Eine Wissenschaft im Umbruch. Andreas Röschlaub (1768-1835) und die deutsche Medizin um 1800
Andreas Röschlaub, Alumnus und Professor der älteren Universität Bamberg, gehört zu den einflussreichsten, aber auch umstrittensten deutschen Medizinern an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Da er, anders als sein Kollege Adalbert Friedrich Marcus, seither weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden ist, soll anlässlich seines 250. Geburtstags an sein Wirken und seine Karriere an der Universität Bamberg erinnert werden.
Der 1768 in Lichtenfels geborene Röschlaub studierte und promovierte an der Universität Bamberg und erhielt hier seine erste Professur. In seiner Dissertation von 1795 setzte er sich mit dem damals ebenso innovativen wie kontroversen medizinischen System des Schotten John Brown auseinander, das er später zu einer eigenständigen Erregungstheorie weiterentwickelte. Röschlaub steht damit beispielhaft für eine Umbruchphase der medizinischen Wissenschaft, in der sich alte Gewissheiten wie die Humoralpathologie auflösten, grundlegende Neuerungen wie die moderne Bakteriologie und Virologie aber noch in der Zukunft lagen.
Obwohl Röschlaub bereits 1802 an die Universität Landshut wechselte, war seine Zeit in Bamberg besonders produktiv. Hier verfasste er seine grundlegenden Schriften zur Erregungstheorie und verhalf dem Bamberger Krankenhaus als Stellvertreter des Direktors Adalbert Friedrich Marcus in den Jahren 1799 bis 1802 zu nationaler und internationaler Bekanntheit. Die starke Resonanz, welche die Behandlungsmethoden und die Lehrtätigkeit von Marcus und Röschlaub fanden, beschränkte sich nicht nur auf die Medizin, sondern fand auch bei Literaten wie Goethe und E.T.A. Hoffmann sowie bei Philosophen wie F.W.J. Schelling und August Wilhelm Schlegel Niederschlag. Insgesamt ist Röschlaub ein herausragendes Beispiel für die überregionale Wirksamkeit eines Bamberger Gelehrten um 1800 und dessen Einbindung in mitteleuropäische Kommunikationsnetze.
Im Rahmen einer Festveranstaltung am Montag, den 22. Oktober 2018 um 17:00 Uhr wird ein Sammelband mit Aufsätzen zum Wirken Röschlaubs und zur Geschichte der Medizinischen Fakultät der älteren Universität Bamberg der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Marburger Anatom und Kenner der Medizingeschichte Prof. em. Dr. Gerhard Aumüller hält den Festvortrag mit dem Titel "Zwischen 'medicinischer Polizey' und philosophischer Medizin. Medizinkonzepte in Bamberg um 1800".
Interessierte sind herzlich eingeladen.
Publikation und Veranstaltung sind ein Kooperationsprojekt des Lehrstuhls für Neuere Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte, Prof. Dr. Mark Häberlein, und des Universitätsarchivs Bamberg, Dr. Margrit Prussat.
Für die finanzielle Unterstützung danken wir der Lyzeumstiftung Bamberg sowie der Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs (FNK).