"Gartenstädte" der Maya
Siedlungsentwicklung und Bodengüte in Dzehkabtún, Campeche, Mexiko
Die klassische Maya-Kultur (ca. 250-950 n.Chr.) auf dem Gebiet der heutigen Staaten Mexiko, Guatemala, Belize und Honduras ist bekannt für ihre kulturellen Errungenschaften in Astronomie, Mathematik, Architektur und Kunsthandwerk. Maya-Siedlungen waren jedoch lange nur unzureichend bekannt, da sich archäologische Untersuchungen im schwierigen Umfeld des dichten Waldes zumeist auf monumentale Steingebäude in den Zentren beschränkten, die als Herrschersitze dienten. Erst als im Zuge großer Survey-Projekte auch die Außenbereiche der Siedlungen erforscht wurden, rückten Fragen nach der Siedlungs- und Wirtschaftsweise in den Mittelpunkt.
Die Struktur der Maya-Siedlungen wird dominiert von sog. Hofgruppen, in denen Wohn- und Wirtschaftsgebäude auf einer gemeinsamen Plattform um einen Hof gruppiert sind. Aufgrund von geochemischen Untersuchungen seit den 1980er Jahren ist anzunehmen, dass zwischen den Hofgruppen Gartenbau vmtl. als Ergänzung zum außerhalb der Siedlungen betriebenen Ackerbau praktiziert wurde. Klare Nachweise gibt es jedoch bislang nur wenige. Angesichts der potentiellen Bedeutung der Bodennutzung innerhalb der Siedlungen ist es erstaunlich, wie spät das Augenmerk der Forschung auf die Böden, ihre Güte, Nutzbarkeit und die räumliche Verteilung der Typen gelegt wurde.
Die Bodengüte dürfte nicht nur in der Krise der Endphase der klassischen Maya-Kultur eine Rolle gespielt haben, sondern bereits in der Frühphase, als zunächst gute Böden, später weniger ertragreiche Böden für die wirtschaftliche Nutzung erschlossen wurden. Die Kontrolle des Zugangs zu guten Böden hätte demnach die Herausbildung einer wirtschaftlichen und politischen Elite befördert. Somit wäre die Bodengüte nicht nur von ökonomischer und ökologischer, sondern auch von sozialer und politischer Bedeutung für die Entwicklung der Maya-Kultur.
Zur Überprüfung dieser Hypothese soll die räumliche Verteilung von Bodentypen und -güte im Zusammenhang mit der Siedlungsentwicklung der früh- bis postklassischen Maya-Siedlung von Dzehkabtún, Campeche, Mexiko untersucht werden. Dieser Fundort wurde vom Ibero-Amerikanischen Institut Berlin, mit dem eine Vereinbarung über eine Zusammenarbeit besteht, über viele Jahre archäologisch erforscht. Im Rahmen von zwei von der Universität Bamberg intern geförderten Feldkampagnen konnten wir (Karsten Lambers und Katja Kothieringer 2014; Katja Kothieringer mit Unterstützung von Katrin Günther 2018) bodenkundliche Prospektionen am Fundort durchführen, um erste Kenntnisse über die vorherrschenden Bodentypen (anthropogen / natürlich), ihre Verteilung und eine mögliche Nutzung zu gewinnen. Auch sollte der Frage nachgegangen werden, ob die vermeintlich offenenen Flächen zwischen den Hofgruppen tatsächlich offen im Sinne von unbebaut sind, oder ob Erosion zu einer teilweisen sedimentären Überdeckung von baulichen Strukturen geführt hat.
Neben Bodensondagen (Abb. 1) ermöglichte vor allem die Anlage von Bodenprofilen (Abb. 2, 3) eine Ansprache und Identifikation der einheimischen Bodentypen (Abb. 4) sowie die Gewinnung von Bodenmaterial für Laboranalysen. Zwischen den Hofgruppen verläuft die lokale Bodenentwicklung kleinräumig sehr unterschiedlich: es finden sich durch Bodenerosion überprägte anthropogene Böden, welche Keramik- und Holzkohlefragmente enthalten (Abb. 2), sowie auch tief verwitterte rote Böden (Luvisole, Abb. 3) ohne augenscheinliche anthropogene Überformung. Zur Beurteilung der Bodenqualität werden derzeit laufende Laboranalysen von bodenchemischen Parametern wie Kalkgehalt, pH-Wert, Kationenaustauschkapazität und gelöste organische Substanz sowie 14C-Datierungen der schichtweise enthaltenen Holzkohlen und mikromorphologische Analysen an Bodendünnschliffen durchgeführt. Aus den erhobenen Parametern können Rückschlüsse auf die anthropogene Nutzung des Bodens und dadurch bedingte Vegetationsveränderungen, einsetzende Bodenerosion und Verlagerungsprozesse von Bodenmaterial gezogen werden.
In einem zu beantragenden Drittmittel-Projekt sollen dann die Böden der Siedlung und im näheren Umfeld systematisch analysiert sowie ihre Verteilung mit der Siedlungsentwicklung verglichen werden, um ein Landnutzungsmodell zu entwickeln. Auf diese Weise soll die Rolle der Böden für die Siedlungsentwicklung von Dzehkabtún geklärt werden, was einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des urbanen Charakters von Maya-Siedlungen leisten wird.
Finanzierung:
- Vorbereitungsprojekt: interne Forschungsförderung (FNK)
- geplantes Folgeprojekt: DFG