Forschungen zum Forum der Colonia Ulpia Traiana/Xanten
Zwei an der Professur angesiedelte Forschungsprojekte beschäftigen sich mit dem zentralen öffentlichen Raum der römischen Koloniestadt. Um ein umfassendes Bild der antiken Platzanlage zu gewinnen, stehen in einem Projekt die Funde und im zweiten Projekt die Baustrukturen und Befunde im Mittelpunkt.
Mit dem Bau des Forums als Sitz der städtischen Verwaltung, der Gerichtsbarkeit und des Handels, bildete die Insula 25 das politische und administrative Zentrum der Colonia Ulpia Traiana und prägte als zentrale Platzanlage das Stadtbild. Um diesen zentralen Bereich des römischen Xanten einzurichten, musste das zuvor bereits besiedelte Gebiet von der älteren Bebauung befreit und als Baugrund ausgewiesen werden. Im Rahmen eines vom Landschaftsverband Rheinland finanzierten Kooperationsprojekts des APX und der Professur für Archäologie der Römischen Provinzen werden nun die umfangreichen Funde sowohl aus dem Bereich der Vorgängerbebauung als auch aus den Nutzungsphasen des Forums bearbeitet.
Die umfassenden Ausgrabungen legten eine dichte Abfolge von Bauperioden im Forumsbereich frei. Die frühesten Spuren auf dem Gelände gehören zu einem eisenzeitlichen Gräberfeld. Die älteste römische Siedlungstätigkeit setzt um die Zeitenwende ein und weist dieses Areal bereits lange vor Erhebung des Platzes zur Colonia als Kernbereich der stetig wachsenden Siedlung aus. So wurden während des gesamten 1. Jahrhunderts n. Chr. fortdauernde Baumaßnahmen an den Gebäuden durchgeführt. Sie sind durch eine typische Kombination von Wohnbebauung mit Läden und Werkstätten charakterisiert und weisen die spätere Forumsinsula als zentrale Ökonomiezone der frühen Stadtgründung aus.
Die Befunde der Foruminsula der Colonia Ulpia Traiana/Xanten
Ziel des Projekts ist die Vorlage sämtlicher antiker Baustrukturen auf Insula 25, in der sich das Forum als zentraler öffentlicher Raum und Ort der römischen Herrschaftsrepräsentation befunden hat. In über 70 Ausgrabungsflächen wurden zwischen 1927 und 1998 bauliche Strukturen von der vorrömischen Eisenzeit bis zur Spätantike freigelegt. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Baugeschichte des coloniazeitlichen Forums, das im Zusammenhang mit der Erhebung Xantens zur Colonia unter Kaiser Trajan errichtet wurde. Es ist aber auch der Frage nachzugehen, ob die vor-coloniazeitlichen Holzgebäude bereits Teil eines öffentlichen Raumes waren, oder ob für den Forumsbau ältere Wohnbebauung planiert wurde. Neben diesen ortsgeschichtlichen Fragen sollen Rekonstruktionsfragen der Holzgebäude des 1. Jahrhunderts und ihre Funktion im Zentrum des Erkenntnisinteresses. Ob und inwiefern das Forum auch noch in der Spätantike als öffentlicher Raum fungierte, ist eine weitere, in ihrer Tragweite weit über Xanten hinausreichende Fragestellung des Projekts.
Bearbeitung: Dr. Valeria Selke. Kontakt: valeria.selke(at)uni-bamberg.de
Das Fundmaterial aus dem Forum der Colonia Ulpia Traiana/Xanten
Ziel der Auswertung der Funde ist die Datierung der Baubefunde und die funktionale Einordnung der Nutzungsbereiche der verschiedenen frühkaiserzeitlichen Gebäude. Zudem sollen Erkenntnisse zu Sozialstrukturen und zu den wirtschaftlichen Beziehungen im Entwicklungsverlauf der vorcoloniazeitlichen Siedlung gewonnen werden. Dabei wird auch untersucht, welche Rolle dem inschriftlich und über Ausrüstungsgegenstände in der Zivilsiedlung nachgewiesenen Militär zukommt.
Damit stellt die Auswertung der Funde eine wichtige Ergänzung zu der parallel zur Fundbearbeitung laufenden Auswertung der Baustrukturen durch Dr. Valeria Selke dar. Die Zusammenführung beider Forschungsvorhaben wird einen substantiellen Beitrag zur Kulturgeschichte einer römischen Metropole nördlich der Alpen leisten.
Bearbeitung: Dr. Regina Franke. Kontakt: regina.franke(at)uni-bamberg.de