologischen Nachweisbarkeit in Heiligtümern der römischen Provinzen zwischen Niederrhein und Nordafrika fand im November 2023 eine internationale Fachtagung im LVR-Archäologischen Park Xanten statt (Publikation in Vorbereitung).

Literatur: E. Krieger, Eine Kultgrube im gallorömischen Umgangstempel auf Insula 13 der Colonia Ulpia Traiana. Arch. im Rheinland 2022 (Oppenheim 2023) 142–144. E. Krieger (Hrsg.), Do ut des – Kulthandlungen in Heiligtümern in den römischen Provinzen. Xantener Berichte in Vorb. V. Becker / E. Krieger / T. Zerl, Ein Umgangstempel auf Insula 13 in der Colonia Ulpia Traiana / Xanten – Aussagen zur Kultpraxis anhand der Befunde und Funde, des archäobotanischen und archäozoologischen Materials. In: Krieger in Vorb. Bearbeitung: Dr. Elisabeth Krieger. Kontakt: elisabeth.krieger(at)uni-bamberg.de

 

Literatur

E. Krieger, Eine Kultgrube im gallorömischen Umgangstempel auf Insula 13 der Colonia Ulpia Traiana. Arch. im Rheinland 2022 (Oppenheim 2023) 142–144.

E. Krieger (Hrsg.), Do ut des – Kulthandlungen in Heiligtümern in den römischen Provinzen. Xantener Berichte in Vorb.

V. Becker / E. Krieger / T. Zerl, Ein Umgangstempel auf Insula 13 in der Colonia Ulpia Traiana / Xanten – Aussagen zur Kultpraxis anhand der Befunde und Funde, des archäobotanischen und archäozoologischen Materials. In: Krieger in Vorb.

 

Bearbeitung: Dr. Elisabeth Krieger. Kontakt: elisabeth.krieger(at)uni-bamberg.de